Interview mit Henry Persson von Grimner

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GRIMNER haben unlängst mit „Urfader“ ihr viertes Album veröffentlicht. Vier Jahre nach „Vanadrottning“ spielen die Schweden nach wie vor flotten Folk/Pagan Metal, nun stehen allerdings sowohl die Folk-Instrumente wie auch klarere Songstrukturen im Vordergrund. Wir sprachen mit Drummer und Bandurgestein Henry Persson über den veränderten Fokus im Sound, Schwedisch als instrumentale Sprache und die Themen des Albums.

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Hallo, danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht es dir in diesen Tagen kurz nach der Veröffentlichung von „Urfader“?
Hi und danke für die Anfrage. Uns allen geht es gut und wir sind glücklich mit dem Release unseres neuen Albums – endlich ist es draußen!

In diesem Jahr gibt es GRIMNER seit 15 Jahren! Herzlichen Glückwunsch zu diesem Jubiläum. Wie blickt ihr heute auf diese Jahre und die Anfänge von GRIMNER zurück?
Danke! Es war eine aufregende Reise und wir können auf verschiedene Ären zurückblicken, die uns dorthin gebracht haben, wo wir heute sind. Wir haben als Teenager in unserem Proberaum angefangen und bis heute sind wir glücklich über all die Erfahrungen, die wir unterwegs, auf der Bühne und beim Musikmachen gemacht haben.

Grimner Urfader CoverartworkIhr habt gesagt, dass ihr noch nie so viel Aufwand in eine Platte gesteckt habt wie in „Urfader“. Kannst du das erläutern?
Wir haben viel mehr Zeit damit verbracht, die Songs zu optimieren und vorzubereiten. Jedes einzelne Detail daran wurde sorgfältig abgewogen. Die Pandemie und die Einschränkungen erlaubten es uns, uns zu 100 Prozent auf das Musikmachen zu konzentrieren, und was dabei herauskam, ist „Urfader“.

Welche Auswirkungen hatte die Pandemie sonst auf das Album und die Band? Auf den ersten Blick ist das Offensichtlichste, dass seit dem letzten Album vier Jahre vergangen sind, sonst kam alle zwei Jahre ein neues Album. Ihr habt bereits 2019 an dem neuen Album gearbeitet, wenn ich das richtig im Kopf habe?
Anfangs waren wir natürlich sehr irritiert und hatten Angst vor der Pandemie und den Beschränkungen, etwas, das wahrscheinlich keiner von uns je erlebt hat. Aber nach einer Weile begannen wir aus der Ferne zu arbeiten und fanden neue Wege zu kommunizieren und Musik zu machen. Unsere Show auf dem Wacken Open Air 2020 wurde abgesagt, dafür haben wir intensiver am Songwriting gearbeitet und mehr Zeit mit Voraufnahmen verbracht als zuvor. Rückblickend haben wir uns eine neue Art des Musikmachens angeeignet, über die wir sehr glücklich sind und die wir wahrscheinlich nicht in der gleichen Weise umgesetzt hätten, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte.

Auf “Urfader” gibt es viel mehr Folk-Elemente als bisher. Sind das die “neuen” GRIMNER, ist “Urfader” mit der stark folk-orientierten Ausrichtung ein neues, definierendes Werk für euch als Band?
Ja, wir glauben, dass das eine neue Ausrichtung unserer Musik ist. Wir haben schon immer gerne viele Folk-Instrumente in die Songs eingebaut, jetzt haben wir aber versucht, verschiedene Folk-Elemente und -Instrumente ins Zentrum mehrerer Songs zu stellen, abhängig davon, welche Atmosphäre wir mit den Gitarren erzeugen wollten.

Grimner Vanadrottning CoverartworkWie habt ihr euch, abgesehen von den Folk-Elementen, seit „Vanadrottning“ weiterentwickelt und verändert?
Vielleicht haben wir beim Songwriting als Konzept „Weniger ist mehr“ ausprobiert. Auf „Vanadrottning“ hörst du viele Instrumente und Melodien zur gleichen Zeit. Auf “Urfader” passiert nicht so viel gleichzeitig, dafür liegt der Fokus bei verschiedenen Parts mehr auf den einzelnen Instrumenten. Vielen Dank an dieser Stelle an unseren Albumproduzenten und Studiotechniker Jakob Herrmann von Top Floor Studios, mit dem wir diese Strategie ausgearbeitet haben.

Auf dem Album gibt es, wie bei “Elftevisan”, einige breite, epische Refrains, die mich an Månegarm erinnern. Würdest du sagen, dass ihr auch auf dem vierten Album noch Einflüsse anderer Bands verarbeitet? Welche Bands würdest du als größte Inspirationen für GRIMNER bezeichnen?
Absolut! Wir haben schon immer einen etwas anderen Folk Metal mit Einflüssen vieler anderer Bands und Sounds gespielt. Die Einflüsse verändern sich auch mit der Zeit. Die meisten von uns hören viele andere Metalgenres, dadurch wird unser Sound nicht zwingend von anderen Folk-Metal-Bands beeinflusst. Ich kann nun auch keine Bands nennen, die ich als größten Einfluss bezeichnen würde. Für mich persönlich als Drummer sind meine stilistischen Inspiriationen bei Rockbands der 70er und 80er verwurzelt, wie etwa Dio, Judas Priest und Black Sabbath.

Würdest du “Urfader” als Konzeptalbum bezeichnen? Wovon handeln die Lyrics der Songs?
Nein, ein Konzeptalbum ist es nicht. Tatsächlich behandeln die Songs ziemlich verschiedene Themen und vermischen Nordische Mythologie, die Geschichte der Wikinger und ebenso nordische Folklore.

Der “Urfader” auf dem Coverartwork erinnert von seiner Form sehr an einen großen Berg. Was bedeutet das für das übergreifende Thema des Albums und was bedeuten euch Natur und die Nähe zur Natur?
Das Coverartwork ist inspiriert von den Lyrics des zweiten Songs auf dem Album, “Där fröet skall spira”, das ist Schwedisch für “Wo die Samen sprießen sollen”. Jedenfalls glauben wir, dass das Artwork das gesamte Album repräsentiert. Was das Artwork betrifft, so ist die Musik vielfältig, und viele Details spielen eine große Rolle für den Sound des Albums. Wir sind sehr zufrieden mit dem Artwork und seinem Stil. Die Natur ist ein sehr wichtiger Teil unseres persönlichen Lebens und auch für den Sound von GRIMNER.

Grimner Bandfoto
GRIMNER; © Jens Ryden

Wie viele andere Bands des Genres bedient ihr euch auch der nordischen Mythologie. Was ist für euch persönlich das Besondere an dieser Mythologie? Warum könnt ihr so viele interessante Geschichten daraus schöpfen?
Die Mythologie ist sehr spannend, denn sie ist im Grunde das, was wir heute als „Fantasy“ bezeichnen würden. Es sind gleichermaßen lustige wie überdrehte Geschichten und Figuren. Das lädt dazu ein, um Ereignisse, Figuren und sogar Dinge oder sogar Lebewesen herum etwas zu gestalten.

Ich habe den Eindruck, dass der Sound des Albums vielfältiger und kraftvoller als auf dem Vorgängeralbum ist. “Urfader” hat definitive den besten Sound eurer Platten! Seid ihr die Produktion diesmal anders angegangen?
Da stimme ich zu, im Sound ist diesmal viel mehr Power! Dieses mal sind wir in ein anderes Studio gegangen und hatten das Vergnügen, mit sehr begabten Produzenten zu arbeiten. Wir waren nicht nur in einem anderen Studio, wir haben auch unsere Herangehensweise ans Songwriting überdacht. Durch alle Songs durch das gesamte Album sind die Gitarren und das Schlagzeug die führenden Instrumente. Der Produzent hat viel Erfahrung im Metal, vielleicht ist der Sound auch deswegen kraftvoller als auf den vorherigen Alben.

Grimner Bandfoto
GRIMNER; © Jens Ryden

Ihr singt nach wie vor komplett auf Schwedisch. Was ist für euch, abgesehen von der Identifikation mit eurer Muttersprache, der größte Vorteil der schwedischen Sprache in eurer Musik?
Wir sehen den Vorteil darin, beim Vokabular weniger limitiert zu sein und haben die Möglichkeit, mehr Melodie in die Songs zu packen. Schwedisch ist eine sehr melodieorientierte Sprache und beim Songwriting können wir unsere Muttersprache wie ein weiteres Instrument einsetzen. Für Hörer, die kein Schwedisch verstehen, mag es sich seltsam anfühlen, nicht zu wissen, wovon die Songs handeln. Jedenfalls sind das wohl unsere Hauptgründe dafür, immernoch auf Schwedisch zu singen – es macht den Gesang mehr zu einem Instrument, ohne dass wir Sing-along-Songs schreiben.

“Tiundaland” beschließt das Album als sehr schöne, emotionale Lagerfeuerballade. Worum geht es in dem Song? Könnt ihr euch vorstellen, mehr akustische Songs dieser Art zu machen, eventuell sogar ein ganzes Album wie damals Månegarm mit “Urminnes hävd – The Forest Sessions”?
Freut mich, dass es dir gefällt. Der Song handelt vom alten schwedischen König Aun der Alte. Aun war der Sohn Jorunds und er hatte während seines langen Lebens selbst zehn Söhne. Die Legende erzählt von einem Mann, der einen Pakt mit Odin einging, alle 20 Jahren einen Sohn zu opfern, um ewiges Leben zu erlangen. Er hat es geschafft, neun seiner Söhne zu opfern, bevor er zu alt und müde wurde und schließlich starb. Er wollte sein Königreich „Tiundaland“ (“zehnfaches Land”) nennen, nachdem er seinen zehnten Sohn geopfert hätte, also dachten wir, das wäre ein guter Titel für den Song.
Wir sind auf jeden Fall offen dafür, in Zukunft mehr akustische Songs zu schreiben. Was ein ganzes, akustisches Album angeht … das werden wir sehen.

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum:
Testament – The Formation Of Damnation. Ein Klassiker für Metal-Schlagzeuger.
Bestes Buch-/Film-/Serien-Universum: “Game Of Thrones”.
Wikinger-Lifestyle: „Hings hand“-ish.
Heidentum: Griechische Mythologie.
Heimatland: Schweden.
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht: GRIMNER.
GRIMNER in zehn Jahren: Drei weitere Alben und auf drei neuen Kontinenten gespielt.

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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