Interview mit Sabine und Neil Meusel von Xiphea

Mit ihrem zweiten Album „Once Upon A Time“ lassen XIPHEA eine Märchenstunde auf die Hörer los, die es durch symphonischen Bombast, aber auch headbangtaugliche Gitarrenarbeit nur so in sich hat. Wir fanden die Platte gut genug, um Sängerin Sabine Meusel sowie Gitarrist und Growler Neil Meusel zum Interview zu bitten.

Den meisten unserer Leser dürftet ihr noch kein Begriff sein, daher würde ich euch zunächst bitten, euch und die Band kurz vorzustellen.
Sabine: Hallo Pascal, hallo Metal1.info, ich bin Sabine und die Sängerin der Band XIPHEA. Bevor ich Teil meines Herzensprojektes XIPHEA werden durfte, habe ich meine Zeit mit Klavierspielen, Tanzen, Musik schreiben verbracht, dann Band-Erfahrung gesammelt. Heute bin ich glückliches Mitglied der ersten Fairytale-Metal-Band und kann dort alle meine Leidenschaften vereinen.
Neil: Hallo Pascal, mein Name ist Neil und ich bin Gitarrist und Schreihals der Band. Wir sind eine bunte Truppe aus dem schönen Süden Deutschlands und versuchen die Metal-Welt mit Märchen zu bereichern.

Stichwort Märchen – euer Konzept ist ja im Grunde schnell beschrieben: Bekannte Märchen und Erzählungen werden in ein symphonisches Metal-Gewand gebettet. Allzu herkömmlich erscheint diese Idee dennoch nicht. Wie kam es zu diesem Konzept?

S.: Die Idee, fantastische, märchenhafte Geschichten in Musik zu verwandeln, haben wir von Anfang an umgesetzt. Grundlage war unser eigenes XIPHEA-Märchen, das wir seit Beginn an erzählen. Es handelt von einer jungen Frau, die eine geheime Welt betritt und dort Abenteuer bestehen muss. Aus einigen Kapiteln entstanden Songs wie zum Beispiel „Sweet The Tale“ oder „The Shrine Of Ama“. Da Märchen uns so sehr inspirieren, haben wir uns mit dem aktuellen Album „Once Upon A Time“ dazu entschlossen, völlig in die Märchenwelt einzutauchen und ein neues Genre einzuläuten: Fairytale Metal!

Bleiben wir gleich noch bei der Figur XIPHEA. Als Band-Name klingt das sehr mystisch, was entsprechend zu eurem Sound passt. Im Song „The Shrine Of Ama“, den du erwähnt hast, wird sie als weiblicher Charakter beschrieben, der eine Invasion von Riesen abwehrt. Wie kam es zu der Idee hinter dieser Figur?

S.: Die Heldin XIPHEA ist frei erfunden. Es gibt in der griechischen Mythologie Vorbilder, die mich fasziniert haben und an die XIPHEA eine Anlehnung ist. Durch das Erzählen ihrer Geschichte lassen sich auch persönliche Erlebnisse verarbeiten. XIPHEA ist ein bisschen die Frau, die ich bin und die ich sein möchte. Während sie in einer Welt der Sagen und Zauberwesen bestehen muss, kämpfe ich mich durch einen weniger magischen Alltag, dafür aber mit meiner Fantasie.

Was spricht euch an Märchen besonders an und inwieweit findet ihr, dass gerade sie geeignet sind dazu, im Rahmen des Symphonic-Metal-Genres erzählt zu werden?

S.: Märchen sind beides: Einfach und komplex. Sie sind geheimnisvoll und lebendig. Außerdem bieten sie Spielraum für die eigenen Bilder im Kopf. Musikalisch sind sie interessant, weil die Geschichten Spannungsbögen haben, die sich wunderbar musikalisch erzählen lassen. In der Trickkiste des Symphonic Metal finden sich Mittel, um Schauer, Romantik, Aggression, das Böse sowie das Gute zum Leben zu erwecken. Wir empfinden diesen Musikstil als passend zu den Geschichten auf Grund der unglaublichen Vielfalt, die sich nicht zuletzt aus dem Einsatz klassischer Instrumente ergibt.

Welche Metal-Bands beziehungsweise -Genres oder Musik im Allgemeinen hört ihr privat? Und inwieweit denkt ihr, dass die Musik, die ihr hört, einen Einfluss auf euer eigenes musikalisches Schaffen hat?
S.: Natürlich hören wir auch gerne zu wie andere Bands Symphonic Metal umsetzen. So stehen in meinem CD-Regal Alben von Epica, Nightwish, Krypteria, aber auch CDs anderer Stilrichtungen. Ich bin ein großer Fan von Tori Amos, Rammstein und Hans Zimmer.
N.: Auch in meinem CD-Regal finden sich Alben von den Großen der Symphonic-Metal-Szene wie Epica und co.. Gerne lausche ich aber auch den Klängen aus anderen Richtungen wie Punk, Metalcore, Post Hardcore und vieles mehr. Einflüsse aus verschiedensten Genres sind durchaus in unserer Musik zu hören. Natürlich wird man beeinflusst von der Musik, die man selbst gerne hört. Die Kunst ist es, dennoch etwas Eigenes zu kreieren. Das gelingt mal mehr und mal weniger. Das findet man in jedem kreativen Werk.

Ende September musstet ihr die Trennung von eurem Bassisten Renè bekanntgeben. Wie steht es um die Suche nach einem Nachfolger am Tieftöner. Habt ihr schon jemanden in Aussicht?
S.: In der Tat sind wir dabei, die Band wieder zu komplettieren. Wir haben schon mit ein paar netten Musikern beziehungsweise Bassisten geprobt und sind guten Mutes, dieses Jahr den Nachfolger bekannt geben zu können.

Ein unbeschriebenes Blatt seid ihr nicht mehr: 2014 ist euer Debüt-Album „From The Uncharted Island“ erschienen, nun legt ihr mit „Once Upon A Time“ nach und seid auch immer wieder für live-Konzerte zu haben. Wenn ihr die letzten Jahre mit dem Alltag vor der Band vergleicht, spürt ihr starke Veränderungen, beziehungsweise auch Einschränkungen? Ist es manchmal schwierig für euch, die Tätigkeit für die Band in Einklang mit Berufsleben, Familie, Freunden etc. zu bringen?
N.: Veränderungen gibt es natürlich viele, das ist ja auch normal und gut so. Kreativität braucht einen ständigen Wechsel, damit weiterhin neue Ideen entwickelt werden können. Das Privatleben ist dann allerdings in der Tat sehr vollgepackt, denn es kostet viel Zeit und Engagement in einer Band zu sein neben dem Berufsleben. Es macht aber eben auch riesig Spaß und man erlebt immer wieder etwas Neues und schöne, aufregende Dinge. Einschränkungen gibt es meiner Meinung nach keine, zumindest keine, die man nicht auch wohlwissend in Kauf nimmt und damit dann auch kein Problem hat. Wir versuchen in der Band immer eine Harmonie zu erhalten, damit es allen gut geht. Ich bin der Ansicht, dass nur dann auch das Erreichen der Ziele möglich ist.

Dann gehen wir mal genauer auf „Once Upon A Time“ ein. An dieser Stelle Gratulation zum wirklich tollen Album! Zunächst: Welche Unterschiede seht ihr zwischen dem Album und eurem Debüt? Wo entdeckt ihr die größten Veränderungen?
N.: Vielen Dank für das Lob. Das freut uns sehr. Ich glaube, dass wir uns relativ treu geblieben sind. Ich vermute, dass unser neues Album etwas härter geworden ist als unser Debüt, was zugegeben nicht geplant oder gewollt war. Eine Veränderung sehe ich am meisten beim klassischen Anteil der Songs. Der ist größer und ausgereifter als beim Album davor. Allerdings ist es eher eine Weiterentwicklung als eine Veränderung. Wir haben nie im Sinn gehabt, diesmal etwas ganz anders zu machen. Wir schreiben musikalische Geschichten und die Besten davon, aus unserer Sicht, packen wir zu einem schönen Geschenk zusammen. Im Prinzip versuchen wir, jeden Song so einzigartig wie möglich zu machen.

Wie seid ihr beim Songwriting vorgegangen? Handhabt ihr es so, dass jemand für die Texte zuständig ist, jemand für die Riffs und so weiter, oder entstehen alle Bestandteile der Songs bei euch in Zusammenarbeit?
N.: Sabine und ich schreiben die Songs im Rohformat. Sprich, wir haben oft nur einzelne Melodien oder einzelne Textpassagen oder auch orchestrale Parts, die dann zusammengefügt werden. Ich finde es gar nicht so einfach zu erläutern, wie der Prozess genau abläuft. Manchmal läuft es auch einfach und manchmal nicht. Sabine schreibt alle Texte und für Riffs etc. bin ich zuständig. der symphonische Teil folgt dann von uns beiden. Wir sitzen dann stundenlang, manchmal auch tagelang in unserem Studio, um neue Ideen zu generieren und zu entwickeln. Uns ist wichtig, dass jedes Bandmitglied mit dem Ergebnis zufrieden ist, seinen Senf dazugeben konnte, um Ideen zu verwirklichen.

Seid ihr mit bisherigen Feedback zum Album zufrieden? Und fällt es euch generell manchmal schwer, mit negativer Resonanz umzugehen?

S.: Wir sind nicht nur zufrieden, sondern richtig aus dem Häuschen, auf Grund der sehr positiven Resonanz auf unser Album. Wir sind sehr dankbar für die vielen lobenden Worte. Es freut uns, dass wir andere Menschen auch mit dem, was wir schön und wunderbar finden, begeistern können. Mit negativer Resonanz umzugehen ist natürlich nicht immer leicht. Vor allem, wenn etwas kritisiert wird, das einem sehr am Herzen liegt, weil man viel Mühe investiert hat. Dennoch muss man einen Weg finden, negative Bewertungen nicht allzu nah an sich herankommen zu lassen. Konstruktive Kritik kann auch förderlich sein, um es das nächste Mal eventuell besser zu machen oder darauf zu achten, es anders zu machen. Letztendlich kann man auch nicht jeden begeistern. Geschmäcker sind eben verschieden.


Im Zentrum der Texte stehen ja verschiedene Märchen und Erzählungen, von denen es natürlich noch einige mehr gibt als die, die ihr auf „Once Upon A Time“ behandelt. Wie seid ihr bei der Auswahl der Themen vorgegangen? Was hat dazu geführt, dass es gerade die Geschichten wurden, die es letztlich auf die Platte geschafft haben?
S.: Zu einem großen Teil habe ich mich für die Märchen entschieden, die ich schon immer gerne gelesen habe, eben meine Lieblingsmärchen, wie zum Beispiel Hänsel und Gretel, Cinderella und Rotkäppchen. Aber auch die Musik brachte mich auf die Ideen, welche Märchen sie erzählen möchte. So erinnerte mich das bombastische Intro von „Briar Rose“ an ein großes, königliches Fest und inspirierte mich, die Geschichte um Dornröschen und die dreizehnte Fee zu erzählen.

Habt ihr die Märchen genau so übernommen und in euren Texten dargestellt, wie sie überliefert sind, oder gibt es da auch Abwandlungen beziehungsweise Eigeninterpretationen?
S.: Sowohl als auch. Es war mir wichtig, einige Märchen originalgetreu wiederzugeben. Trotzdem konnte ich nicht widerstehen, auch ein bisschen frei zu agieren. Ich habe ein paar Mal die Perspektive gewechselt, aus einer Nebenrolle die Hauptdarstellerin gemacht und auch aktuelle gesellschaftskritische Fragen verarbeitet. So geht es bei „Dancing With The Wolves“ auch darum, nicht automatisch anzuerkennen, was andere als das Böse oder Gefährliche bezeichnen.

Um noch ein wenig in die Zukunft zu blicken: Ist dieses Konzept der Märchen-Umsetzung etwas, auf dem ihr definitiv weiter aufbauen wollt, oder ist es denkbar, dass sich das nächste XIPHEA-Album um etwas anderes drehen wird?
N.: Das Konzept war ja bereits von Anfang an Teil der Band und wird auch in Zukunft ein Teil der Band bleiben. Sicherlich wird es weiterhin schöne Metal-Märchen von XIPHEA geben. Es gibt noch viele Dinge zu entdecken, noch viele schöne Geschichten, die gerne erzählt werden möchten. Dass eventuell auch andere Themen behandelt werden, ist nicht ausgeschlossen. Wir verstehen uns als musikalische Geschichten-Erzähler, die nicht zwingend in der Märchenwelt vorkommen müssen.

Gibt es denn schon Pläne für ein weiteres Album? Wenn ja, mögt ihr uns vielleicht schon ein Wenig darüber verraten?
N.: Pläne für ein neues Album liegen durchaus bereits in der Schublade. Allzu viel können wir dazu aber noch nicht sagen, da wir ja erst „Once Upon A Time“ veröffentlicht haben. Ich denke es wird aber in einem ähnlichen Konzept bleiben. Da uns Musik immer im Kopf herum spukt, werkeln wir regelmäßig an neuen Ideen. Wenn genügend gutes Material vorhanden ist, wird es von XIPHEA auch wieder etwas Neues geben.

Was habt ihr nun, da „Once Upon A Time“ erschienen ist, ansonsten in Bezug auf die Band geplant? Was steht nun an?

N.: Videodreh, Live-Konzerte, Promotion für „Once Upon A Time“, da steht so einiges an. Zudem wird es eben personelle Veränderungen geben wie bereits erwähnt, und da werden wir mal sehen, was sich in der Zukunft noch alles ergibt. Es lohnt sich also immer mal bei uns auf der Webseite vorbeizuschauen, oder uns in den sozialen Netzwerken zu folgen, um auf dem Laufenden zu sein.

Dann bedanke ich mich vielmals für eure Zeit und würde das Interview gerne mit unserem traditionellen Metal1-Brainstorming ausklingen lassen. Was sind eure Gedanken zu folgenden Begriffen?
Der Wolf und die sieben Geißlein:
S.: Über dieses Märchen habe ich mich früher geärgert. Dumme Geißlein, armer Wolf.
N.: Haben wir noch nicht vertont.
Philosophie:
S.: Dürfen alle mitmachen, nicht nur die Intellektuellen, auch die mit Herz und Gefühl.
N.: Oh ja, da kann man viele schöne, lange Gespräche führen. Sehr gut.
Slayer:
S.: Muss ich noch live sehen.
N.: Fett! Was soll man da anderes sagen?
Der Herr der Ringe:
S.: Der Ring regt mich auf und Frodo ist toll.
N.: Hm, leider nicht mein Fall.
Nightwish oder Epica?:
S.: Oh Gott, das geht nicht… stimmungsabhängig, beide toll.
N.: Epica!
Hardwired… To Self-Destruct:
S.: Müsste ich erst anhören.
N.: Metallica, oder? Gibt’s die noch?

Damit wären wir am Ende und ich überlasse euch die letzten Worte. Was würdet ihr euren Hörern und unseren Lesern gerne noch mit auf den Weg geben?
Beide: Vielen Dank für das nette Gespräch Pascal, danke für die interessanten Fragen. Vielen Dank auch an alle, die uns bis hierhin unterstützt haben und weiterhin unterstützen. Danke an alle Fans und Freunde und lasst uns gemeinsam die Metal-Welt mit Märchen verzaubern.

Publiziert am von Pascal Weber

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert