Review Twilight Guardians – Sintrade

Eine, nach offiziellen Label-Angaben, Power Metal Band aus Skandinavien mit Keyboard-Einlagen. Mal ganz ehrlich… Wen juckt das schon? Dürfte sowieso wieder ein Stratovarius-Klon sein. Diese Aussagen treffen auf die TWILIGHT GUARDIANS aus Finnland genau nicht zu. Denn was dem Hörer hier geboten wird, kann man zwar alles ganz entfernt in die Power Metal Schublade packen, aber „Sintrade“ hat doch viel mehr zu bieten!

So lässt sich die CD eigentlich grob in mehrere Blöcke teilen. Der Opener „Through The Stars“, das flotte „Wanderer“, das expermintelle „Skin To Skin“ und das ruhige „Still“ bilden den Gothic-Metal Block. Denn hier schwirren dunkel-süße Gesangsmelodien und passende Keyboard-Einlagen aus den Boxen, die mit flotten Power Metal Riffs garniert werden. Und dabei umschiffen die fünf Musiker auch noch geschickt jede noch so tückische Klischee-Untiefe. Wenn es nur einen Stil namens Power Gothic geben würde… Auf die ersten vier Tracks dieses Albums würde er jedenfalls passen, wie das berühmte Körperteil auf den Eimer!Das experimentelle Keyboard-Intro zu „My Spoiled Reign“ scheint in dieselbe Kerbe zu hauen. Aber das dauert nicht lange. Von jetzt an regiert der lupenreine Power Metal: Galoppriffs, schnelles Drumming und eine tolle Gesangsleistung von Veas Virtanen geben dem Fan von Geschwindigkeit und Eingängigkeit alles, was er braucht.
Allerdings scheint dieser lupenreine Power Track nur als Übergang zu dienen. Denn jetzt wirds progressiv! Vertrackte Gitarrenstrukturen, dezent eingestreute aber trotzdem immer präsente Keyboard-Passagen, nicht immer einfach zu meisternde Gesangslinien und eine eher ruhigere Grundausrichtung sorgen dafür, dass auch Anhänger des nicht ganz abgehobenen Progs mit den TWILIGHT GUARDIANS etwas anzufangen wissen dürften. Aber auch hier vergisst das Quintett nicht hin und wieder mal den ein oder anderen Power Metal Riff auszupacken und so für Eingängigkeit zu sorgen.
Es folgt dann noch die Cover-Version des Madonna-Klassikers „La Isla Bonita“, die allerdings unüblicherweise nicht am Ende des Albums steht, sondern an vorletzter Stelle vor „Inside“. Und bei diesen beiden Stücken wildern die Finnen ganz eindeutig im Hardrock und Riff-Rock der 80er. Sehr groovige bassorientierte Stücke, bei denen der Tieftöner auch schon einmal den Ton angibt. Dazu kommt noch eine Ausrichtung im gemäßigten Mid-Tempo Bereich und perfekt ist der Rock-Reißer. Dabei vergessen die TWILIGHT GUARDIANS allerdings auch nicht modernere Elemente einzubauen, die sich vor allem in den Keyboard-Einlagen und der Dynamik zwischen Strophe und Chorus wiederfinden.

Wir haben es bei „Sintrade“ also mit einem sehr vielschichtigen Album zu tun. Doch anstatt alle diese Stile zu kombinieren und den Hörer so zu überfordern, klingt die Musik des Quintetts immer irgendwie anders. Mal nach Gothic Metal, mal nach Power Metal, mal nach Prog Rock und mal nach Hardrock. Verbindendes Element ist dabei immer die Stimme von Sänger Vesa, der auf „Sintrade“ einen wirklich großartigen Job macht. Ob der stilistischen Vielfalt dürfte wohl ein Großteil der Headbangerschaft mit dem Album warm werden. Allerding fehlen auf der Scheibe die wirklich großen Einzelstücke. Sie erhält ihre Wirkung erst als Ganzes, entfaltet diese dann aber vor allem aus ihrem Abwechslungsreichtum. Da denkt man, man hat die Musik der Band gerade verstanden und dann machen die plötzlich was ganz anderes! Für den Metaller, der nicht nur berieselt werden will, also genau das richtige.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert