Grimner Urfader Coverartwork

Review Grimner – Urfader

GRIMNER sind nicht nur nach Grimnir – einem Decknamen Odins – benannt, sie befassen sich auch lyrisch mit der nordischen Mythologie, Wikinger-, Ahnen- und Heldengeschichten. „Urfader“ heißt das vierte Album der Schweden, auf dem sie wie gewohnt alle Songs in ihrer Muttersprache intonieren. Die Rahmenbedingungen vom stimmungsvollen Artwork bis zum komplett durchgezogenen Konzept stimmen also schon mal.

Musikalisch erfüllt die sechsköpfige Band alle Erwartungen, die das Konzept nur wecken kann: Folk/Pagan Metal mit großen Melodien, dicken Chören, tanzbaren Rhythmen sowie Death- und Black-Metal-Riffs für die nötige Aggression. Trotz eines erdigen, teils sogar dreckigen Sounds sind das aber eher unterstützende Elemente, GRIMNER konzentrieren sich mehr denn je auf den Folk. Der Opener „Hämtad Av Valkyrior“ vereint auch direkt all diese Trademarks in sich und rast mit schneidenden Månegarm-Riffs über ein besinnlich-fröhliches Heidevolk-Tanzfeld und geizt nicht mit düster angehauchten Finntroll-Humppa-Elementen. Die Mischung aus fiesem Keifgesang, Klargesang und heroischen Chören ist als fluffige Schaumkrone auf dem mit Bier gefüllten Humpen wunderbar ausgewogen. Während GRIMNER früher schon nicht mit Keyboards und Flöten gegeizt haben, rücken diese Instrumente auf „Urfader“ sogar noch mehr in den Mittelpunkt. Durch die stark verbesserte Produktion klingt Album Nummer vier aber nicht dudelig wie die Vorgängerscheiben, sondern kraftvoll und differenziert – die Folk-Elemente machen so richtig Freude!

Nicht nur beim Sound, auch in puncto Songwriting zeigen sich GRIMNER verbessert. Die Tracks kommen direkter zum Punkt und wirken zudem auch gereifter und selbstsicherer. GRIMNER scheinen auf „Urfader“ sowohl sich selbst mehr gefunden als auch ihren Sound neu erfunden zu haben, obwohl sie sich selbst und ihren Wurzeln stets treu bleiben. Die bestens gewählte Single „Västerled“ erzeugt mit Flötenspiel zwischen Schandmaul und Eluveitie, einem extrem pathetischen und kitschigen Refrain mit Chorgesang und einer durchgehend positiven Stimmung ein einfach mitreißendes Hochgefühl und bestätigt damit den gewählten Weg. Genügend Abwechslung gibt es in den 55 Minuten auch: Party-Pogo bei „Ulvhednars Natt“, Melodic-Death-Metal-Riffs zum hemmungslosen Headbangen bei „Ur Vågorna“ oder auch mal etwas aggressivere Klänge wie beim epischen „Elftevisan“ sind nur einige Beispiele für den Variantenreichtum von „Urfader“. Letztgenannter Song überzeugt zudem mit einem mächtig großen Refrain, den man gerne wieder und wieder hört. Das abschließende akustische „Tiundaland“ zeigt zudem die Lagerfeuer-Qualitäten von GRIMNER auf.

„Urfader“ wird vielen Pagan-Metal-Anhängern vermutlich immer noch zu dudelig und fröhlich sein – GRIMNER haben anno 2022 aber eine neue Chance verdient, da sie eindeutig ihr bestes Album vorlegen. Die genannten Verbesserungen sind in jeder Faser der Scheibe hörbar, zudem merkt man den Nordmännern nicht nur wegen den leidenschaftlich vorgetragenen schwedischen Lyrics an, dass sie mit Herzblut bei der Sache sind. „Urfader“ ist keine Innovationsbombe, die Anleihen an die erwähnten Bands sind unüberhörbar. All die entlehnten Elemente werden jedoch so geschickt zu einem eigenen Paket geschnürt, dass man GRIMNER überhaupt nicht böse sein kann. „Urfader“ macht einfach Spaß!

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Wertung: 8 / 10

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