Review Zandelle – Flames Of Rage

Harte Arbeit zahlt sich aus. Das Schwarzenberger Label Pure Steel Records veröffentlicht seit gut zwei Jahren Platte um Platte und versucht sich am Markt in der Heavy und Power Metal Ecke zu etablieren. Gerade hier tummeln sich natürlich nicht gerade wenige Bands und so gab es in der Zeit nicht nur bisher unbekannte Perlen sondern auch unbekannte eigenwilligere Bands aus dem Hause Pure Steel zu hören. Doch allein der rege Umtrieb und beständige Wille langfristig zu den großen Häusern aufzuschließen zahlen sich langsam aus. Mit ZANDELLE konnte eine Band nach Schwarzenberg gelockt werden, die mir bereits vor dem aktuellen Output „Flames Of Rage“ ein Begriff war. Die Herren aus Amerika trennten sich 2007 auf Grund nicht genannter Differenzen vom bisherigen Label LMP auf dem auch der Vorgänger „Vengeane Rising“ erschien und wechselten zu Pure Steel. Nach einigen Umbesetzungen liefert das 1995 gegründete Quintett nun das zweite Album „Flames Of Rage“ ab, bevor man sich damit im Herbst auf große Europatournee begibt. Soweit also alles im grünen Bereich.

Schon das galoppierende Eröffnungsriff von „Killing Gaze“ macht klar wohin die musikalische Reise geht und auf wessen Spuren man wandelt. Iced Earth und alte Blind Guardian oder Primal Fear stehen hier Pate. Eingängige Melodien, Abwechslungsreichtum, treibende Riffs und immer wieder mehrstimmige Chöre könnten „Flames Of Rage“ zu einem echten Highlight der vernachlässigten 90er Jahre Power Metal Seele machen. Aber eben nur könnte, denn was sofort auffällt ist die miese Produktion. Relativ dumpf klingend ist vor allem der Mix irgendwie in die Hose gegangen, denn das Schlagzeug ist einfach deutlich zu laut. Könnte man das beim Opener noch mit Stirnrunzeln überhören, stört es spätestens bei „Broken Trust“ wo man so richtig in die Vollen gehen möchte und alle Melodien und Rythmen (!!!) unter einem wilden Geknüppel verschwimmen. So etwas darf einer etablierten Band nicht passieren, denn was im Ohr des Hörers ankommt klingt wie Fritzchens Garagencombo, die versucht maximales Tempo zu spielen, nur dass dies ungeschickterweise für jeden ein anderes ist…
Der produktionstechnische Fehlgriff könnte von den wirklich teilweise großartigen Hooklines und Gesangslinien natürlich noch mal gerettet werden. Sänger Georges macht seine Sache auch ausgesprochen gut, schwingt sich in höchste Höhen und behält trotzdem eine angenehm warme Stimmfarbe. Und auch die restlichen Instrumentallisten (von den erwähnten Schlagzeugausrastern mal abgesehen) machen einen guten Job. Hier jagt ein treibendes Riff das nächste und beispielsweise die Strophe des Titelsongs ist dermaßen mitreißend geworden, dass man aufspringen und mitsingen möchte. Immer wieder wird gekonnt die Stimmung gewechselt und Midtempo-Passagen folgen auf schnelle Teile, die wieder ausgebremst und übergeleitet werden. Wirklich teilweise die ganz große Schule. Eben die von Iced Earth oder Blind Guardian, denn die Herren aus den USA eifern so sehr ihren Vorbildern nach, dass von Eigenständigkeit keine Spur ist. Nun kann man sagen, dass das nun in diesem Genre wohl völlig egal ist, gut, kann man sagen. Mir ist es dass aber nicht. Es macht einen Unterschied, ob man eine bestimmte Musikrichtung spielt und deshalb bestimmte genretypischen Elemente verwendet, oder ob man sich völlig darauf versteift möglichst so zu klingen wie bestimmte andere Bands. Beides ist dann nicht eigenständig, aber Ersteres ist legitimer, erst recht wenn man so lange im Geschäft ist. Eine Band die vom spielerischen und auch vom Arrangement der Stücke her derart routiniert ans Werk geht, muss – will sie sich die verdiente Beachtung verdienen – eigene Ideen und Impulse in die Musik einfließen lassen.

„Flames Of Rage“ ist also ein mäßig produziertes, erstklassiges Album geworden, dessen Erstklassigkeit aber nur bedingt in der Verantwortung der Band liegt. Das Album ist wie ein alter Bekannter den man lange nicht gesehen hat und der sich etwas zum Nachteil verändert hat, aber man freut sich eben trotzdem ihn wieder zu sehen. In wieweit das „Inspirieren bei Anderen“ stört, muss letztlich jeder Hörer selbst entscheiden, einerseits ist es die kreative Kapitulation der Band andererseits natürlich ein Granat für die vermeintliche Güte der Musik. Unbestritten ist der Abzug für die Produktion und weil ich mich einfach mit der fehlenden Eigenständigkeit nach 14 Jahren Bandgeschichte nicht abfinden möchte, purzelt die Wertung noch mal ein Stück zum leicht überdurchschnittlichen Mittelmaß. Wer sich nicht an etwas amateurhaften Produktionen stört und ohne den Wunsch nach Eigenständigkeit soliden Power Metal sammelt der kann getrost zugreifen, der Rest sollte sicherheitshalber erstmal reinhören oder auf der anstehenden Tour reinschauen. Was auf Platte vielleicht langweilt kann trotzdem nen tollen Abend bringen!

Wertung: 6.5 / 10

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