Review Xiphea – Once Upon A Time

Bekannt ist die Welt der Erzählungen und Märchen wohl uns allen. Kaum jemand dürfte im zarten Kindesalter ohne die Geschichten von Rotkäppchen, Schneewittchen oder dem Wolf und den sieben Geißlein aufgewachsen sein. Wer auch immer sich gewünscht hat, derartige Erzählungen einmal in einem epischen, wertig arrangierten Symphonic-Metal-Gewand zu erleben, wurde erhört: Die Band XIPHEA aus dem Raum Nürnberg liefern genau das mit ihrem zweiten Album „Once Upon A Time“.

Richtig gelesen: Auf ihrem Zweitwerk adaptiert die Symphonic-Metal-Band klassischen Märchen-Stoff und erzählt diesen auf ihre Weise mit der für das Genre typischen Kombination aus bombastischen Arrangements und brachialer Gitarrenarbeit. So erscheinen die Geschichten um Schneewittchen, Rotkäppchen oder Cinderella, um ein paar der Themen des Albums zu nennen, in einem gänzlich neuen, pompösen und dabei sehr druckvoll und kräftig produzierten Gewand. Hierbei klingen sowohl die verspielt bis majestätisch anmutenden Melodien als auch die Gitarrenriffs qualitativ sehr hochwertig.
Selbiges trifft auf den Gesang zu, der natürlich bei solch einem textlich doch spezifischen Konzept eine besonders entscheidende Rolle trägt. Wenn Vokalistin Sabine Meusel im Opener „We Are The Wind“ einsetzt, wird sofort klar, dass ihre sanfte, sehr angenehme Stimme wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge zu den Lyrics passt. Unweigerlich erinnern die Vocals an die Anette-Olzon-Ära der Band Nightwish, was durchaus als Lob gemeint ist. In einigen schnellen Gesangspassagen wird der Text zwar teilweise ein wenig unverständlich, das stört aber nur wenig, da die Sängerin abgesehen davon eine tolle Leistung abliefert. Gitarrist Neil Meusel stellt mit seinen kräftigen Growls den derben Konterpart zu den lieblichen Gesängen dar und ergänzt diese ansprechend. Das ist natürlich keine neue Idee innerhalb des Symphonic Metals, aber eine sehr gut umgesetzte, wenngleich seine Parts an einigen Stellen etwas kurz kommen und gerne noch ausschweifender hätten sein dürfen.

Das Material auf „Once Upon A Time“ kann eine ganze Menge und XIPHEA gelingt es, die zehn Songs hindurch alles zu geben und vollauf zu überzeugen. Das Album präsentiert sich als verspielt und sehr eingängig, was insbesondere an den Refrains liegt, die sich in aller Regel schnell in den Gehörgängen festsetzen. In kitschige Gefilde driften XIPHEA, wie es bei diesem Themenbereich gefährlich ist, dabei nie ab. Und da die Märchenwelt ohnehin nicht immer nur bunt und farbenfroh ist, schreckt die Band auch vor düsteren Momenten nicht zurück. Exemplarisch sei hierfür der Song „The Shrine Of Ama“ genannt, dessen bedrohlich stampfendes Intro für Gänsehaut sorgt. Mit Textstellen wie „Blood was shed and many soldiers died“ finden sich dabei auch nicht nur Zeilen, die unbedingt für Kinderohren geeignet sind.
Egal, welche Erzählung sich XIPHEA auch vornehmen, die Umsetzung gelingt stets gut, sodass „Once Upon A Time“ den Hörer bereits beim ersten Durchlauf vereinnahmen kann. Manche der Nummern benötigen vielleicht ein wenig Zeit, um zu wachsen, doch mindestens „Cinderella“, „The Shrine Of Ama“, „The Little Mermaid“ und „Briar Rose“ sind Instant-Kracher, die auf Anhieb in jede Symphonic-Metal-Playlist gehören. Und viel weniger, wenn überhaupt, hat der Rest der Nummern größtenteils ebenfalls nicht auf dem Kasten.

So bescheiden, fast schon schüchtern sich XIPHEA mit ihrem Schriftzug auf dem wunderschön und hochwertig anmutenden Cover auch geben, so sehr trumpfen sie mit ihrer Musik auf. „Once Upon A Time“ ist ein majestätisches, verspieltes sowie auch düsteres Symphonic-Metal-Werk und eine Märchenstunde, auf die man sich gerne einlässt. Prädikat: Zauberhaft!

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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