Review Andras – Warlord

Zwei Jahre ist es her, dass ANDRAS, die alteingesessenen Schwarzheimer aus dem Erzgebirge, mich mit ihrem fünften Album „Iron Way“ nicht nur mehr oder minder stark überraschten ob der Stilkorrektur, die schon auf dem Vorgänger „…Of Old Wisdom“ vorgenommen worden war, sondern auch mittelschwer begeisterten. Nun ist es soweit, der Nachfolger, solide „Warlord“ betitelt, hat seinen Weg in die Läden gefunden und will zeigen, was sich seit „Iron Way“ so bei der – mittlerweile (wieder) zum Quintett angewachsenen Band – getan hat.

Aber ach, irgendwie ist es schon ein echtes Kreuz, die richtigen Worte zu finden, um das neue ANDRAS-Album zu besprechen. Nicht weil es schlecht wäre, ganz im Gegenteil. Sondern einfach, weil mir nicht wirklich einfallen will, was man groß darüber sagen könnte. Wer „…Of Old Wisdom“ gehört hat oder aber – wie ich – erst mit „Iron Way“ wieder eingestiegen ist, der weiß schon, was er hier geboten bekommt. Hartes Black Metal Riffing gepaart mit epischen Keyboard-Melodien und Ecthelions unverwechselbarem Gesang, der zwischen heftigem Gekeife und pathetischem Klargesang hin und her schwankt. Stilistisch haben ANDRAS sich in den letzten zwei Jahren nicht groß verändert, aber das ist per se keine schlechte Sache, weil die Band meiner Meinung nach schon auf „Iron Way“ sowohl handwerklich als auch songwriterisch (mit kleineren Ausrutschern) mehr als nur solide war.

Ganz „abgekupfert“ klingt „Warlord“ aber natürlich nicht. Geboten werden halt zehn neue, frische Songs im altbekannten ANDRAS-Stil, darunter ähnlich wie auf dem Vorgänger wieder einer („Bastards Forward“), in dem die Sachsen eindrucksvoll zeigen, dass sie auch den grimmigen Black Metal noch genau so gut drauf haben, wie zu ihren Anfangszeiten. Und allgemein schallt das Material des neuen Albums ein Stück düsterer, „böser“ durch die Boxen als noch auf dem Vorgänger. „In Oblivion“ kommt beispielsweise regelrecht doomig daher, das Rausschmeißerduo „Portrait/Nemesis“ (auf der Promo-CD handelt es sich um einen einzelnen achtminütigen Track, auf dem regulären Release scheint es sich allerdings, wie Amazon und die Metal Archives nahelegen, um zwei Songs zu handeln, wobei man „Portrait“ aber wohl als eine Art Intro ansehen kann) schlägt anfangs mit Akustikgitarre, Pfeifen und gesampelter Stimme (die stimmungstechnisch ein wenig an „When The Walls Go Down“ von Evergrey erinnert) richtig melancholische Töne an. Und außerdem darf Lead-Gitarrist Nightsky sich solotechnisch etwas mehr austoben, wobei diese Einsprengsel manchmal einen recht experimentellen, beinahe psychedelischen Touch hereinbringen, weitestgehend aber eher vom klassischen Heavy Metal inspiriert klingen. „Warlord“ ist mal wieder ein Album mit einer ganz besonders eindringlichen, dichten Atmosphäre, die aber – wie schon erwähnt – wesentlich finsterer ausgefallen ist, als die von „Iron Way“.
Andererseits fehlt es dem Album aber leider an einem richtigen Hit. Die Trackliste ist vollgestopft mit guten Songs, keine Minute wirkt verschenkt (dankenswerterweise hat man auch auf etwas wie das nette aber irgendwie sinnlos erscheinende Intro/Outro-Duo des Vorgängers verzichtet), aber einen Song wie „Spellbreaker“, der schon nach wenigen Augenblicken klar machte, was hier für starker Tobak geboten wird, sucht man zumindest bei den ersten paar Durchläufen der Scheibe vergeblich.

Das ist letzten Endes aber mehr oder weniger Erbsenzählerei, denn abgesehen von diesem Schwachpunkt liefern ANDRAS mit „Warlord“ wieder ein durchweg gelungenes Album ab, das viel Spaß und Freude bereitet und ihnen möglicherweise endlich die Aufmerksamkeit beschert, die sie eigentlich schon seit mindestens fünf Jahren verdient haben. Freunde der beiden Vorgänger können bedenkenlos zuschlagen, Fans von epischem Black/Pagan Metal ohne Dudelfaktor ebenfalls. Hier macht man nix falsch mit.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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