Interview mit Moe von Shrike

Die erste Veröffentlichung brachten die Berliner Black Metaller SHRIKE schon nach einer guten handvoll Proben heraus, danach dauerte es sieben Jahre, bis „Hinab in die vertraute Einsamkeit“ erschien. Was die Band zu ihrem „richtigen“ Debütalbum zu sagen hat, lest ihr im folgenden Interview, welches neben Informationen zur Band auch ein paar Hintergründe zum (metallischen) Underground in der Hauptstadt parat hat.

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Hi! Vielen Dank, dass Du Dir auch einige Zeit nach dem Release noch Zeit für das Interview nimmst. Wie ist die Lage?
Die Lage sieht zur Zeit nicht schlecht aus. Irgendwie stoßen wir in letzter Zeit auf Resonanz, die vorher gefehlt hatte. Eigentlich müssten wir dir für deine Aufmerksamkeit danken.

Ich kannte Euch vor der aktuellen Platte nicht und ich denke, den meisten Lesern geht es ganz ähnlich. Stell SHRIKE doch bitte einmal kurz vor.
Wir haben uns im Sommer 2006 gegründet. Wir wussten vorher schon, was wir machen wollten, wie wir heißen könnten und wer alles im Boot sitzen sollte. Die ganze Sache hatte Jul angeleiert, da vorher seine Band Asparagoth, in der auch Uwe sang, zerfallen ist. Moe und Jul spielten damals bei Twilight Drifters, wollten aber unsere Hingabe zum Black Metal ebenfalls musikalisch umsetzen. Jul stellte Moe kurze Zeit später den Uwe vor, mit dem Wunsch, zusammen Mucke zu machen und so kam es dann auch. Mittlerweile sind auch Fabi (Natural Born Grinder) am Bass und Xaver (Erebor) an der Gitarre dazu gestoßen und wir sind sehr stolz auf die beiden.

Wie waren die Reaktionen auf „Hinab in die vertraute Fremdheit“ bisher?
Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Aber egal wie positiv oder negativ sie ausfielen, sind wir sehr dankbar darüber, dass sich jemand die Zeit nimmt, um sich mit uns auseinanderzusetzen. Für uns alle war es auch eine neue Erfahrung, Interviews zu geben. Jedenfalls sind wir der Meinung, dass irgendwie alles gestimmt hat, was in den CD-Reviews stand und das ist auch gut so.
Für uns war auch unsere Record-Release-Party ein schönes Erlebnis, da die Leute wieder sehr gut drauf waren und alles sehr gut funktioniert hat. Und das ist das, was sich jeder Musiker wünscht: eine kleine Gemeinde, die das Gefühl vermittelt, dass man nicht alleine ist.

Shrike13-03Eure erste Demo habt Ihr damals schon kurz nach der Bandgründung aufgenommen, jetzt hat es doch eine ziemlich lange Zeit gedauert, bis das erste Album endlich im Kasten war. Woran lags?
Zum einen hatten wir viele private Probleme, die einigen Bandmitglieder das Leben schwer machten. Wir mussten sogar auch einmal ein komplettes Jahr aussetzen, aber ich möchte es ungern vertiefen. Nichtdestotrotz hatten wir festgestellt, wie wichtig dieses ganze Konstrukt für uns war und wollten dies schließlich weiterführen. Material hatten wir immer zur Genüge, was letztendlich Zeit fraß, war die Zusammenstellung der ganzen Materie. In regelmäßigen Abständen nahmen wir immer wieder was auf, waren aber meist unzufrieden mit den Ergebnissen. Erst als Xaver und Fabi ins Boot kamen, nahm es eine Form an, mit der wir uns alle identifizieren konnten.

Welche musikalische „Philosophie“ verfolgt Ihr?
Eigentlich gar keine. Wir versuchen keine Ideologien in der Musik zu verkörpern. Zumindest keinen Antisemitismus, Satanismus und so weiter, jedoch sind unsere Texte sehr kritisch mit der Umwelt und der Gesellschaft, in der wir alle zurecht kommen müssen. Wir lieben es einfach nur zu musizieren und sind um jede Anerkennung dankbar, die wir bekommen können.

Im Infoschreiben grenzt Ihr Euch ganz klar von jeglicher Gewalt ab; gab es in der Vergangenheit irgendwelche konkreten Vorwürfe diesbezüglich oder warum betont Ihr das so vehement?
Für viele ist Black Metal eine Art Provokation, die auf der Bühne und in der Musik praktiziert wird. Wir wollen unsere Musik als solche darstellen, ohne irgendwelchen überflüssigen Schnickschnack, der unseres Erachtens woanders ausgelebt werden sollte. Wir sind ehrliche Menschen und wollen uns ungern hinter irgendwelche Fassaden oder Illusionen stellen.

Welche musikalischen Einflüsse würdet Ihr selber geltend machen? Mir fielen aus unterschiedlichen Gründen vor allem Dornenreich ein, die Ihr im Info nicht nennt, dabei ist das doch ein Vergleich, bei dem man sich nicht schämen muss, oder?
Wir haben nichts gegen Dornenreich. Moe liebt diese Kombo mit Eviga und Co. Jedoch sollte man dem Hörer nicht alles auf den Präsentierteller legen, denn jeder sollte versuchen, sein eigenes Bild zu machen. Ich denke, es lässt sich nicht so einfach sagen, was unsere Einflüsse sind. Jeder von uns ist anders, hört andere Musik als der andere, aber beim Black Metal sind wir alle stehen geblieben und dies ist das was uns zusammenhält.

Als absolute Undergroundband seid Ihr ja noch ganz nah dran an der Basis. Welche Probleme haben Newcomerbands heutzutage im Underground und woher führt der Weg daraus hinaus?
Uns fällt ebenso noch schwer, an Konzerte heranzukommen. Clubs anzuschreiben reicht gar nicht mehr aus. Auf Festivals kommt man auch nur noch rein, wenn uns die Veranstalter auch wirklich kennen. Das ist ein sehr kompliziertes Thema.
Bei uns im Proberaumkomplex proben alleine schon 280 Bands. Wenn sie alle das gleiche Ziel haben, müssten sie sich gegenseitig auf die Füße treten. Einige bekommen Star-Allüren, weil sie zwei Konzerte bestritten haben, andere werden erst gar nicht wahrgenommen, weil es abertausende Bands schon alleine in Berlin gibt.
Wir versuchen, uns mit Tauschgigs über Wasser zu halten. Das heißt: wenn uns eine Band gefällt, versuchen wir mit ihr zu kooperieren, dass sie zu uns nach Berlin kommen und wir dafür bei ihnen spielen dürfen und bis jetzt läuft es erst einmal ganz gut. Wichtig ist uns dabei nicht, welche Musik sie machen, sondern dass sie menschlich korrekt sind und man sich aufeinander verlassen kann, denn nur so kann es funktionieren.

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Welche Ziele habt Ihr mit der Band aktuell, wo soll die Reise mal hingehen?
Weltherrschaft! Nee jetzt ernst. Wir würden gerne für dieses und nächstes Jahr ein paar Festivals abgrasen und vielleicht auch ins Ausland expandieren. Griechenland, Norwegen oder Spanien würde uns gefallen, aber das ist noch Science Fiction.

Wie sieht es mit Liveaktivitäten aus? Mit wem habt Ihr schon zusammen gespielt, mit wem würdet Ihr die Bühne gerne mal teilen?
Also unsere Liveaktivitäten kann man auch gerne auf unserer Homepage http://www.shrikeberlin.com nachschauen. Die Seite ist erst vor kurzem online gestellt worden, damit wir uns etwas individueller präsentieren können, steckt jedoch noch in Kinderschuhen. Da wir grade beim Thema waren: Dornenreich? ^^ Mit Nocte Obducta, Grabnebelfürsten oder Wundenmeister würden wir auch ganz gerne was machen. International wäre es zum Beispiel Rotting Christ oder wieder mit Warfield aus Mexiko.

Wo seht Ihr für Euch als (noch) recht kleine Band Chancen und wo bestehen eventuell Limits?
Chancen gibt es immer, wenn man nicht vorhat, sein Instrument am Nagel zu hängen. Jedoch ist es wie oben schon beschrieben nicht leicht, aber das hat auch niemand zuvor behauptet. Egal was passiert, wir werden immer die Musik lieben und versuchen, den Menschen davon zu berichten.

Gut, mit den Fragen bin ich soweit durch, aber ein kurzes Wortspiel ist sicher noch drin. Die ersten Gedanken zu den folgenden Begriffen:

Eurokrise: Bankenkrise
Türkei in die EU?: Das Volk soll entscheiden
Confederationscup: Hat das was mit den Süd- und Nordstaatenkonflikt zu tun?
Tour de France: Hodenkrebs
Wetterchaos: Wir wussten schon 25 Jahre vorher davon.

Ok, das war es dann endgültig, vielen Dank für Deine Antworten, Euch viel Erfolg mit der aktuellen Platte und auch weiterhin, die letzten Worte gehören Dir.
Wir danken allen, die auf unseren Konzerten waren und sein werden. Ohne den Zuhörer und die Konzertbesucher, gäbe es kein SHRIKE und keine Musik.
Livekonzerte statt Youtube!
Shrike dankt euch!

Publiziert am von Jan Müller

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