Interview mit Dealoth von Nyseius

Mit „Militiae“ haben die Franzosen NYSEIUS ein wirklich achtbares Debüt-Album veröffentlicht. Im Interview erklärt uns Sänger Dealoth als letztes verbliebenes Gründungsmitglied, warum man für das Debüt so lange gebraucht hat, wie es um das Line-Up steht und warum man NYSEIUS so schnell wohl nicht live erleben wird.

English original…

Hey!
Ihr seid eine sehr neue Band, insofern denke ich, dass nicht all zu viele unserer Leser bereits von euch gehört haben. Insofern: Stell doch zu Beginn gleich mal deine Band und dich den Lesern vor…

Nach einigen Jahren in Bands und Projekten, die nie irgendwohin geführt haben, hatte ich das Gefühl, meine kostbare Zeit zu verschwenden, das Gefühl, eine Aufgabe zu erfüllen zu haben, eine Message zu verbreiten. Ich brauchte etwas anderes, konkreteres, weshalb ich Leute finden musste, mit denen ich diese Werte teile, um mit ihnen zu arbeiten.
Dann habe ich 2002 NYSEIUS gegründet (Ich bin das letzte Mitglied der Urbesetzung). Mit Geduld fand ich endlich ein paar Bekannte, die Interesse für das Projekt bekundeten. Die Band hat dann diverse Linepu-Wechsel durchgemacht und kannte Stabilität und Bindung zwischen seinen Mitgliedern immer nur für kurze Zeit. Dieses Lineup ermöglichte es uns „Lueur d’une Lune Morte“ zu veröffentlichen, welches 2004 herauskam. Danach gab es wieder unzählige Lineup-Probleme, weil das Endergebnis leider viele Streitigkeiten zwischen uns verursachte.
Jetzt scheint das Lineup wieder stabil und effizient zu sein, was uns ermöglicht, weiterzukommen.

NYSEIUS gibt es jetzt seit acht Jahren, euer erstes Full-Length ist aber erst jetzt erschienen. Warum hat das so lange gedauert?
Der Songwriting-Prozess begann kurze Zeit nach der Demo, von 2004 bis 2006, wenn ich mich richtig erinnere.
Unser Ziel mit diesem ersten Album war es, all die Ideen zu sammeln, die wir in sechs Jahren aufgehäuft hatten. Obwohl wir so lange Zeit „weg“ waren, haben wir nie aufgehört, fast jede Woche für uns selbst zusammenzuspielen…
„Militiae“ wurde schließlich zweimal aufgenommen. Das Resultat des ersten Versuches, den wir 2007 unternommen hatten, konnte unsere Erwartungen nicht erfüllen, insofern haben wir uns entschieden, es in einem anderen Studio nocheinmal aufzunehmen, auch wenn das einen weiteren Aufschub der Veröffentlichung bedeutete. 2008/2009 fanden wir dann endlich eine vertrauenswürdige und kompetente Person, um mit ihr zusammenzuarbeiten. Das Resultat dieser Arbeit hälst du jetzt in Händen.
So weit bin ich für die meisten Ideen verantwortlich, was auch logisch ist, da das Album Songs enthält, die einige Jahre alt sind. Heute sehe ich einiges etwas anders und die neuen Songs sollen mehr die Band als Ganzes reflektieren.

Ich nehme einmal an, ihr habt bereits die ersten Pressereaktionen erhalten – wie sind die bislang so ausgefallen? Bist du zufrieden?
Das Feedback ist in 80% aller Fälle positiv, was wir so garnicht erwartet hatten. Wir könnten uns eigentlich über solche Neuigkeiten freuen und glauben, dass uns die Tore offen stehen und unser Weg bereits vorgezeichnet ist, aber so ist es nicht. Wir sind nicht geblendet, das Gefühl der Selbstzufriedenheit ist für mich unvorstellbar. Wir haben immernoch eine Menge zu zeigen und zu leben, bevor wir derartiges empfinden können…

Wie würdest du die Musik NYSEIUS jemandem beschreiben, der von eurer Band bislang nichts gehört hat? Gibt es Vergleichs-Bands, die dich und deinen Stil beeinflusst haben?
Ich empfinde unsere Musik als kalt, intensiv und rätselhaft. Eine gelungene Fusion aus 90’s Black Metal mit einigen experimentellen/progressiven Anleihen.
Die ersten Bands, die ich überhaupt gehört habe, sind auch die, die mich am meisten beeinflusst haben, musikalisch. In meinem Fall war es die Skandinavische Szene der 90er, die meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Dissection, beispielsweise, ist eine Band, war immer eine Band, die mein Interesse und meine Faszination auf sich gezogen hat, ebenso Mayhem mit ihrem „De Mysteriis Dom Sathanas“, das uns stark beeinflusst hat. Wir haben, nebenbei bemerkt, entschieden, das live zu covern. Vielleicht aus Nostalgie. Diese Periode und besonders diese Band zeichnet sich durch die Tatsache aus, dass sie einen Kreis von Individualisten repräsentieren, die sich selbst dem Black Metal und einer Philosophie der Negation verschrieben haben, die auf gewisse Art unseren aktuellen Vision zu diesem Thema entsprechen.
Das ist unabstreitbar die „Basis“, aber wir werden immer versuchen, tiefer zu graben. Dazu kannst du vermutlich unzählige andere Quellen der Inspiration hinzuzählen, die in allem, was uns umgibt, verwurzelt sind.

Ist NYSEIUS eine echte Band oder eher eine Art Ein- oder Zweimannprojekt?
Bezüglich „Militiae“ hatten drei Personen einen Teil zu dieser Aufnahme beigetragen.
Ich war zuständig für die beiden Gitarren, während Morguth sich um das Schlagzeug kümmerte und C.W um den Bass. Später kamen zwei neue Gitarristen dazu: Hasthur, der seit zwei Jahren die Rhythmus-Sektion übernommen hat, und Flammeolus, der vor zwei Monaten oder so dazugestoßen ist. Er ist ein Musiker, den ich seit acht Jahren kenne und der bis jetzt im Schatten der Band blieb. Keiner ausser ihm wäre besser geeignet, als Lead-Gitarrist in NYSEIUS zu dienen – einer Position, die großer Erfahrung und viel Eifer bedarf. Der eine, auf den ich mein vollstes Vertrauen setze hat auch schon ganz alleine Interviews beantwortet. Ich denke also, er wird eine Menge in unsere zukünftigen Arbeiten einbringen.

Sind die Drums auf „Militiae“ eigentlich wirklich aufgenommen, oder programmiert? Um ehrlich zu sein, klingen sie fast zu perfekt für einen echten Schlagzeuger…
Die Drums sind von der ersten Aufnahme übernommen und in „.midi“-Format konvertiert. Der Gesamtsound wurde im Studio mit einer Software überarbeitet, um ein angemessenes Resultat zu erhalten. Es mag für dich vielleicht einen „synthetischen“ Nachgeschmack haben, aber es entspricht genau dem, wonach wir gesucht haben. Jeder, der unseren Schlagzeuger gesehen hat, würde bezeugen, dass er ein intensives und sehr kraftvolles Drumming spielt.

Könntest du uns ein bisschen etwas über das Coverartwork erzählen? Was war die Idee hinter dem Bild, und wurde es extra für die Verwendung als Artwork angefertigt?
Das Artwork ist eine Collage, die wir aus unzähligen bereits existierenden Arbeiten zusammengestellt haben, die alle versteckte Botschaften enthalten. Wir wollten, dass das Cover eine sinistre Atmosphäre erzeugt, fern von allen lebenden Arten. Es repräsentiert die drei Richter der Hölle aus der alten Mythologie und die Unterwerfung der Massen. Im Booklet haben wir uns, um das zu repräsentieren, für ein Photo des Nordportals der Kathedrale von Reims entschieden, das vor dem ersten Weltkrieg gemacht wurde. Tatsächlich wurde diese ja während der Bombardements dieses Krieges beschädigt. Die großartigkeit dieses Kustwerkes konnte nur damals bewundert werden. Demons do drive the church in their stream, towards its downfall.

Ihr kommt aus Frankreich, das in letzter Zeit hisnichtlich Black Metal immer wieder von sich reden macht… Welche Bands aus deinem Heimatland würdest du unseren Lesern ans Herz legen?
Ich glaube, die Black Metal szene hat oder hatte ein echtes Potential, auch wenn nur wirklich wenige echte „Popularität“ erlangen konnten. Diese wurden zu Standards und irgendwie Referenzen auf der Internationalen Skala. Es ist folglich normal, dass Undergroundbands aus Frankreich oder sonstwoher (zumindest noch nicht) von der Französischen Szene beeinflusst sind. Bands wie Deathspell Omega und Blut Aus Nord haben diese Popularität erreicht, ohne irgendwelche Konzerte zu geben. Das widerspricht auch dem gewöhnlichen Vermarktungsmuster der Labels, das darauf abzielt, „ihre Bands“ zu ermutige, immer mehr und öfter aufzutreten, um Promotion zu betreiben.
Es gibt auch andere französische Bands, von denen wir viel erwarten, aber deren Aktivitäten sind leider auf Sparflamme oder gänzlich erloschen: Helgrindr, Griffar oder Bekhira zum Beispiel.

Ich habe gehört, dass ihr bereits an einem zweiten Album arbeitet. Wie läuft es damit? Können wir da vielleicht schon nächstes Jahr mit einem Release rechnen?
Der Writing-Prozess für unser nächstes Album ist beinahe vollendet, wir konzentrieren uns gerade voll und ganz darauf, ihn abzuschließen. Wir arbeiten hart an der Musik und den Texten, und stecken große Hoffnungen in diesen Release. Es wird weit über allem, was wir bislang produziert haben, stehen. „Militiae“ zeigt nur einen Teil unseres Potentials und muss als „erster Schritt“ in unserer Geschichte gesehen werden.
Ein Jahr ist vielleicht ein wenig knapp bemessen für die Arbeit, die wir noch vor uns haben. Gar so optimistisch würde ich nicht sein… sagen wir zwei Jahre.

Um ehrlich zu sein, überrascht mich das ein wenig… schreibt ihr unentwegt Songs, oder seid ihr gerade in einer kreativen Phase, dass ihr so schnell nachlegen könnt?
Um ehrlich zu sein, haben wir bereits angefangen, neue Songs für das zweite Album zu schreiben, bevor das erste überhaupt veröffentlicht war. Aber auf der anderen Seite haben wir alle auch eine sehr gute kreative Phase, wie du es gesagt hast.

Black Metal und Satanismus sind für euch ja offenbar untrennbar verbunden. Was denkst du über Black Metal-Bands, die mit Satanismus nichts am Hut haben? Sind die überhaupt „echte“ Black Metaller?
Wenn es nach uns geht, sind Black Metal und Satanismus untrennar verbunden, es kann garnicht anders sein. Heutzutage geht der großteil der Bands dabei vor die Hunde, dass sie versuchen, etwas neues zu machen, und zu denken, dass alles „neue“ auch ohne jeden Zweifel „gut“ sein muss; Das Ergebnis ist schlicht flach. Die Konzepte hinter der Musik, die von derlei Projekten kreiert wird, ist oft unkonkret und schwammig. Wir lobe die Schwarze Kunst so, wie wir sie durchleben, ohne Kompromisse oder irgendwelches Interesse an aktuellen Tendenzen oder demagogischen Reden.

Was dürfen wir von NYSEIUS erwarten? Gibt es irgendwelche Pläne für Konzerte oder gar eine Tour?
Was die Live-Geschichte angeht, liegt hier keine Priorität, nachdem wir nicht all zu viel Respekt für die durchschnittliche „Zuhörerschaft“ haben, wie wir sie auf den paar Konzerten, die wir bislang gegeben haben, hatten. Wie ich in einem anderen Interview schonmal gesagt habe, fühlen wir uns generell nicht auf einer Wellenlänge mit der Black Metal-Hörerschaft. Um ehrlichzusein, haben wir mit den meisten von ihnen echtes Mitleid, während wir uns unzweifelbar überlegen fühlen. Unsere „Message“ kann von der Mehrheit der Hörer nicht verstanden werden. Trotzdem ist es das Material wert, für einige Fanatiker gespielt zu werden (die wir zumeist persönlich kennen), die oft in Bands spielen, deren Ideologie nahe der unseren liegt. Wir spielen nur für sie.
Insofern gibt es im Moment nichts hinsichtlich auch nur eines einzigen Konzertes in deinem Land, und die Möglichkeiten, eine kleine Tour zu spielen, sind noch geringer, da ich nicht davon ausgehe, dass NYSEIUS genug Leute anziehen würden, um eine solche Tour rentabel zu machen.
Trotzdem könnte die Perspektive, in Deutschland zu spielen, attraktiv sein, da ich festgestellt habe, dass die Zuhörer in verschiedenen Ländern nicht die gleichen sind und nicht auf die gleiche Art und Weise reagieren. Ich habe beispielsweise gute Erinnerungen an Konzerte von Necros Christos, Necrovation, Dead congregation, Asphyx in Berlin vor einigen Jahren.

Ok, das war dann auch schon meine letzte Frage. Vielleicht können wir das Interview mit einem kurzen Brainstorming beenden:
Griechenland:
Myspace:
www.myspace.com/nyseius
Guido Westerwelle:
mp3:
Metal1.info:
FC Bayern München:

Danke für das Interview,
Daeloth

Danke auch und weiterhin viel Erfolg!

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