Interview mit Anna Katharina Kränzlein

Nachdem sie bereits „Neuland“ betreten hat, wagt Anna Katharina nun einen „Saitensprung“. Im Mail-Interview mit Metal1.info spricht die Schandmaulgeigerin über die Freiheiten in ihrem Nebenprojekt, ihre neuen Mitmusiker und offenbart Details zu den neuen Stücken.

War dir von Anfang klar, dass du nach deinem Debütalbum weiter parallel zu Schandmaul auf Solopfaden wandern willst?
Ich war froh, meinen Traum erstmal auf CD gebracht zu haben und dachte mir: Naja, in ein paar Jahren nimmst du dann halt wieder eine CD auf. Durch glückliche Fügungen konnte ich das ganze live auf die Bühne bringen, im Rahmen der Akustiktour der „letzten Instanz“, und ab dem Zeitpunkt, mit meiner neuen kleinen Band, wusste ich, das muss weitergehen…

Was hast du aus der Veröffentlichung deines ersten Albums “Neuland” gelernt bzw. wie zufrieden warst du mit den Reaktionen in den Medien und dem Album an und für sich?
Naja, das erste Album war ein erster Versuch, meine beiden Welten, die Klassik und den Rock, zu verbinden. Ich hatte großartige Unterstützung von Thomas und Matthias von Schandmaul. Den Weg nach VÖ bin ich alleine gegangen und ich hab sehr viel auf diesem Weg gelernt, musste mir alles selbst erarbeiten und war und bin im Endeffekt alleine dafür verantwortlich. Dafür kann ich aber auch machen, was ich will und Anna Katharina ist ein großer Teil meines Lebens geworden. Die Medien waren bei der ersten CD eigentlich durchweg positiv, ich glaube, sie wussten alle zu schätzen, was es in der heutigen Zeit heißt, handwerklich „gut gespielte“ Musik abzuliefern…

Im Vergleich zu „Neuland“ hast du deine Mitmusiker und den Produzenten geändert und trittst nun zusammen mit Specki T.D. und Michael Ende von der letzten Instanz auf. Wie kam es dazu bzw. wieso hast du nicht weiter mit Matthias und Thomas von Schandmaul sowie Curt Cress zusammengearbeitet?
Wie oben schon erwähnt, war es eigentlich Zufall, oder finanzieller Druck, dass wir auf der ersten Tour sagten: Gut, ich spiele bei der Instanz Bratsche, dafür bekomm ich zwei Musiker von ihnen. Dass die beiden so viel drauf haben, war mir bis zu dem Zeitpunkt gar nicht so bewusst. Es hat einfach von Anfang an gegroovt bei uns dreien. Und da ich es für äußerst sinnvoll halte, nicht immer mit denselben Menschen in anderen Formationen Musik zu machen, bin ich sehr glücklich, dass ich die beiden nicht mehr hergeben musste. Als Produzent hab ich mir diesmal Günther Gebauer geholt, eine wahre Basslegende, der sich auch noch sehr gut in klassischer Musik auskennt.

Welche musikalischen Einflüsse haben Specki und Michael auf „Saitensprung“ genommen?
Wir haben die neuen Stücke von Anfang an zu dritt arrangiert, da ist jeder gleich dran beteiligt! Auch unser Produzent war fast von Anfang an dabei.

Im Vergleich zu „Neuland“ wirkt „Saitensprung“ musikalisch vielfältiger und vielleicht für die breite Masse zugänglicher. Du hast bei „Flying Cow“ Countryelemente eingebaut, u.a. mit Bach wieder die Klassik einbezogen und „Hallelujah“ gecovert. War dieser Abwechslungsreichtum absichtlich von dir gewählt oder wie hat sich das ergeben?
Ich hab mir gesagt, alle Stücke, die mir am Herzen liegen, haben Platz auf „Saitensprung“, und da kam eben diese bunte Vielfalt raus.

Würdest du zustimmen, dass bei „Saitensprung“ vereinzelt die Tendenz etwas zu instrumentaler Loungemusik geht, z.B. bei den „Zigeunerweisen“ und beim „Hüttenlargo“?
Das muss jeder für sich selbst rausfinden. „Zigeunerweisen“ ist das virtuose Geigenstück, das wohl jeder bekannte Geiger schon aufgenommen und gespielt hat. Ich liebe das Klangspektrum darin, von sehnsuchtsvoll schluchzend bis obertemperamentvoll abgehend.

Nachdem du neben den „Zigeunerweisen“ bereits viele weitere schwere Stücke an der Violine und auch an der Drehleier gemeistert hast: Gibt es noch musikalische Herausforderungen, denen du dich beim einem möglichen dritten Album widmen würdest?
Na klar, die klassische Musik hat noch soooooooooo viel zu bieten, da hab ich noch eine ganze Menge vor :-)

„Loibere Risen“ wurde genau wie „Hallelejuh“ bereits mehrfach von diversen Bands gecovert. Welche Versionen gefallen dir neben deiner eigenen und dem Original am besten? Und wo liegt dein persönlicher Anreiz darin, bekannte Songs zu covern anstatt eigene Stücke zu schreiben, so wie du es im instrumentalen Bereich machst?
Ich habe „Loibere Risen“ zuerst in einer Drehleierschule von mir entdeckt und angefangen zu spielen. Ich weiß, dass es eine Version von Faun gibt, aber die habe ich bewusst nicht angehört, um mein eigenes Ding zu machen. Und „Hallelujah“ liebe ich von Jeff Buckley, wobei ich einfach eine positivere Version machen wollte. Ansonsten hab ich die Stücke gewählt, weil sie für mich wichtig sind, und im instrumentalen Bereich „cover“ ich doch auch. Wie gesagt, es gibt keine Grenzen, d.h. wenn ich das nächste mal Lust habe, selbst den Text zu schreiben, werd ich das machen.

Wie wichtig ist für dich dein Gesang bei deinem Nebenprojekt?
Ich bin Geigerin, aber ich singe mit Leidenschaft, insofern zu einem kleinen Teil sehr sehr wichtig.

Wer trat an dich mit der Bitte heran, „Close your eyes“ neu zu interpretieren und wie entstand deine Version einschließlich Gießkanne und Grilldeckel als Percussionersatz?
Meine Bookingagentur/Management und ein guter Freund. Unsere Version entstand durch Ausprobieren und Sounds sammeln.

Worin unterscheidet sich deiner Meinung nach die Ausdrucksstärke von rein instrumentalen Stücken und Liedern mit Gesang, sowohl bei dir als auch allgemein?
Naja, so allgemein ist das natürlich schwer zu sagen. Ein Text bringt(meistens) eine klare Aussage mit sich und spricht daher den Zuhörer direkt an. Außerdem hört man in der Stimme, find ich, ein Stück innerstes Sprechen. Bei instrumentalen Stücken hat man mehr Freiheit sich eine eigene Geschichte reinzuinterpretieren und es ist auf die Dauer schwieriger, den Zuhörer ganz bei sich zu behalten.

Deine Stücke bzw. die Booklettexte dazu wirken so, als ob du von verschiedenen Erlebnissen und Stationen deines Lebens berichtest. Wie schaffst du es, immer wieder neue Einflüsse und Inspirationen zu finden? Und wird deine Musik im Laufe der Zeit „erwachsener“, weil du selbst auch älter wirst und andere Dinge erlebst bzw. manches anders verarbeitest als mit 18 oder 20?
Genau, Sillstand ist der Tod, und ich hatte das Glück in meinem Leben immer wieder neue Menschen kennenzulernen, die mir viel beibringen und geben. Ich will auch gar nicht wieder 18 oder 20 sein, sondern bin sehr glücklich, jetzt da angekommen zu sein, wo ich im Moment bin.

Wortspiel:

Ann-Sophie Mutter – Respect! Uuund die Geigen von ihr hätte ich auch gerne ;-)
Apocalyptica – hübsche Jungs
Geige oder Drehleier – Geige
Seitensprung mit e – No-Go!
Metal1.info – mehr davon

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