Interview mit Dead

Im Rahmen der Veröffentlichung ihrer Split-EP mit den Spaniern von HAEMORRHAGE fanden die deutschen Death/Grind-Veteranen von DEAD die Zeit, um ausführlich über die Szene, Porngrind und das Internet zu philosophieren.

Hallo, erstmal, Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, ein paar Fragen zu beantworten.
Für alle, die den Namen DEAD zum ersten Mal hören, möchtet ihr euch kurz Vorstellen?

Ola !
Nun, uns gibt’s schon seit Anfang der 90er, damals bestehend aus U.S. Tripper (B/vox) , P.K. Ripper (D/vox) , und mir Dany B. Flipper (G/vox). Wie Du schon merkst waren das ziemlich dämliche Pseudonyme, die bei nahezu jedem Release geändert wurden. Auf die explizite Biographie will ich allerdings verzichten – die kann man (stark gekürzt) bei myspace (www.myspace.com/deadofficial ) nachlesen – ebenso unsere „DEADography“.
Das einzige was sich signifikant geändert hat sind unsere Namen, bzw. unserem nicht mehr ganz sooo neuem Drummer, welcher auch bei den Maggot Shoes trommelt.
Also hier das aktuelle Line-up: Dany DEAD : G/Vox( das bin ich..); Uwe DEAD : B/Vox ( aka U.S. Tripper ); Ali DEAD : D/Vox ( das ist der neue..)

Wie seid ihr zu eurem aktuellen Stil gekommen? Gab es da einen speziellen Einfluss?
Unser Stil ist nach wie vor derselbe seit der Split CD mit Regurgitate, denke ich. Ich kann ehrlich gesagt keine große Veränderung an uns feststellen – ausgenommen das „V.I.P.“-Album, welches etwas mit den Grindparts geknausert hat, aber dennoch eine dreckige Scheibe ist. Das einzige was mir spontan einfällt, was sich eventuell geändert hat ist, das seit der „Whorehouse“ meine Vocals mehr als früher präsent , und sämtliche neuen Stücke bewusst kürzer sind, da man sonst zu viele Ideen in einem Lied verballert und einiges verschenkt. Unser musikalischer Einfluss sind ganz klar die alten Carcass ohne M. Amott – sprich erstes und zweites Album, alte Pungent Stench, und Autopsy – so wie’s halt bei den meisten Death/Grind-Bands ist, die zu der Zeit gegründet wurden. Was unsere lyrics anbelangt – auf die wir äußerst viel Wert legen – wären da G.G. Allin, Rocco Siffredi & diverse Foxy Lady-Heftchen aus den 80ern als sog. „Ein-, Ausflüsse“ zu nennen. Allerdings wollen wir uns von dem ganzen Porngrindscheiß etwas distanzieren, der ja mittlerweile überhand nimmt. Sicherlich werden wir die Themen niemals komplett ablegen und anfangen Liebeslieder, oder politische Texte zu schreiben, schließlich ist das ja eins unserer Markenzeichen, aber unser „Trend“ geht mehr oder weniger in Selbstverarsche bzw. ironischen Kram. Wenn Du Dir mal speziell den Text zu „Sloppy Seconds“ von der aktuellen Split-CD mit Haemorrhage durchliest, weist Du was ich meine. Unsere Devise: je dämlicher, desto besser, hehe..


Ihr seid im deutschen Underground sehr angesehen. Wie ist das Feedback Europaweit bzw. Weltweit?
Bis dato nur positiv. Es bedarf natürlich einige Jahre, um wieder nach unserem Split-up Fuß fassen zu können, und der nachgerückten Metal-Community klarzumachen, das wir schon Mitte der 90er in (fast) aller Munde waren – auf den weltweiten Underground bezogen, ähem.. Aber wenn ich daran denke wie viel Leute uns z.B.. auf den Maryland Deathfest, oder in Japan auf unsere Vergangenheit angesprochen, und danach noch geschrieben haben, scheint es so, als wären nicht ganz vergessen worden, und es gibt immer noch ein paar „alte Hasen“ die uns die Treue halten, und unsere zukünftigen Veröffentlichungen mitverfolgen. Aber so ist das nun mal. Man wird älter, und der „Nachwuchs“ kennt meist nur die aktuell gehypten Bands aus diversen Magazinen…ergo müssen wir uns gegenseitig in den Arsch treten und das ändern!

Wie Hat sich eurer Meinung nach die Szene in den letzten Jahren verändert?
Es gibt mittlerweile so viele Sparten im Heavy Bereich wie es vorher noch nie begeben hat: Gothic Metal, Nu Metal, Ultra- Frickel- Death Grind, Goregrind, und was der Deibel, was sonst noch alles.. Ehrlich gesagt ist sie mir viel zu unübersichtlich geworden. Es gibt zig Tausende Bands von denen man nie was vorher gehört hat, zumindest ich nicht. Und ständig kommen neue in rauhen Mengen nach. Es reicht mir schon wenn ich das „Popp Hard“ aufschlage und von der Masse an Bands halb erschlagen werde. Aber das beste Beispiel ist MySpam. Jeder frisch pubertierende Rotzlöffel der n’en Rechner hat und mit Cubase o.ä. umgehen kann, „gründet“ seine eigene Ein-Mann-Band – meist nur PornGrindkacke, die echt kein Mensch braucht – und setzt der Masse noch eins oben drauf & müllt die „Szene“ zu…


Vermisst man als „alter Hase“ dann irgendwas?
Das Übersichtliche, das überschaubare.. Früher war’s meiner Meinung nach besser. Man hat dem Veröffentlichungstermin der neuen Scheibe von der jeweiligen Lieblingsband entgegengefiebert, oder besser noch: zelebriert. Es gab weniger Bands, dafür aber einen engeren Kontakt – per Briefpost u. Telefon…denn damals hatte nicht jeder n’en PC, geschweige denn Internetanschluss. Aber das wichtigste war: Die Musik war einfach besser! Heutzutage gibt es wenig Bands von denen ich behaupten kann, das sie wirklich einzigartig in Ihrem Stil sind ( davon schließe ich uns mal aus..). Das meiste hat man schon zigtausend mal gehört, siehe die endlosen Carcass-Klone , Kyuss-Klone, die zahllosen Black Metal Combos, etc. Von daher bin ich neuen Bands nicht wirklich aufgeschlossen, sondern von vornherein skeptisch und höre zu 80% die alten „Götter“ von damals. Aber das ist nur meine Meinung. Vielleicht werde ich mittlerweile zu alt für den Scheiß, hehe

Ihr habt gerade eine Split EP mit Haemorrhage veröffentlicht. Wie war die Zusammenarbeit mit den Spaniern und wie kam es überhaupt zu der Idee?
Die Idee unsererseits gab’s schon kurz nach der VÖ vom „Whorehouse“Album, allerdings hatten wir noch keine Band zwecks Interesse gefragt.
Am 07.10.2006 hatten wir mit den Spaniern ein Konzert im legendären „East Club“ zu absolvieren (das war Ihre „Apology“-release Party). Nun, wir haben die Spanier einfach im Backstage-Bereich gefragt, ob sie Lust bzw. Interesse hatten mit uns ne Split zu machen, worauf Fernando sofort große Augen gekriegt hat ( ich übertreibe nicht ! ) und kurz zu seinen Kollegen verschwunden ist – vorher hatte er was irgendwas wie „Cool! I ask my bandmembers first“ gesagt – 5 Min später hatten wir die Zusage ! Fernando ist ein ziemlicher DEAD-Die-hard-fan, lt. seinen Aussagen, die er jedes mal beteuert wenn wir uns sehen, was ich nie geglaubt hätte…erfüllt mich schon ein bisserl mit Stolz, hehe… Gesagt getan, ging’s nun an die Labelsuche. Natürlich hatten uns Morbid Records damals SOFORT zugesagt, die natürlich auch in ihrem Club anwesend waren und alles mitbekommen hatten. Später allerdings, als es dann ans „Eingemachte“ ging ( Studiokosten, etc ), stellte sich die Zusammenarbeit als etwas konfus/nicht übereinstimmend heraus, woraufhin ich aufgrund eines Tips einfach mal Marco von Rotten Roll Records anschrieb. Es dauerte grad mal ein paar Minuten und bekam die Zusage per Mail „ohne wenn und aber“..

Im Februar gingen wir dann sofort ins Studio, da wir eh z.Zt. keine Konzerte in Aussicht hatten und die Songs bereits komplett komponiert waren – denn „was man heute kann besorgen..“ Bei den Spaniern allerdings war das nicht so einfach, da Mon (Bass) anderweitig beruflich für ein paar Monate ausfiel, und ihm der Proberaum gehört, soweit ich weiß..Material gab’s bis dato noch nicht und Luisma versicherte mir 100 % Haemorrhage abliefern zu wollen, da ihm das Release sehr am Herzen läge, und er nicht schnell mal ein paar lieblose Lieder herunterrotzen wolle nur um schnellstmöglich das Ding rauszubringen. Spricht ja für sich, und ich denke das Warten hat sich gelohnt.

Wie waren die Kritiken bisher im Allgemeinen?
Die meisten Leute die uns darauf angesprochen haben, waren äußerst begeistert. Fernando ( der Sänger ) von Haemorrhage hat mir sogar auf dem letzten Obscene Extreme gesagt, dass es seine „Lieblings“-DEAD-Scheibe, gefolgt von unserer Split mit Regurgitate, wäre. Bis dato hab ich noch keine wirklich negative Kritik finden können.

Was beeinflusst euch beim Songwriting am meisten? Habt ihr irgendwelche Vorbilder oder Orte die euch besonders inspirieren?
Das Liederschreiben sieht so folgendermaßen aus: Wenn ich neue Riffs parat habe, versuche ich mittels PC ( Cubase ^^ & Drumcomputer ) ein neues Stück zu entwerfen ( was ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt ) und schicke dann den Grobentwurf meinen Bandkollegen. Im Proberaum wird das Lied dann weiterverarbeitet, bzw. „veredelt“. Ansonsten präsentiere ich Ali nur die Riffs und sag ihm was ich mir für n’en Rhythmus vorstelle, oder ob er eventuell eine andere Variante vorschlagen würde. Man behält dann die einzelnen Parts dann im Auge, und versucht langsam peu a peu ein komplettes Stück daraus zu schmieden. Wenn das instrumentelle erledigt ist, wird nach einem guten Titel abgestimmt, so dass dann die Lyrics geschrieben werden können. Allerdings muss vorher noch abgesprochen werden, wer an welcher Stelle grunzt, keift, oder sabbert. Der beste Ort für mich um Texte zu schreiben ist in der Kneipe mit einem guten Kumpel der sehr gute Ideen hat und schon für einigen Mist – textlich gesehen – mitverantwortlich ist. Wenn wir dann schon das eine oder andere Süppchen im Helm haben, läuft der Textfluss besonders gut. Jeder versucht den anderen mit dämlicherem Mist zu überbieten. Was das Textschreiben meiner anderen Bandkollegen anbelangt hab ich keinen blassen Schimmer. Allerdings wird bei einer bevorstehenden Aufnahme für eine Veröffentlichung vorher alles abgestimmt, ob es „thematisch“ passt.

Wer hat das Cover gestaltet? Und hat es eine besondere Bedeutung? Auch im Bezug auf die Lyrics?
Das Cover ist ein Schnappschuss aus einen völlig unbekannten Underground- Sleaze- Streifen aus den 60ern – ich glaube das war „the touch…“, oder „the kiss of her flesh“. Es führt lediglich unsere Tradition fort, pro CD eine (halbnackte) Frau auf dem Cover abgebildet zu haben. Aber mit den Lyrics hat das überhaupt nichts zu tun. Es fällt halt aus den Rahmen von anderen typischen Ekelklischeecovers, und ist ganz nett geworden – außer das verwaschene Logo welches die Druckerei versiebt hat. Aber daran lässt sich ja jetzt nichts ändern.

Durftet ihr mit eurem neuen Material auch schon Live Erfahrung sammeln? Wie war da die Resonanz bisher?
Wir haben bereits seit letztem Jahr mehrmals zwei der vier Stücke in Japan und Deutschland gespielt, da wir ja bereits im Februar 2008 unser Zeugs im Kasten hatten, und das schon „alter Käse“ war. Seitdem haben wir die in unserem festen Live-Repertoire. Beim Publikum kam’s zumindest gut an, was ich so sehen konnte. Aber am meisten war ich über die äußerst positive Resonanz auf ein bisher noch nicht veröffentlichtes Stück erstaunt ,welches ziemlich untypisch ist, dh. weder ufta-ufta-parts, noch Grindparts enthält, sondern einfach nur groovt. Hin und wieder spielen wir’s auch und es kommt definitiv auf das nächste DEAD-Album.

Ein fast schon altes Thema: Was hält eine Band wie DEAD vom Internet? Speziell Myspace und das leidige Thema „Filesharing“ ?
Myspam ersetzt mehr oder weniger die eigene Homepage. Es ist halt das „Waslos.de“ auf internationaler Ebene und heutzutage nicht mehr wegzudenken. Das sog. „filesharing“ empfinde ich nicht so schlimm, denn Metaller sind eine dankbare Kundschaft, die bei Gefallen , sich dann auch das Original zulegen. Wie bereits erwähnt, es gibt viel zu viel überflüssigen Mist, den man erst nach eigenem Geschmack herausfiltrieren muss, bevor man sich ‚ne CD kauft. Das wirklich Negative an der ganzen Sache ist die Tatsache, daß es der Musikproduktion an sich echt schadet. Das beste Beispiel war, dass bevor die „Whorehouse“-, oder die aktuelle Split-CD öffentlich raus kam, man die Alben – gegen Bezahlung (!!) – sich auf n’er beschissenen russischen Homepage runterladen konnte, obwohl weder wir noch das jeweilige Label ein Einverständnis vorher abgegeben hatte…das ist dasselbe wie, wenn ich meine CD-Sammlung im Internet, gegen Cash anbieten würde..DAS ist die größte Sauerei!!!!

In Deutschland sprießen ja gerade zu überall kleine Festivals aus dem Boden. Jeder der einen Acker besitzt(oder auch nicht), startet meist ein Death Metal Festival. Das Problem dabei ist, dass sich diese gegenseitig die Besucher wegnehmen. Was denkt ihr darüber?
Dasselbe wie Du – hast eigentlich schon die Frage beantwortet; es gibt ein Überangebot mittlerweile, welches die Musik an sich schon fast langweilig macht..Mit welcher Band würdest ihr gerne mal auf einer Bühne stehen?
Ganz klar: Carcass in der alten Besetzung! Oder Björk..

Gibt es bereits Pläne für die Zukunft?
Die Haemorrhage-Split wird Ende des Jahres auf Vinyl erscheinen – streng limitiert mit einer 73er Sonderedition ( plus jeweiligem Gimmick von uns und den Hämo’s), unser Material neu abgemischt plus Bonustrack ( 1 live-version von den 4 Stücken ; aufgenommen in Japan 2008 ) und anderem Artwork. Diese VÖ ist allerdings nur für die Die-Hard-Vinyl-Fetischisten gedacht, und soll der eigentlichen CD keine Konkurrenz machen.
Nächstes Jahr wollen wir wie schon angesprochen ein neues Album aufnehmen, haben aber noch kein Label. Neun Lieder sind schon fertig – fehlen also noch ca. 2. Der Titel allerdings steht schon…ansonsten halt das Übliche: Konzerte geben und ganz ganz viel Bier trinken, hehe…

Nun kommt auch schon das obligatorische Metal1.Brainstorming. Ich nenne euch fünf Begriffe, und du schreibst, was dir als erstes in den Sinn kommt:
Google? So wichtig wie das tägliche Brot für mich
Französisches Bier? Gibt’s das ??
Power Metal? Gibt’s geile Bands !
Oliver Pocher? Finde ich scheiße – wie den Deppen Mittermeyer
Metal1. info? Muss ich mich erstmal mit befassen…

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch:
Hört keine Porngrindscheisse – befasst Euch lieber mit n’er richtigen Frau anstatt Schwielen an der Hand zu kriegen..! Evtl. DEAD hören..mit n’em Bier dazu…Amen!

Geschrieben am von Metal1.info

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