Interview mit Andras

2010 brachte das deutsche Black/Pagan Metal Urgestein ANDRAS sein sechstes Album „Warlord“ heraus. Für uns Grund genug, um mal einen der Herren aus dem Erzgebirge zum Gespräch zu Bitten. Keyboarder Adversarius stellte sich unseren Fragen und weiß einiges über die Musik auf der neuen Platte, die Wichtigkeit von Liveauftritten und Wikinger, die bei Lidl einkaufen, zu berichten.

Hy, danke dass du dir die Zeit für dieses Interview nehmen konntest. Wie geht’s dir denn zur Zeit und wie geht’s dem Rest von Andras?
Glück auf! Wir müssen dich leider enttäuschen. Nightsky hat leider keine Zeit gefunden das Interview mit dir zu machen. Er hat momentan beruflich viel um die Ohren und bat uns, dass jemand anderes die Fragen beantwortet. So habe ich, Adversarius, mir die Zeit genommen. Uns geht es allen soweit gut. Wir haben viel Stress damit unsere Jobs mit den Bandtätigkeiten unter einen Hut zu bekommen, aber das nehmen wir natürlich gerne hin.

Erst mal herzlichen Glückwunsch zu „Warlord“, das Album ist sehr stark geworden. Wie geht es dir/euch damit? Seid ihr zufrieden?
Vielen Dank für die lobenden Worte. Wir sind sehr froh darüber, dass die Aufnahmen beendet und das Album das Licht der Welt erblickt hat. Es freut uns, dass wir alle unsere Vorstellungen optimal umsetzen und wir mit der Bonus DVD noch einen draufsetzen konnten. Die vielen starken Resonanzen auf „Warlord“ bestärken uns in der Gewissheit auf dem richtigen Weg zu sein.

Nach allem, was ich bislang gelesen habe, befindet sich mein Review mit acht Punkten sogar eher am unteren Ende des allgemeinen Wertungsspektrums. Wie habt ihr die Reaktionen der Fachpresse erlebt? Wie wurde das Album angenommen?
Die Revievs fallen in der Regel sehr positiv aus. Manche Kritiker finden Warlord sogar überragend. Natürlich gibt es auch gegensätzliche Meinungen. Es ist ja ganz normal dass unsere Musik nicht jedermanns Sache ist. Aber bei ungefähr 90% an guten Kritiken zum Album freut man sich über das Erreichte und findet in seinem Schaffen Bestätigung.

Ihr seid ja nun schon eine Band mit etwas längerer Veröffentlichungshistorie und „Warlord“ bereits euer sechstes Album. Ist es denn trotzdem immer noch so ein aufregendes Gefühl, ein neues Album aufzunehmen, herauszubringen und dann das erste mal in den Händen zu halten?
Auf jeden Fall! In jeder Veröffentlichung von Andras steckt sehr viel Hingabe, Arbeit und Herzblut! Dabei spielt es keine Rolle ob es nur ein Demo oder ein vollständiges Album ist. Von Veröffentlichung zu Veröffentlichung versuchen wir uns immer wieder zu steigern. Ob nun klangtechnisch, kompositorisch als auch spielerisch. Wir lernen aus alten Fehlern und haben immer neue Ideen die wir umsetzen wollen. Zudem ist es uns ein Bedürfnis unsere Gedanken und Gefühle in Musik wiederzugeben. Wir sehen ein neues Album fast schon als einen Neustart mit besseren Voraussetzungen und Fähigkeiten an. Somit bleibt das Endresultat für uns immer spannend. Es ist ja nicht nur einzig die Musik, zu der man selbst eine gewisse Erwartungshaltung hat, sondern auch Coverartwork und Verpackung sind ein Faktor auf den wir viel Wert legen.

Trotz eurer inzwischen fast siebzehnjährigen Bandgeschichte ist euch der große Durchbruch bislang eher verwehrt geblieben. Ich habe euch zum Beispiel auf dem Ragnarök 2009 am Nachmittag spielen sehen, vor eher mäßig gefüllter Halle. Ist so etwas nach so langer Zeit eher desillusionierend oder ist euch die Gelegenheit eure Musik zu präsentieren einfach so viel Wert, dass man da die Zähne zusammenbeißt und das in Kauf nimmt?
Live spielen ist für uns ein absolutes Muß! Metal gehört auf die Bühne und da heißt es Hosen runter! Erst auf der Bühne zeigt sich was eine Band wirklich auf dem Kasten hat! Liveauftritte sind uns sehr wichtig, auch wenn wir keine Band sind die auf Biegen und Brechen jedes Wochenende irgendwo spielen muß. Natürlich gibt es auch Momente wo man sich nach so langer Zeit fragt, warum andere Bands, die es mitunter erst weit nach 2000 gibt, sich in Schafsfelle einwickeln und mit Musik die mit Metal wenig gemein hat mehr Erfolg haben. Besonders ärgert es uns wenn wir Konzerte angeboten bekommen, wo wir in Sachen Gage und Spielzeit weit hinten anstehen müssen. Dabei verlangen wir keine hohen Preise und versuchen Fans und Veranstalter immer entgegen zu kommen. Ich will hier jetzt aber nicht weiter jammern. Der Großteil unserer Konzerte sind ja gut und erfolgreich. Die gehypten Bands gehen auch irgendwann in der Masse unter. Wir können dann jedenfalls von uns behaupten uns nie einem Trend gebeugt zu haben und sind stolz darauf, dass wir immer ehrlich waren und sind.

Gerade im Zuge dieses Festivals habe ich den Eindruck bekommen, dass ihr mehr Wert auf eure Musik und weniger auf das Drumherum legt. Im Gegensatz zu anderen Bands ähnlichen Genres standet ihr nicht in Bärenfellen und mit Kunstblut im Gesicht auf der Bühne. Was denkst du persönlich über diese moderne Pagan und Viking Metal Strömung, macht so ein Image die Musik des Künstlers authentischer oder wird das von vielen zu sehr in den Mittelpunkt gerückt?
Natürlich ist es legitim und auch wichtig das Bands auch viel Wert auf die visuelle Komponente legen. Die Musik sollte aber nicht an Gewichtigkeit verlieren. Wegen der Musik hört man Platten und geht auf Konzerte! Aber gerade von manchen Paganbands wird es ganz schön übertrieben. Wir haben da auch schon viele skurile und peinliche Sachen gesehen und erleben müssen. Auch wenn wir mitunter als Pagan bezeichnet werden sehen wir uns in keiner Verbindung zur sogenannten modernen Paganszene. Ich finde es jedenfalls albern, wenn Leute mit dem Auto in den Lidl einkaufen fahren und sich Abends für Wikinger halten. Wenn diese dann noch in ihre Flöten tüteln hörts bei mir auf! Ich will niemanden in den Dreck ziehen, es kann ja jeder machen was er will. Aber in meinen Augen hat das mit Metal nichts gemein. Im Allgemeinen jedoch finde ich es sehr gut wenn sich Leute Gedanken zur optischen Untermalung ihrer Musik machen, bei manchen geht die Sache halt daneben.

Okay, kommen wir mal zur Musik. „Warlord“ ist ja jetzt schon seit Ende Oktober auf dem Markt. Kannst du mal versuchen für jemanden, der euch gar nicht kennt, zu beschreiben, wie sich das Album anhört?
Für mich ist es schwierig unsere Musik in Worte zusammen zu fassen. Ich würde meinen wir klingen abwechslungsreich von schnell bis langsam mit prägnanter variabler Stimme, mit Keyboards die allerdings keine Dudeleien spielen, melodisch. Dazu eine Prise epische Bathory und traditionelle Metalriffs. Die Stücke sind gut arrangiert, gut voneinander zu unterscheiden und driften trotz mancher Soli nie ins Gefrickel ab. Simpel aber effektiv.

Und für jemanden, der euch kennt, die neue CD aber noch nicht gehört hat.
Die Stärken von „…Of Old Wisdom“ und „Iron Way“ gebündelt und ausgereifter.

Ich persönlich finde „Warlord“ ein Stück düsterer als den Vorgänger „Iron Way“. „In Oblivion“ beispielsweise klingt für mich schon fast doomig. Würdest du das so unterschreiben? Und war das eure Intention beim Schreiben des Albums oder ergab es sich einfach so?
Wir alle in der Band haben ein Faible für Doom. Von daher gebe ich dir vollkommen recht. Auch das Stück „Kreuzweg“ von der „Iron Way“ hatte diesen doomigen Charakter. Beim Komponieren hatten wir das Ziel die Stärken der Vorgängeralben zu vereinen. So sind mit Absicht wieder etliche rein akustische Passagen zu hören und das Spiel mit weiten Klanglandschaften. „Warlord“ ist mit Absicht sehr facettenreich gehalten. Von Black über Thrash bis Doom ist alles enthalten. Nur halt auf unsere Art gespielt und eingefügt.

„Warlord“ macht auf mich auch einen „kompakteren“, konsequenteren Eindruck als „Iron Way“, weniger den einer Sammlung von Songs als den eines Gesamtkunstwerks. Steckt ein übergreifendes Konzept dahinter?
Es ist diesmal textlich kein reines Konzeptalbum, wie dies zum Beispiel bei Iron Way der Fall war. Die Lieder auf Warlord stehen zunächst einmal alle für sich. Ein roter Faden und damit ein übergeordneter Zusammenhang im Themengebiet besteht aber dennoch. In den Liedern geht es immer um die Themen Aufstieg, Fall und Untergang, Kampf und Verbundenheit, Stolz aber auch Furcht. Wir proklamieren die Überwindung der christlichen Vormundschaft und die Erhebung unserer heidnischen Erbschaft aus der Asche der Vergangenheit. Daher kommt natürlich auch die Kirche nicht zu kurz. Wir sehen uns damit auch wieder etwas mehr an unsere früheren Alben erinnert. Es schließt sich sozusagen ein Kreis, der die anti-kirchlichen Themen der Anfangszeiten mit dem naturverbundenen Lokalkolorit der letzten zwei Alben verbindet und für uns damit zur konzentrierten Essenz von Andras wird!

Hier kommt auch der Kritikpunkt ins Spiel, den ich an der CD anzubringen hatte: Gerade im direkten Vergleich mit „Iron Way“, das schon im zweiten Song „Spellbreaker“ einen absoluten Gassenhauer beinhaltete, fehlt mir persönlich ein wirklicher Hit auf dem Album. Schlechte Songs finden sich keine drauf, aber auch keiner, der wirklich hervorsticht. Fühle dichfrei, das zu kommentieren.
Mag sein, vielleicht sind ja nur Hits drauf und dass es dir nicht auffällt. Nein, Spaß bei Seite. Kann schon sein dass es so ist, da meint wirklich jeder etwas anderes. Wir versuchen beim Komponieren ja auch nie einen absoluten Hit zu landen. In jedem Stück steckt gleich viel Hingabe und das Album zählt für uns als Gesamtwerk.

Mit „Bastards Forward“ findet sich auch wieder ein Song auf dem Album, der stilistisch ein wenig aus dem Rahmen fällt, da er eher dem klassischen Black Metal zuzuordnen ist, wie ihr ihn vor der Jahrtausendwende gespielt habt. Wie kommt’s? Habt ihr den Song mit derIntention geschrieben, wenigstens zeitweise ein wenig zu euren Wurzeln zurück zu kehren oder entstand er ganz natürlich im Schaffensprozess zum neuen Album?
Beides. Wie schon erwähnt wollten wir eine Brücke zu den vorangegangenen Werken schlagen. Sowohl textlich als auch musikalisch. „Bastards Forward“ entstand ganz normal frei aus dem Bauch heraus im Proberaum und wir fanden das es aufgrund dieser Kriterien für „Warlord“ bestens geeignet ist.

Auf der Promo-CD waren die beiden letzten Songs „Portrait“ und „Nemesis“ in einem einzigen Track vereint, auf dem regulären Release scheinen es zwei Tracks zu sein. Stand es jemals zur Diskussion, einen einzigen Track daraus zu machen? Bzw. kann man „Portrait“ als Intro zu „Nemesis“ ansehen?
Nein. Das war ein kleiner Fehler auf der Promo. Die Stücke stehen einzeln für sich. Die Lieder sind auf dem Album so angeordnet das sich ein spannender und in sich stimmiger Ablauf dem Hörer bietet. Gerade an der Reihenfolge der Lieder haben wir lang getüftelt. Es reiht sich nicht einfach Stück an Stück. Manche Liedanfänge und -enden sind extra so komponiert worden um eine gute Überleitung zu erzeugen.

Die Digipack-Version enthält eine Bonus-DVD mit einem Auftritt vom Chronicle Moshers Open Air 2010. Wieso habt ihr euch gerade für die Aufnahme dieses Gigs entschieden?
Aus dem einfachen Grund das das ein geeignetes Datum war wo das Kamerateam Zeit hatte und wir zu dieser nebenher noch mit den Albumaufnahmen beschäftigt waren. Durch die Aufnahmen für „Warlord“ im Studio konnten wir in diesem Zeitraum nicht viele Konzerte spielen. Und da der Veröffentlichungstermin sich nicht weiter verschieben sollte kam uns das „Chronical Moshers“ genau richtig.

Abgesehen von einem Cover von „Heavy Metal Breakdown“ befinden sich ausschließlich Songs von den letzten drei Alben in der Setliste. Verirren sich manchmal noch alte Songs in eure Auftritte?
Es finden sich immer wieder mal paar olle Kamellen im Set wieder, aber in letzter Zeit wird das immer weniger. Ich denke wir werden in Zukunft die ganz alten Sachen nur noch zu speziellen Anlässen spielen. Wie zum Beispiel auf dem „Thunders Over Miriquidi“ vor zwei Jahren zu unserem 15jährigen Bandjubiläum wo wir auch mal ganz tief in der Mottenkiste gekramt haben.

Das „Heavy Metal Breakdown“-Cover habt ihr, wenn ich mich recht entsinne, auf dem Ragnarök 2009 auch gespielt. Gehören Coverversionen bei euch öfter mit zum Programm? Und wie kommen gerade Songs, die genau genommen nicht unbedingt in euer Genre gehören bei euren Fans an?
Wir haben in der Vergangenheit immer wieder mal paar Coversongs ins Set gebaut, unter anderem Stücke von Motörhead, Sodom oder eben Grave Digger. Die Cover sind auf Konzerten eine beliebte Sache und werden in der Regel vom Publikum gut abgefeiert. Auch in Zukunft wird noch manch Klassiker von uns live zum besten gegeben werden. Da wir alle in der Band total auf 80er HM stehen ist das eine Hommage an diese glorreiche Zeit!

Wo wir schon von Liveauftritten sprachen, im Augenblick stehen für euch nur einige Festivals wie das „Rock for Roots“ an. Gibt es sonst schon Pläne für Einzelauftritte oder vielleicht eine Tour?
Einzelgigs bieten sich immer wieder mal eher kurzfristig an und wir hoffen das da auch noch einiges auf uns zu kommt. Momentan sind wir auf dem Funeral Forces2 am 26.03.11 in Ingolstadt bestätigt. Eine Tour ist allerdings nicht geplant aber wird hoffentlich eines Tages auch mal klappen. Ernstgemeinte Konzertangebote bitte direkt an uns oder Einheit-Produktionen!

Bei einer deutschen Band die schon so lange im Geschäft ist drängt sich die Frage ja geradezu auf: Wie steht’s mit eurer Popularität im Ausland? Wo habt ihr die meisten Fans und wo habt ihr schon so alles gespielt?
Zu unserer Schande müssen wir sagen das wir bis auf Österreich noch nie im Ausland gespielt haben. Wir hoffen das sich das bald ändert!

Und was steht sonst so in Zukunft an? Setzt ihr euch gleich wieder ans Songwriting für das nächste Album, kümmert ihr euch um andere Projekte oder lasst ihr es erstmal ruhiger angehen?
Das Schreiben neuer Stücke hat schon begonnen, doch die ersten Schritte nach Veröffentlichung eines Albums sind schwer. Nebenher laufen unsere jeweiligen anderen Bands in denen wir noch tätig sind. Da ich berufsbedingt meinen Wohnort nach NRW wechseln mußte ändern sich auch unsere Probegewohnheiten. Bisher probten wir alle gemeinsam zwei mal die Woche und dies ist ab sofort aufgrund der großen Entfernung anders. Jetzt machen sich aber die Vorteile des Internets stark bemerkbar. Ideen werden aufgenommen und hin- und hergeschickt. Die ersten Ideen stehen schon aber wir wollen dennoch nichts überhasten.

Gerade bei Ecthelions Projekt Isenburg würde mich der Stand der Dinge mal interessieren, da hat sich ja seit 2004 nichts getan, bei den Metal Archives wird es aber noch als „aktiv“ gelistet. Ist da mal wieder was neues geplant?
Ecthelion hat, so weit ich weiß, nichts Neues mit Isenburg geplant. Es ist aber nicht völlig auszuschließen das er mit diesen Projekt wieder etwas veröffentlichen wird.

Okay, dann danke ich dir schon mal für die Antworten, wenn du möchtest, dann nimm jetzt noch gerne am traditionellen Metal1-Brainstorming teil. Antworte einfach das erste, was dir in den Sinn kommt, wenn du die folgenden Dinge hörst.

Equilibrium? – Nicht meine Musik
Die weiße Frau? – sucht immer noch ihr Kind
Dioxin? – schmeckt das?
Wikileaks? – war noch nicht drauf
Antigua und Barbuda? – ob es da Metal gibt?
Fischstäbchen? – was macht Captain Iglo heute?
Metal1.info? – Online mag

Das war’s. Ich bedanke mich noch mal für die Beantwortung und wünsche dir und dem Rest von Andras mit der Band und natürlich auch persönlich alles Gute für die Zukunft. Die letzten Worte gehören dir, gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Vielen Dank für dein Interesse und die Unterstützung an Andras. Und für die Leser: riskiert mal ein Ohr in „Warlord“…
Stay Metal!

Geschrieben am von Metal1.info

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