Review Woburn House – Monstrous Manoeuvres In The Mushroom Maze

Während wohl der Großteil der Menschen ständig das Gefühl hat, zu wenig Zeit zu haben, gibt es immer wieder Leute, die es – ob durch eine Zeitmaschine oder eine andere Beinflussung des Raum-Zeit-Kontinuums ist nicht bekannt – offensichtlich schaffen, aus jedem Tag 28 Stunden herauszuschlagen. Anders jedenfalls ist kaum zu erklären, wie es Musiker wie Florian Toyka schaffen, derart viele Projekte gleichzeitig zu betreiben.
So ist der Mann nämlich in nicht weniger als vier Bands aktiv – welche, und das ist der springende Punkt, allesamt derzeit (sehr erfolgreich, wie man anmerken muss) neue Alben veröffentlicht haben bzw. dies in Kürze tun werden.

Während sich Klabautamann und Valborg eher dem düsteren Schwarz- und Todesmetall verpflichtet sehen, kann WOBURN HOUSE auch auf dem zweiten Album wohl am ehesten als Progressive oder Sludge-Metal beschrieben werden.
Dabei klingt „Monstrous Manoeuvres In The Mushroom Maze“ bei Leibe nicht komplett anders als die anderen Releases, an denen Toyka beteiligt war – sowohl diverse Riffs, als auch der warme Sound der Scheibe verbindet sie deutlich mit den genannten Bands.
Hauptunterschied ist wohl der durchweg klare Gesang, für den hier, wie auch bei Island, Christian Kolf verantwortlich ist – eine weitere Überschneidung zwischen den Formationen, die dafür sorgt, dass alles irgendwie verwand und doch verschieden wirkt.
Wer die Releases der andere Bands kennt, vor allem die mit WOBURN HOUSE noch am ehesten vergleichbaren Island, weiß, dass die Herren aus der ehemaligen Landeshauptstadt Bonn alles andere als „easy listening“-Musik schreiben: So ist „Monstrous Manoeuvres In The Mushroom Maze“ zwar hochmelodisch, jedoch dennoch verhältnismäßig wenig eingängig: Lang wiederholte Passagen wechseln sich mit atmosphärischen Parts ab, die fast schon als psychedelisch beschrieben werden müssen – als Paradebeispiel hierfür kann das 13-minütige „Oil“ oder das dünfminütige Instrumental „Globus“, welches mystisch-verspielt eine sehr vereinnahmende Atmosphäre aufbaut, herhalten. Das Mainriff von „Transmitter“, dem vorletzten und, nicht nur in Form des Titels, als Gegenstück zum abschließenden „Transformer“ angelegten Songs hingegen könnte ähnlich auch bei Valborg Verwendung finden – doch spätestens der darauf folgende ausgefeilte Cleanteil beweist die Vielseitigkeit dieses Albums. Soweit, so gut – denn bisher bietet die Musik wenig Anhaltspunkte für Kritik. Das bleibt auch so, denn musikalisch ist auch am letzten Song nichts zu mäkeln – als etwas übertrieben empfinde ich lediglich die fast acht Minuten reines Vogelgezwitscher, die den Song mit 23:24Min. nicht nur extrem in die Länge ziehen, sondern auch der Stimmung, die in der ersten Hälfte aufgebaut wurde, etwas abträglich sind.

Nach einer Stunde Musik kann man WOBORN HOUSE also guten Gewissens zu einem gefühlvollen, detailverliebten Album gratulieren, das zwar nicht zu jeder Sekunde mitreißt, aber doch stets zum genaueren Hinhören einläd und so wohl nicht nur musikalisch aufgeschlossenen Metallern Freude bereiten wird – lediglich das Coverartwork empfinde ich als herben Fehlgriff – besonders, wenn man bedenkt, welch gelungene Kunstwerke beispielsweise „Glorification Of Pain“ (Valborg) und „Merkur“ (Klabautamann) zieren.

Wertung: 8 / 10

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