[New Metal / Electro / Industrial Metal] „Skrillex meets Slipknot“ behauptet die Bandinfo selbstbewusst und nach den ersten Minuten kann man diese Behauptung getrost unterschreiben. Ok, die Geschichte klingt jetzt nicht wirklich nach Slipknot, mit ein bisschen gutem Willen könnte man aber den Begriff „Nu Metal“ verwenden, um das Riffing und die Art und Weise, wie die Gitarren auf ZARDONICS neuestem Streich „Become“ eingesetzt werden, zu beschreiben. Und auch der Skrillex-Vergleich dient lediglich dazu, grob zu definieren, welche Kategorie elektronischen Fundaments der Zuhörer in der kommenden Dreiviertelstunde um die Ohren geprügelt bekommt. „Geprügelt“ ist hier auch keinesfalls übertrieben, hat man es doch im Wesentlichen mit der ganz harten Elektro-Schiene in Form von Breakbeats, Dubstep, Drum’n Bass und sowas wie Hardcore-Techno zu tun. Ziemlich fett, ziemlich laut und tendenziell auch tieftönerkompatibel aufbereitet. Das kann live oder unter Clubbedingungen cool sein, aber taugt das auch auf Albumlänge?
Federico Augusto Ágreda Álvarez ist ein venezuelanischer Keyboarder, DJ und Komponist, der seit 2004 maskiert unter dem Namen ZARDONIC unterwegs ist und sich durch diverse Festival-Auftritte und Remixes für beispielsweise Gorgoroth oder Nine Inch Nails auch in der Metal-Szene einen Namen gemacht hat. Wobei Dubstep und vor allem gebrochene Beats schon immer gut mit härteren Gitarren konnten, wie The Prodigy seit Jahrzehnten oder auch Korn auf ihrem Album „The Path Of Totality“ erfolgreich unter Beweis gestellt haben. „Become“ ist dabei aber schon anders als die Platten der erstgenannten Briten, wesentlich härter und gemeiner. Ursächlich hierfür sind vor allem die bereits angeteasten, harten Technopassagen und durchaus Rave-geprägten Synthesizerklänge, die das Album recht konsequent durchziehen, aber dabei leider auch wenig variabel sind. ZARDONICS inzwischen fünftes Album („Far Beyond Bass“, die Remixplatte zu „Vulgar Display of Bass“ nicht mitgezählt) wirkt dadurch leider phasenweise auch ein wenig langweilig.
Spannender sind da schon die Drum’n Bass- und Breakbeat-Parts, die prinzipbedingt variantenreicher daherkommen. Ein bisschen Farbe ins Geschehen bringen zusätzlich die zahlreichen Features, unter anderem von den Szenegrößen Qemists, Saxophonist Jørgen Munkeby von Shining (die norwegische Avantgarde-Rock-Band, nicht die schwedische Black-Metal-Band) oder auch MC Coppa von der Londoner Hip-Hop-Crew Foreign Beggars, die schon mit Noisia unter dem Namen I Am Legion im Drum’n Bass-Dschungel gewildert haben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass „Children Of Tomorrow“ durchaus Parallelen zu besagter Platte aufweist und sicher eins der Highlights auf „Become“ ist – neben der zuvor erwähnten Qemists-Kooperation „Takeover“, das auf jeder alkoholgeschwängerten Party mit leistungsfähigen Basslautsprechern problemlos zum Herumspringen animieren dürfte.
Im Prinzip muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er diese Platte braucht. Sie ist definitiv nicht so abwechslungsreich wie ein The Prodigy– oder Qemists-Album, obwohl „Become“ sich sehr ähnlicher Zutaten und Strukturen bedient – wobei die Verwendung von sich zu sehr ähnelnden Synthesizersounds und sehr vorhersehbaren Breaks den Spaßfaktor schmälert. Dafür geht ZARDONIC aber über weite Strecken wesentlich rabiater und härter an die Sache heran – würde sich auch auf einem Mixtape zusammen mit Bong-Ra ganz gut machen und klingt ein wenig nach den Rotterdamern von PRSPCT Recordings. Live oder auf einer Underground-Endzeit-Matrix-Party sicherlich eine Wucht, aber als Album zum „normal anhören“ nicht so richtig überzeugend, da musikalisch und kompositorisch leider nur bedingt spannend.
Wertung: 6 / 10