Interview mit Steve Kachinsky von Steel Prophet

Nach 10 Jahren legen STEEL PROPHET aus den USA ihr achtes Studioalbum „Omniscient“ vor. Als Urgestein im Underground des US-Power-Metal haben sie sich mittlerweile auch in Europa eine beachtliche Fangemeinde erspielt. Steve Kachinsky, Gitarrist und Songwriter der Band, über seine musikalische Herkunft, Freddy Mercury und Deutsches Bier.

 

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Euer achtes Studioalbum „Omniscient“ wurde vor gerade mal vier Tagen veröffentlicht; habt ihr seitdem schon ordentlich Feedback bekommen?
Sicher, tonnenweise Reviews und Kommentare dazu – positive wie negative. Viele Leute wollen ein Remake von „Messiah“ oder „Into The Void“ und andere einfach hören, was wir momentan machen wollen. Das meiste Feedback ist sehr positiv, aber man kann nicht jeden zufriedenstellen, es sei denn man ist AC/DC. Manche haben gesagt, „Omniscient“ ist das beste Konzeptalbum, das sie seit „Operation Mindcrime“ gehört haben. Naja, eine Person hat das gesagt – und das war ich.Nur ein kleiner Scherz. Ehrlich, manches an Feedback war echt unglaublich…

coverEuer Album wurde am vierten Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag veröffentlicht. Hatte das einen bestimmten Grund, oder war das einfach nur Zufall?
Einfach Zufall. Wir lieben unsere Heimat und denken im Sinne der Unabhängigkeit, aber es kam einfach so. Oft ist es schwer, ein Patriot in den USA zu sein. Manchmal muss man den logisch denkenden Teil des Gehirns ausschalten, um die Politik in diesem Land nachvollziehen zu können. Die Leute sind so empfindlich was ihre „Belange“ angeht…

Eure Coverversion von Queens „Bohemian Rhapsody“ ist wirklich hörenswert! Hattet ihr einen speziellen Grund, gerade diesen Song zu wählen?
Queen ist meine absolute Lieblingsband, seit ich mir damals „Sheer Heart Attack“ auf Vinyl gekauft habe. Die Leute erkennen einfach nicht, dass sie auf ihren ersten vier Alben eine geniale Hard-Rock-Band waren und Jimmy Pages „Guitar Army“-Konzept perfektioniert haben, das er auf Zep-Alben wie „Houses Of The Holy“ oder „Physical Grafitty“ quasi erfunden hat. „Bohemian Rhapsody“ ist der bekannteste Track meiner Lieblingsband und wohl einer der beliebtesten in der Rock’n’Roll-Geschichte überhaupt. Wir wussten, dass die Neugestaltung des Opern-Parts ein gewaltiges Unterfangen sein wird. Wir wollten der Herausforderung einfach gewachsen sein – und wissen, was Queen bei der Aufnahme alles durchmachen mussten. Wir haben eine Menge über Harmony-Vocals gelernt, während wir diese Aufgabe gemeistert haben!

Welche Bands haben besondere Einflüsse auf dein Songwriting?
Die meisten meiner Einflüsse kommen aus der 1970er-Rock-, Hard-Rock-, Metal-, Psychedelic- und Soul-Musik. Meist sowas wie Starz, Kiss, Aerosmith, Ted Nugent, Zeppelin, Black Sabbath, Queen, Blue Öyster Cult, King Crimson, Mountain, Van Halen, Yes, Pink Floyd, Rush und die Scorpions; mit diesem Bands bin ich aufgewachsen, habe ihnen nachgeeifert. Nun höre ich mir manche Sachen gar nicht mehr an, weil ich nicht davon beeinflusst werden will. Ich möchte meine eigene, einzigartige Stimme und meinen Horizont erforschen und erweitern, als unabhängiger Musiker. Ich möchte beeinflussen, anstatt beeinflusst zu werden.

steelprophetUnd was sind deine Lieblingsbands? Habt ihr irgendwelche Vorbilder?
Queen, Led Zeppelin, Pink Floyd, Yes, Sabbath. Meine größten Einflüsse. Als Gitarrist eiferte ich Leslie West, Randy Rhoads, Van Halen, Buck Dharma, Schenker, Richie Ranno, Blackmore, David Guilmore und Hendrix nach. Ich hab trotzdem nie versucht, eines meiner Vorbilder zu kopieren. Ich bin recht zufrieden mit mir selbst und sehe gern ein, dass ich als Mensch nicht unbedingt jedem entspreche. Ich bin eine sehr gerechte und großzügige Person, die höflich und tolerant mit anderen Menschen umgeht – daher bin ich froh, ich selbst zu sein, anstatt jemanden anderes nachzumachen. Aber wenn ich mal Jimmy Page oder Brian May sein könnte, würde ich das für einen Tag schon gern ausprobieren.

Mit welchen anderen Bands würdet ihr gern mal auf Tour gehen?
Metallica, Priest, Iron Maiden. Bands mit einem großen Publikum wären toll! Bei jüngeren Bands Astra, Night Demon, Venomous Maximus. Von meinen Helden wären es Queen, Black Sabbath, Aerosmith und Kiss. Wenn wir nochmal mit Bands touren würden, mit denen wir schonmal auf Tour waren, dann Edguy, Gamma Ray, Angel Dust, Lefay, Agent Steel und vielleicht Fates Warning, Slayer und Armored Saint. Overkill wäre ’ne Menge Spaß. Mit Riot, Mercyful Fate, Omen, Wolf, Accept oder Metal Church zusammenzuarbeiten, wäre warscheinlich auch super.

Sind denn schon Tourdaten bestätigt? Werden Europa – und Deutschland – auf dem Reiseplan stehen?
Noch nicht, aber Europa und Deutschland müssen einfach drauf stehen. Es ist unser bester Markt.

Gibts einen Unterschied zwischen Auftritten in Deutschland und den USA?
Die Auftritte in Deutschland sind für uns die bestenlandesweit! Wir haben im Laufe unserer Karriere die meisten Alben in Deutschland verkauft und bei Gigs kennen die Leute dort unsere Songs einfach viel besser als hier in den USA. Es macht immer mehr Spaß, wenn die Leute mitsingen.

Habt ihr schon spezielle Pläne für die Zukunft? Wo seht ihr euch und die Band in 10 Jahren?
Meine Pläne für die Zukunft sind als Mensch, Musiker, Vater und Freund jeden Tag zu wachsen, neue Dinge auszuprobieren und zu lernen. Wenn wir ein neues STEEL-PROPHET-Album aufnehmen, erhoffe ich mir davon jedesmal eine Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger. Letzten Endes bieten wir aber auch nur ein Produkt oder eine Dienstleistung an. Die Fans sind unsere Kunden und sie bestimmen, wo wir in zehn Jahren stehen werden. Plattenfirmen vergeben keine Verträge, nur weil sie neue Freunde suchen; wenn man keine Alben verkauft, verlieren die Plattenfirmen das Interesse, daher ist die Zukunft für eine Underground-Band immer ungewiss.

sp-band3In Deutschland haben wir jede Menge Konzerte, Metal-Partys und ähnliche Veranstaltungen. Wie sieht das in den USA aus? Spielt ihr oft auf lokalen Konzerten? Gibts viele junge Bands bei euch?
Wir geben in ein paar Tagen eine Album-Release-Party mit Night Demon. Wir sind schon richtig aufgeregt; das ist eine fantastische neue Band und unser neues Album soll gefeiert werden. Es ist zehn Jahre her seit das letzte Album rauskam. Das passiert natürlich nicht jeden Tag und nicht mit unserem „favorisierten“ Lineup. Ich bin überglücklich.

Kommen wir zurück zum aktuellen Album. Gibt es vielleicht etwas an eurer Musik, mit dem ihr nicht voll und ganz zufrieden seid?
Wir haben uns so viel Zeit genommen, dass es wirklich schwer ist, irgendetwas Negatives über das neue Album zu sagen. Wenn man Jahre Zeit hat, Stellen zu ändern oder neue Parts hinzuzufügen, ist es schwer, unzufrieden zu sein. Aber auf dem nächsten Album werde ich die Kontrapunkte etwas anziehen und die Gitarrenspuren etwas einfacher gestalten, um das Abmischen und die Interpretation des Songs an sich einfacher zu machen. Ich hab rausgefunden, dass die meisten Metal-Hörer Songstrukturen bevorzugen, die aus bloß zwei Akkorden bestehen. Ich werd beim nächsten Mal etwas damit herumexperimentieren.

Wie geht ihr mit negativem Feedback um?
Ich kauf mir einfach ein Hörgerät und schalte es aus, sobald ich negatives Feedback höre. Spaß beiseite, es ist okay; jeder hat ein Recht auf seine Meinung. Ich achte darauf, wo die Meinung herkommt, wenn beispielsweise jemand mit viel Ahnung von Musik negative Kritik äußert, fasse ich das anders auf als wenn ein Gelegenheits-Metal-Hörer so etwas sagt. Wenn es von einem Metal-Fan kommt, der einen bestimmten Typ von Album hören will, aber nicht gerade unseren, nehme ich das wieder anders auf. Das Ding ist, dass ich auch positives Feedback genauso „filtere“. Manchmal passen selbst die besten Reviews nicht auf das, was ich kreiert habe.

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Gibts etwas in den Medien oder dem Internet über euch, worüber ihr euch sehr gefreut habt?
Da gibt es ein Review unseres neuen Albums, bei dem sich der Autor wirklich die Zeit genommen hat, vorm Hören die Geschichte zu lesen – und dieser Kerl hat die Musik und das Konzept fast genauso interpretiert wie ich. Das war wirklich cool. Viele der Review-Schreiber haben aber, gemessen an ihrem monatlichen Pensum, gar nicht die Zeit, sich die ganze Rahmenhandlung durchzulesen und alles in sich aufzunehmen. Aber dieser Kerl hat das gemacht und gemerkt, dass es sich gelohnt hat. Dieses Album ist wirklich mehr als bloß Musik, es ist eine Geschichte, ein Gemälde und ein philosophisches Werk in einem. Wenn man sich darauf einlässt, garantiere ich, dass man etwas daraus für sich selbst „mitnimmt“. Selbst wenn man nicht meine und Ricks Meinungen vertritt, wird man seine eigene Fantasie einsetzen und einige Dinge über sich selbst herausfinden.

Wollt ihr mit euren Texten etwas genaues ausdrücken?
Wir geben uns Mühe, interessant zu sein und nicht über den ausgelutschten alten Kram zu schreiben. Ich meine, wenn man Lieder über Autos oder Liebe schreibt – kann man das wirklich noch aus einem anderen Blickwinkel betrachten und etwas komplett Neues darin finden? Wenn man über Schlachten oder Drachen schreibt, nutzt man es als Metapher und findet eventuell Dinge über sich selbst heraus, die einem völlig neu erscheinen. Ich will etwas von dir in deinen Texten finden. Ich hab viel über solche Dinge nachgedacht, als ich „When I Remake The World“, „666 Is Everywhere“ oder „Aliens, Spaceships And Richard M. Nixon“ geschrieben habe. Es geht um neue Ideen, über die nicht jede gewöhnliche Metalband schreibt.

Werdet ihr oft mit bekannten Bands verglichen, die euch wirklich auf die Nerven gehen? Oder bekommt ihr eventuell Vergleiche zu hören, auf die ihr stolz seid?
Der Iron-Maiden-Vergleich ist mittlerweile wirklich tot. Die Wahrheit ist, dass ich Songs geschrieben habe, die nach Iron Maiden klingen, bevor ich Iron Maiden überhaupt gehört habe; weil Steve Harris und ich viele gleiche Einflüsse wie die Scorpions, Priest, Sabbath, Zeppelin, UFO, Pink Floyd, Yes, Thin Lizzy und Deep Purple haben. Wenn man auf die Art Musik schreibt, kriegt man einfach etwas raus, das nach STEEL PROPHET oder Iron Maiden, etc. klingt.
Wenn die Leute uns mit Queen, Zep, Sabbath, Solitude Aeturnus, etc. vergleichen, ist das echt cool. Wenn sie uns mit Garth Brooks vergleichen, werde ich hingegen sehr wütend…

sp-omniscientAlles klar, wir nähern uns dem Ende dieses kurzen Interviews, aber eine Frage würde ich dir noch gerne stellen: Was hälst du von Deutschem Bier verglichen mit amerikanischem?
In den USA gibt es mittlerweile einige echt gute Biersorten: Stone, Samuel Adams, New Amsterdam, AleSmith, etc. Alles gute Biere und Ales. Sie werden in kleineren Mengen hergestellt als Bud und Miller, die echt scheiße sind. Die Deutschen brauen aber auf alle Fälle besseres Bier als unsere Brauerein.

Kommen wir vorm Ende zu unserem Metal1.info-Brainstorming:
Power Metal
: Verwirrender Begriff, viel zu oft falsch benutzt. Euro- und US-Stile sind völlig verschieden
US-Metal-Szene: Tot, aber nicht vergessen…
Freddy Mercury: Zusammen mit Ronny James Dio der absolut beste Sänger in der Rock-Geschichte
Deutschland: Ich fühl mich wie ein Einwohner.
Bay Area Thrash: Vio-Lence und Forbidden forever!
Jon Schaffer: Der Ted Nugent des Power Metal. Geile Rhythmus-Riffs.

Vielen Dank für deine Zeit, ich wünsche euch das Beste für die Zukunft von STEEL PROPHET und natürlich für eure Familien. Die letzten Worte gehören dir – gibt es etwas, das du euren deutschen Fans sagen willst?
Danke für die jahrelange Treue – und gebt euch unser neues Album; und lest die Texte! Ihr werdet mit jedem Hören neue Klänge und Ideen raushören und die Lyrics sowie das Konzept werden eure Fantasie anregen. Wir hoffen, euch bald bei einer Liveshow zu sehen!

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