Review Shrike – Sieben

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Black Metal

Nachdem sich die Berliner Black-Metal-Truppe SHRIKE sage und schreibe sieben Jahre mit ihrem zweiten Album „Hinab in die vertraute Fremdheit“ Zeit gelassen hat, liefert sie nun, weniger als ein Jahr später, schon das nächste Werk nach. Anstatt auf „Sieben“ stilistisch an den durchaus gelungenen Vorgänger anzuknüpfen, bekommt ihre Musik hier eine nicht zu leugnende Death-Metal-Schlagseite. Ob das nun gut oder schlecht ist, bleibt dem individuellen Geschmack des Hörers überlassen, jedenfalls scheinen solche Crossover gerade „in“ zu sein.

„Black Metal verändert und stärkt Empfindungen, Emotionen und die subjektive Wahrnehmung auf die innere und äußere (Um-)Welt und verabscheut Herdentriebe.“ Das ist eine großartige Ansage der Band und zeigt auch gleich die Richtung, in die SHRIKE gehen: Kompromissloses Gerumpel mit stilechter Medium-Rare-Produktion! Die Frage ist nun, ob sie mit diesem „Standard-Gerüst“ irgendwen hinterm Ofen hervorlocken können oder doch in die 08/15-Ecke abdriften.

Die ersten beiden Tracks „Kreise“ und „Kadaver“ wirken zunächst tatsächlich wie Durchschnittskost: Im Uptempo rumpeln SHRIKE durch aggressive, aber groovige Kompositionen. Die sind schön düster und bösartig, mehr aber auch nicht. Wer sich nun denkt: „Nicht schlecht gemacht, aber tausendmal schon gehört!“ und ohne weitere Erwartungen in das dritten Lied „Shrike“ wechselt, wird völlig vor den Kopf gestoßen: Wie aus dem Nichts zaubert die Band hier ein wirklich brillantes Songwriting aus dem Hut. Mit intelligenten Tempowechseln, herausragenden Gitarrensoli und einer wunderbaren Spannungskurve begeistert der selbstbetitelte Song von der ersten bis zur letzten Sekunde. Warum denn nicht gleich so?

Wer sich nun mehr davon wünscht, wird jedoch enttäuscht, denn im nächsten Stück findet ein kompletter Stilwandel statt: „Von den Farben der Sehnsucht“ ist ein reinrassiger Black-Metal-Song. Der kann in den ersten paar Takten sogar ein wenig „In-The-Nightside-Eclipse-Feeling“ aufbauen, geht dann aber in monotonen Sprechgesang über. Durch einige gelungene Nuancen funktioniert das auch sehr gut, der Track ist mit sieben Minuten aber etwas langatmig geraten.

Abgeschlossen wird das Album von „Grimassen“, einem Midtempo-Song, der, besonders was die Gitarren angeht, von Satyricons letztem, selbstbetiteltem Album inspiriert scheint. Das ist keinesfalls als Kritik zu verstehen, der Track wirkt gut, fällt aber gegen die beiden besser gelungenen Vorgänger deutlich ab.

„Sieben“ ist ein Album mit mehr als nur guten Ansätzen, schafft es aber durch die teilweise doch extremen Qualitätsschwankungen nicht vollkommen zu überzeugen. Allerdings erarbeitet sich die Band trotz altbekannter Zutaten einen gewissen eigenen Charakter, was in diesem musikalischen Umfeld gar nicht so leicht ist.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Tobias Schultz

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