Review Wolfen – Chapter IV

Deutscher Power Metal! Da denkt man natürlich schnell an Bands wie Helloween, Gamma Ray oder Edguy. Doch neben der melodischen Variante des Power Metal gibt es auch noch die druckvolle, die gerne von Bands aus Amerika gespielt wird. Und auch in Deutschland tummeln sich einige Truppen, die eher den toughen Zweig des Power Metal bevorzugen, wie zum Beispiel Rage oder Mystic Prophecy.
In diese Kategorie kann man auch WOLFEN stecken. Die Truppe aus Köln veröffentlicht gerade ihr viertes Full Length Album, das passenderweise auf den Titel „Chapter IV“ hört. Und darauf lassen WOLFEN es ganz schön krachen.

Eine druckvolle Rhythmusarbeit und knackige Riffs sind das Fundament des Sounds von WOLFEN. Dennoch sind die Leads melodisch, die Hooks vergleichsweise eingängig und die Höhepunkte mitgrölkompatibel. Mit „Revolution / Evolution“ geben die Rheinländer gleich zu Beginn des Albums eine ordentliche Kostprobe davon. Drums und Bass lassen die Boxen erzittern, die Riffs forcieren die Dynamik und dennoch lädt der hervorragend thronende Refrain schnell zum Einsteigen ein.
Diese Marschroute wird bei „D.F.A.I.T.“ und „The One“ konsequent weitergeführt, wobei bei letzterem ein paar epische Elemente eingeflochten werden, ohne dass der Song seine Power verliert. Der klasse Höhepunkt erhält so aber einen schön hymnischen Charakter. Gelegentlich gibt es kleine Übergriffe zum Thrash Metal wie bei „Nefilim“, was weitere Abwechslung auf die Scheibe bringt. Der Spagat zwischen US Power Metal und Thrash Metal gelingt gut, und die Anhänger der melodischen Klänge werden dennoch nicht vergrault. Nach dieser Energie-Attacke erwarten den Hörer bei dem Groove-Metal-Stampfer „Hole In The Sky“ überraschenderweise sogar einige emotionale Töne.
Das Songwriting ist aber nicht nur abwechlungs- und ideenreich, sondern fast durchweg gutklassig. Ich kann auf „Chapter IV“ keinen Track finden, der nicht seinen individuellen Reiz hat. Am besten gefallen mir „Revolution / Evolution“, „The One“, „I Am I“, „Unbroken“, „Birmingham 6“ und „White Chapel“. Etwas gewöhnungsbedürftig ist lediglich die Halbballade „Dolor Mundis“, weil sie zwischen den zumeist kantigen Stücken ein bisschen wie ein Fremdkörper wirkt und Sänger Andreas von Lipinski für solchen Schmacht auch nicht das perfekte Timbre hat. Er kann sich mit seiner kraftvollen, voluminösen Stimme bei den dynamischen Songs bestens in Szene setzen, hier bedarf es jedoch etwas mehr Schmalz in der Klangfarbe. Davon abgesehen gibt es im handwerklichen Bereich nichts zu meckern. Alle Musiker leisten gute Arbeit.

Das ist mal Power Metal, der den Begriff sehr wörtlich nimmt. Wer die Werke von Mystic Prophecy oder US-Bands wie Cage und Helstar abfeiert liegt hier genauso richtig. „Chapter IV“ ist ein richtig starkes Album, mit dem WOLFEN nun vielleicht endlich auch mal etwas mehr ins Rampenlicht treten können.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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