Review Weh – Origins

Folkmusik ist schon seit einiger Zeit der heimliche „Pausensnack“ für den beinharten Metaller. Die in der Regel akustisch dargebotene Musik weist dabei mitunter eine erstaunliche Vielfalt auf, so dass es bei gelegentlichen Ausflügen ins semibekannte Land durchaus nicht langweilig werden muss. Und dass Folk nicht gleichbedeutend mit irischer Friede-Freude-Eierkuchen-Musik ist (die sicher auch ihren Reiz hat), zeigen bzw. zeigt WEH mit der Veröffentlichung von „Origins“, einer Doppel-CD mit Demos seit 2002, sowie einer Handvoll neuer Tracks.

WEH, das ist im Prinzip Erik E., der sich vor knapp 10 Jahren mit seiner Akustikgitarre ans Werk machte, seine dunklen Emotionen zu kanalisieren. Hierbei greift er mittlerweile neben seiner Stimme auch auf ein Tambourin und einen Bass zurück, wirklich facettenreich wird die Musik aber vor allem durch den variablen Gesang. Man mag es sich zunächst kaum vorstellen, aber Erik röhrt teilweise ich echter Metalmanier ins Mikro. Das ist zwar gewöhnungsbedürftig, passt insgesamt aber nicht schlecht zu der wirklich ordentlichen klaren Stimme. Leider erfährt man im Info nicht besonders viel übe rden Protagonisten, da sich die meisten Zeilen damit beschäftigen, die Anzahl der Spuren der Aufnahmegeräte zu nennen bzw. den Umstand, dass mit „Likbør“ ein Song von Windir verakustikt wurde. Wenn man sich die 36 (!) Songs so durchhört, fällt eben diese Coverversion gar nicht mal so auf, weder positiv noch negativ. Möglicherweise kann man es also Manko bezeichnen, dass sich die Songs insgesamt etwas wenig voneinander unterscheiden. Klar, der Gesang ist wirklich ok und spielen kann der Mann auch, aber unter dem Strich limitiert man sich natürlich, wenn alles auf der akustischen Gitarre aufgebaut ist.

Und so fällt es auch schwer, einzelne Lieder herauszugreifen. Auf der ersten CD ist es zweifellos „The War Is Over“, welches gleichzeitig auch die längste Nummer ist und somit einigen Raum zur individuellen Entfaltung bekommt. Die gezupfte Melodie bleibt schon nach wenigen Durchgängen hängen, „Hang `Em High“ ist zwar kurz, aber auch hier kann man von einer gewissen Eingängigkeit sprechen. Dass die Songs sonst eher gemächlich am Hörer vorbeiplätschern, ist nicht als Kritik gemeint. Denn mal ehrlich, wer Folk hört, der erwartet doch auch den entspannten Hörgenuss, um einfach mal musikalisch abschalten zu können. Damit soll jetzt aber nicht der Eindruck entstehen, dass WEH Jedermannmusik machen, die man eben so mitnimmt. Man sollte sich schon vorher etwas intensiver mit der Möglichkeit einer Anschaffung auseinandersetzen, aber wer sich generell offen zeigt, dürfte hier eine kleine Perle vorfinden.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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