Was lange währt wird endlich gut – das dürften sich auch die schottischen Newcomer von TO KILL ACHILLES gedacht haben. Gegründet bereits im Jahr 2010, dauerte es eine ganze Dekade, bis die Melodic-Hardcore-Kombo die richtigen Hebel in Bewegung setzen konnte und schließlich mit Arising Empire im Rücken ihre Musik über die Highlands hinaus in die weite Welt tragen kann. So stand in der vorigen Bandgeschichte einzig ein in Eigenregie veröffentlichtes Album aus dem Jahr 2013 zu Buche. Doch nicht nur die Band selbst, sondern auch Freunde emotionalen Hardcores dürfen sich freuen, dass das Quintett sein Potenzial nun auch endlich auf die breite Masse loslassen kann.
Lange brauchen die Briten nicht, um den Hörer von sich selbst zu überzeugen und ihre Stärken zu präsentieren: Auf dem Opener „fourpercent“ kommen TO KILL ACHILLES mit einem unfassbar energischen, an Comeback Kid erinnernden Drive um die Ecke, der live für schwindelerregende Circle Pits sorgen dürfte. Dabei gelingt es ihnen zudem, mit Mark Tindals wehklagenden und erschütternden Shouts dem Track eine emotionale Tiefe zu verleihen, wodurch der Hörer sogleich gefesselt und auch nicht mehr so schnell losgelassen wird.
Während die junge Band auf den ersten beiden Titeln den Fuß auf dem durchgedrückten Gaspedal hält, erweitert sie ihren Sound mit dem nächsten Song „Luna Et Altum“ um eingängige Melodien und hochemotionale Parts, in denen einzig Tindals krächzige Vocals im Fokus stehen. Beide Elemente erhaschen auch im weiteren Verlauf immer wieder die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers, so zum Beispiel auch auf dem lyrisch bedrückenden und musikalisch doch Hoffnung versprühenden „Oh God, I’ve Never Felt So Low“.
Die Hoffnungslosigkeit der Texte in Kombination mit den ausgeklügelten Melodien erinnert dabei nicht selten an die kanadischen Kollegen von Counterparts, doch auch eine Vorzeigeband wie Being As An Ocean zu ihren frühen Zeiten schimmert immer wieder musikalisch durch („Black Marble“). Obwohl TO KILL ACHILLES es nicht schaffen, sich musikalisch vollständig von den Genrevorreitern abzugrenzen, klingt ihre Musik zu jeder Zeit frisch und authentisch. Ob im von Spoken Vocals dominierten „We Only Exist When We Exist Together“ oder im äußerst eingängigen, von coolen Drum-Patterns geleiteten „21:36“: Den Mannen aus Dundee gelingt es stets, abwechslungsreiche und eigenständige Songs zu schreiben, die großen Spaß machen und die emotionale Komponente nie aus dem Blick verlieren.
Doch nicht nur für Freunde melodischen Hardcores ist „Something To Remember Me By“ eine regelrechte Freude. Auch Fans cleverer Songtexte kommen bei TO KILL ACHILLES voll auf ihre Kosten. So betreiben die Musiker regelrechtes Storytelling, bei denen jedes Wort, jede Betonung an der richtigen Stelle sitzt. Thematisch stehen dabei vor allem die Bewältigung persönlicher Probleme und die Auseinandersetzung mit der eigenen psychischen Gesundheit im Vordergrund – ob es explizit um den Tod der Mutter („Beautiful Mourning“) oder darum, sich selbst von der Welt abzuschotten („Oh God …“) geht, die Palette ist breit und beinahe jeder Text trifft ins Herz.
TO KILL ACHILLES fahren auf der 14 Tracks starken Platte alles auf, was ein Melodic-Hardcore-Album benötigt: Energische Rhythmen, abwechslungsreiche Melodien, starke Vocals und tief berührende Lyrics. Mit „Something To Remember Me By“ ist den Schotten somit nicht nur ein makelloses Label-Debüt geglückt, sondern gleich eine Platte, die sie in deutlich höhere Sphären hinaufschießen dürfte – man kann es der Band nur wünschen, dass dies auch ohne Gigs und Live-Promotion funktioniert.
Wertung: 8.5 / 10