Review Ynis Vitrin – A Dark Land

Die Band YNIS VITRIN legt mit „A Dark Land“ ihren ersten, selbstproduzierten Longplayer vor. Bereits seit 1999 machen die Jungs zusammen Musik, das vorliegende Album wurde über einen Zeitraum von zwei Jahren eingespielt und im März 2005 fertiggestellt. Wenn die Fünf auf ihrer Homepage unter den eigenen Lieblingsbands Dream Theater, Rush, Symphony X, Blind Guardian, Queensryche und Yes angeben, dann sollte die Marschrichtung jedem klar sein – hier gibt’s metallischen, melodischen Prog auf die Ohren, der eine Ehe mit einigen Powermetal-Zutaten eingeht. Nun mag der eine oder andere Leser denken: Klar, kennen wir zu genüge, ist ja nichts Neues, kommt bestimmt aus Italien. Doch, nein, dem ist nicht so: Die Band kommt aus Portugal und hat mit dem vorliegenden Album einen erstaunlich professionell klingenden Erstling im Gepäck!

Eröffnet wird das Album von Orchesterklängen aus dem Keyboard. Alsbald gesellen sich rhythmische Gitarren hinzu, man klingt schön symphonisch-progressiv und vermisst dennoch nicht den „Rotz“ in dem Material. Nach äußerst interessant gestalteten ersten zwei Minuten leiten uns perlende Pianoläufe zu dem ersten Gesangseinsatz von Benhur Vieira Lima, der bei der Truppe auch den Bass bedient. Dann gibt’s erst mal ein state-of-the-art Gitarrensolo auf die Ohren, ehe Lima die zweite Strophe beginnt. Seine Stimme scheint wie gemacht für die Musik, passt sich sehr harmonisch dem Gesamtbild der Musik an. Allerdings artikuliert er sich für meinen Geschmack ein wenig zu gepresst; es hört sich gezwungen an, nicht natürlich. Der Chorus des Tracks ist ebenso gelungen. Auch bei den späteren Instrumentalpassagen kann man den Jungs wirklich keinen Vorwurf machen. Man bewegt sich zwar durchaus im bekannten Power-Prog-Metal-Fahrwasser, ist jedoch sicher auf Kurs und hat hier wohldurchdacht arrangiert. Beide Stilrichtungen halten sich die Waage und der Song klingt erstaunlich reif.
Das gilt auch für das folgende, von sanftem Piano eingeleitete „Remains Of Life“. Ein hymnischer Sechsminüter, der in der Tat zu keiner Zeit Schwächen zeigt, sofern man als Powermetaller nicht durchgehendes DoubleBass-Drumming bevorzugt. Sehr schön, dass die Band dieses Klischee mehr als nur einmal im Laufe des Albums umschifft. So macht man gute Midtempo-Songs.

Auf Platz 3 der Tracklist folgt dann auch schon der Titeltrack: Ein episches Intro geleitet uns zu einer melodischen Gitarrenlinie. Der Gesang kommt in diesem Stück derbst „oper-esk“ und dissonant rüber. Klingt ein wenig wie die italienischen Kollegen von Rhapsody, wäre aber dennoch glatt einer der besten Rhapsody-Songs. YNIS VITRIN schaffen es mit atmosphärischen Keyboardteppichen oder stilvollen, weichen Keyleads immer wieder, den Songs einen progressiven Touch zu verleihen. Insbesondere die Instrumentalpassagen wissen hier zu gefallen.

Nach den Tracks 4 und 5 fällt dann jedoch so langsam auf, dass die Jungs einen recht eingeschränkten Sound haben. Das vorliegende Material klingt insgesamt doch recht ähnlich, man vermisst etwas die Abwechslung und wartet auf besonders hervorstechende Momente. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es sich bei „A Dark Land“ um eine Debütplatte handelt. In diesem Zusammenhang sollte vielleicht viel eher darauf hingewiesen werden, dass man es tatsächlich schafft, den Hörer 68 Minuten lang mit hörenswerter Kost zu unterhalten und sich hier kein Song findet, der derbst hinter dem restlichen Material abfällt. Die konstant gute Qualität der Songs ist mit Sicherheit ein Ergebnis des langen Aufnahmeprozesses, man hört einfach, dass YNIS VITRIN sich nur gelungene Tracks rausgesucht haben. „A Dark Land“ klingt tatsächlich wie ein Album, nicht wie eine Ansammlung loser, ungeordneter Ideen. Das ist löblich, auch wenn der ganz große Überflieger noch fehlt.

Auf dem Weg durch das Album begegnen uns deshalb auch noch einige tolle Songs: Besonders hervorheben sollte man hier den Longtrack „Awake“, der kurz vor der Neun-Minuten-Marke ins Ziel einläuft. Bei diesem Track erinnert mich die Band an die durchaus empfehlenswerten Genre-Kollegen Powerquest, Dragonforce oder Magnitude 9. Wer die also mag, ist wohl auch bei YNIS VITRIN nicht an der falschen Adresse. „Crossfire“ dürfte für die eingefleischten Powermetaller ein gefundenes Fressen sein. Geht sehr straight nach vorn, der Song, und beinhaltet einen dieser typisch hymnisch-fröhlichen Refrains!

Insgesamt betrachtet kann man der Band nur attestieren, mit ihrem Erstling eine sehr schöne erste Marke hinterlassen zu haben. Die Songs sind allesamt gut, die Aufnahmequalität für eine Eigenproduktion meiner Ansicht nach deutlich gehobene Klasse und die instrumentale Ausführung der Songs weiß zu gefallen! Lediglich eine richtige Ballade mag noch fehlen.

Wer nun Interesse an der Band gefunden hat: Auf ihrer Homepage www.ynisvitrin.com könnt ihr in drei komplette Tracks reinhören, die einen sehr guten Eindruck von der Band vermitteln. Natürlich könnt ihr dort auch „A Dark Land“ bestellen.

Wertung: 7 / 10

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