Review White Darkness – Tokage

Songnamen, die sich lesen, als hätte man einen Schimpansen an die Schreibmaschine gesetzt, ein Artwork, das gleichermaßen moderne Kunst wie Müll darstellen könnte, ein Bandname, der gleichermaßen für Indie-Pop wie Melodic Death Metal stehen könnte, und das Ganze veröffentlicht über ein Label für avantgardistischen Doom Metal? Klingt interessant… und ist es auch.

Mit seinem Soloprojekt WHITE DARKNESS nimmt sich Jason Köhnen auf „Tokage“ des Konzepts des Doom Metals an, um dieses zu entfremden: Könnten die Drums und, mit Ausnahmen, auch die Bassspuren einem „normalen“ Doom Metal-Album entstammen sein, gibt es hier als Begleitung keine tonnenschweren Riffs, sondern abgefahrendste, futuristische Klänge aus Synthesizern und dergleichen zu hören, welche Köhnen, der dem ein oder anderen von seinen anderen Bands The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble, The Mount Fuji Doomjazz Corporation oder Bong Ra her bereits ein Begriff sein könnte, kunstvoll-chaotisch übereinandergeschichtet hat.
Heraus kommt dabei eine faszinierendes, aber völlig skurriles Klangkonstrukt, welches – wie auch das Album-Artwork – gleichermaßen kalt, abstoßend und verstörend, wie verlockend, faszinierend und auf morbide Art einladend wirkt.
So ist das Album gleichermaßen räudig wie ästhetisch, lässt auf der einen Seite seinen musikalischen Anspruch immer wieder durchblitzen, um andererseits nur wenige Takte später, nicht zuletzt durch den sinistren Flüstergesang, an Bösartigkeit den norwegischen Black Metallern Mayhem zu Maniac-Zeiten kaum nachsteht.

„Tokage“ ist das japanische Wort für „Eidechse“ – wahrscheinlicher jedoch ist, dass Köhen sein Album nach dem gleichnamigen Taifuns, welcher 2004 über Japan sein Unwesen trieb und für Chaos und Zerstörung sorgte, betitelt hat. Denn auch, wenn das Album nicht eben nach einem Taifun klingt, so doch zumindest nach dem Chaos danach. Großes Weltuntergangs-Kino, und für jeden ein Muss, der sich das Mount Fuji Doomjazz Orchestra ohne Jazz vorstellen kann.

Wertung: 9 / 10

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