Mit Moritz, Chefredakteur von Metal1.info, diskutieren wir in dieser BLECH-Folge über die schwierige Frage, wie die Metalszene mit problematischen Figuren umgeht – oder umgehen sollte. Denn nach dem Interview mit Martin Koller von Prophecy Productions, das große Wellen schlug, gibt es erheblichen Redebedarf.
Dabei geht es nicht nur um Vollblut-Nazis und moralisch integre Akteur:innen, sondern eben auch um die vielen Graustufen – und welche Verbindungen noch irgendwie „okay“ sein können.
Dass es hier keine einfachen und allgemeingültigen Antworten gibt, ist klar. Doch mit „muss jede:r für sich selbst entscheiden“ wollen wir es uns nicht zu einfach machen. Wir versuchen zu differenzieren, zwischen Rechtsextremismus und ästhetischer Provokation, zwischen Gleichgültigkeit und politischer Agenda und zwischen vergangenen Fehltritten und aktuell erkennbarer Geisteshaltung. Wichtig finden wir: Meinungsfreiheit und Toleranz sind hohe Güter, aber werden oft missverstanden!
Wir versuchen in dieser Annäherung auch den Blick über die Metalszene und ihre problematischen Angehörigen hinaus schweifen zu lassen: Ist da eine Diskursverschiebung nach rechts wie in weiten anderen Gesellschaftsteilen? Wie steht es mit dem „Sauberhalten“ in weiteren Musikszenen? Bringen uns puritanische Reinheitsvorstellungen auch nur einen Schritt nach vorn? Und warum fühlen sich so viele Menschen angegriffen, wenn Probleme beim Namen genannt werden?
PS: Zum Zeitpunkt der Aufnahme stand Inquisition noch auf dem Billig des Dark Troll Festivals. Das ist inzwischen nicht mehr der Fall.
Shownotes:
Markus Stock mit Bezugnahme zu Prophecy Productions (Facebook)
Deaf-Forever-Share mit Kommentaren (Facebook)
Raven van Dorst / Dool (Wikipedia)
Sólstafir: Absage Dark Troll Festival (Facebook)
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Danke für den Podcast zu diesem wichtigem Thema!
Eine kleine Anmerkung zu Raven van Dorst von Dool. Raven ist nicht trans, sonder inter, d.h. konnte bei der Geburt anhand körperlicher Merkmale nicht eindeutig männlich oder weiblich zugeordnet werden. Daraufhin wurden operative Eingriffe vorgenommen, um die männlichen Geschlechtsmerkmale zu entfernen und Raven wurde weiblich sozialisiert. Das Thema des letzten Dool-Albums „The Shape Of Fluidity“ dreht sich um Ravens Identität (und wie diese fließen kann) – wie auch bei der Rezension hier auf metal1.info beschrieben wurde:)
Sehr interessant: In einem Interview auf metal.de (https://www.metal.de/interviews/dool-interview-zu-the-shape-of-fluidity-530319/4/) beschreibt Raven das Coverbild des Albums “ Es ist eine transparente Flagge, sie ist aus Eis. Sie stellt das Fließen, das Flüssigsein dar. Sie versinnbildlicht den Umstand, dass sich Dinge ändern und nie gleich sind – wie Wasser. Es kann eine Flüssigkeit oder Eis sein, ein Fluss oder ein See. Als Menschen versammeln wir uns gerne unter einer Flagge – ob es die Flagge eines Landes ist oder sowas wie die Regenbogenflagge. Die Vereinten Nationen oder deine Pfadfindergruppe. Es gibt so viele Flaggen, sie verleihen Teile unserer Identität. Auf diesem Album geht es um die Fluidität von Identitäten. In einem globalen, aber auch persönlichen Sinne.“
Danke, danke für diese wundervoll um maßvollen Umgang und differenzierte Haltung bemühten Aufarbeitung. Besonders die Passage mit Taake hat mich gefreut, weil es wenig von dieser linken, sicherlich gutgemeinten aber fatalen Überkorrektheit hatte, die oft den Rechten viel zu sehr in die Karten spielt. Ultha als rechts zu framen und auszuladen beispielsweise, das hilft keinem außer den Falschen. Aber oft wird man eben von extremen Linken kurzerhand und reflexhaft direkt in die „Hauptsache die Mucke knallt“-Ecke gesteckt, wenn man auch mal Kritik relativiert. Nun denn, würde mir wünschen, dass viel mehr Podcasts in der Szene sich diesem Thema widmen. Besser kann man es aber sicherlich nicht machen, insofern nochmals Danke!
Also der Konzertbesuch von Manson steht im Widerspruch zu sehr vielen Hauptaussagen die ihr selbst tätigt, meine subjektive Meinung. Es wird angeprangert mittels negativem Unterton dass Bands nach einem Shitstorm oft bessere Verkaufszahlen haben. Wenn man das ankreidet darf man nicht zu Manson gehen.
Da hast du absolut recht. Wie du dem Bericht vermutlich aber auch entnehmen konntest, war ich nicht mehr als Fan dort, sondern als Berichterstatter.
Da es keine Presse-Akkreditierungen gab (auch nicht für die SZ, siehe deren Berichterstattung), zwar mit einem regulär erworbenen Ticket – aber nicht mit gutem Gefühl.
Sehe da keinen Widerspruch, gerade weil Moritz durchblicken lässt, dass ihm dabei nicht wohl wahr. Es war also eben eine dieser subjektiven Entscheidungen, die man aus den unterschiedlichsten Gründen trifft ohne sich immer gut in seiner Haut dabei zu fühlen. Musik ist oft eben ein sehr emotionales Thema und bleibt deshalb manchmal auch von rationalen Erwägungen unberührt. Mag ich Mörder? Oh Gott, nein. Liebe ich Dissection? Zur Hölle, ja. Ähnlich geht es mir mit Inquisition oder Mgla. Wahrscheinlich hat kaum einer/eine eine Plattensammlung oder Konzert-Vita, die mit seinen/ihren moralischen Ansprüchen Schritt hält.