Im Thrash-Revival der letzten Jahre wird es für Bands immer schwerer, sich von der Masse mittelmäßiger Nostalgiker abzuheben. TANTARA bilden da eine Ausnahme und lassen mit ihren durchdachten Kompositionen frei von stumpfem Geholze jeden Bay-Area-Connaisseur mit der Zunge schnalzen. Wie der Werdegang des frischen Debütalbums „Based on Evil“ ablief und was man als Verfechter der goldenen Zeiten von der aktuellen Szene hält, verriet uns Gitarrist Per Semb.
Hi! Mit wem habe ich das Vergnügen und wie läuft’s gerade bei dir?
Hier ist Per, der Leadgitarrist der Band. Mir geht’s prima, ich bin nur ein bisschen müde und schläfrig, weil ich nach der Release-Show letzte Nacht nur zehn Minuten Schlaf hatte! Generell läuft’s aber eigentlich ziemlich gut!
Da ihr zumindest hierzulande immer noch ein Insider-Tipp seid, kennt euch ein großer Teil unserer Leser wahrscheinlich noch nicht. Könntest du dich und TANTARA kurz vorstellen? Wie würdest du jemandem eure Musik beschreiben, der euch noch nie gehört hat?
Wir nennen unsere Musik gerne „Scandinavian Thrash Metal“, weil wir eine direkte Verbindung zur sogenannten „New Wave Of Thrash Metal“ (NWOTM) oder zum „allgemeinem“ norwegischen Thrash Metal vermeiden wollen. Wir kommen übrigens größtenteils aus Norwegen und sind sehr stark beeinflusst von viel amerikanischem Old School Thrash Metal, hauptsächlich aus der Bay Area. Wir spielen einen sehr deutlichen Old-School-Stil, lassen aber gleichzeitig auch einige andere Elemente in die Musik mit einfließen, zumindest versuchen wir das.
Gratulation zu eurem neuen Album, ist wirklich großartig geworden! Wie ist denn das bisherige Feedback von Presse und Fans ausgefallen?
Wir haben viel positives Feedback bekommen und ich meine, die durchschnittliche Wertung der Reviews liegt bei 7/10. Ich denke, für ein Debütalbum ist das sehr gut, in vielen der Reviews wurde auch geschrieben, dass diese Scheibe ein wirklich starkes Debüt ist. Auch die Fans sind mit der Platte sehr glücklich, und wir sind sehr glücklich, dass sie damit glücklich sind!
Das erste Album ist ja immer etwas Besonderes. Was war denn euer wichtigstes Ziel, als ihr die Arbeit an „Based on Evil“ begonnen habt?
Wir haben im Frühjahr 2010 begonnen, als Band an den Songs für „Based on Evil“ zu arbeiten und das einzige Ziel, das wir hatten, war, Old School Thrash Metal zu spielen, genau wie man ihn aus den Achtzigern oder frühen Neunzigern kennt. Als wir das Album aufnahmen, wollten wir es so old school wie möglich aufnehmen (allerdings ohne Tapes): kein Editing, kein Copy-Paste, kein Triggering und eine Produktion im Old-School-Stil. Ich denke, ich kann behaupten, dass wir diese Ziele in der Tat erfüllt haben! Gleichzeitig wollten wir uns von vielen der „New-Wave“-Thrash-Bands abheben. Man kann viel darüber diskutieren, ob wir das tatsächlich tun oder nicht, aber meiner Meinung nach tun wir’s – und das ist das, worauf ich, worauf wir hoffen!
Mit Flemming Rasmussen hattet ihr einen sehr bekannten Produzenten am Mischpult. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt getreten und habt ihn für den Job gewonnen?
Gleich nachdem wir unsere erste und einzige EP „Human Mutation“ 2010 herausgebracht hatten, begannen wir mit den Planungen für das Album und fingen an einige Produzenten zu kontaktieren – sowohl bekannte als auch unbekannte. Flemming kontaktierten wir hauptsächlich aus Spaß, weil wir nie gedacht hätten, dass er daran interessiert wäre, mit einer jungen und nahezu frisch gegründeten Band zu arbeiten. Das Lustige daran ist, dass er der Erste (oder einer der Ersten?) war, der uns antwortete – kurz nachdem wir ihn kontaktiert hatten – und er war interessiert! Er mochte unsere Musik und dachte, dass es ein tolles Projekt sein wird.
Und wie war es so, mit ihm zu arbeiten?
Es war einfach geil – ein überbeanspruchtes Wort heutzutage, aber es ist das einzige, das die Erfahrung in Kürze beschreiben kann. Flemming war sehr bodenständig und „echt“, kein eingebildeter Kerl, der sich selbst für den Größten hält. Er war auch zu hundert Prozent damit einverstanden, so zu arbeiten, wie wir es wollten. Das hat es für uns natürlich sehr einfach gemacht, mit ihm zu arbeiten. Wir hatten eine großartige Zeit mit ihm und wir freuen uns auf zukünftige Projekte mit ihm: Einmal ist nicht genug!
Ihr seid also rundum glücklich mit dem Resultat?
Wenn man nach getaner Arbeit auf sein Ergebnis schaut, gibt’s da immer etwas, was man hätte besser machen können, aber letzten Endes sind wir mit dem ganzen Album sehr zufrieden. Jeder hat im Studio hundert Prozent gegeben und viel Spaß gehabt, und das ist schließlich das Wichtigste!
Die Songs auf „Based on Evil“ sind sehr komplex ausgefallen. War das wichtig für euch, als ihr die Songs geschrieben habt?
Wie gesagt, wir wollen hervorstechen, und eine Art, das zu tun, war das Experimentieren mit anderen Songstrukturen anstelle des kurzen und klassischen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Solo usw. Da wir außerdem ziemlich lange Songs komponierten, gaben wir uns ebenso große Mühe, sie die ganze Zeit interessant klingen zu lassen, sodass der Hörer die Länge der Songs gar nicht bemerkt. In anderen Worten: Wir lassen sie kürzer klingen, als sie tatsächlich sind!
Die Songtexte handeln von vielerlei Problemen der Menschheit und unserer heutigen Welt. Reicht euch der tägliche Alltag aus, um euch inspirieren zu lassen?
Oh ja, zumindest wenn man das Ganze aus einer internationalen Perspektive betrachtet, was wir taten und tun. Heutzutage passiert so viel auf der Welt und die Menschen müssen sich dessen bewusst werden. In der Vergangenheit haben die Menschen viele Dummheiten gemacht, was zu diesem und jenem geführt hat, und es wäre traurig, wenn sich die Geschichte einfach immer und immer wieder wiederholte.
Schreibt ihr die Songs und die Texte gemeinsam oder sind nur bestimmte Bandmitglieder dafür verantwortlich? Wie funktioniert denn der Schaffensprozess bei TANTARA?
Wenn wir die Musik komponieren, versuchen wir das so weit wie möglich als Band zu tun. Allerdings bringe ich auch oft ein paar rohe Ideen mit, häufig das Intro, mit dem alles beginnt, und von da arbeiten wir uns dann bis zum Ende durch. Fredrik hat die Texte geschrieben, außer beim Song „Based on Evil“, den habe ich geschrieben und komponiert, und zwar ein Jahr, bevor ich mit unserem Schlagzeuger Stian und unserem Sänger und Gitarristen Fredrik in Kontakt trat und die Band zusammenfand.
Sprechen wir auch mal das Artwork an. Die unfertige Pyramide mit dem von einem Dreieck umrahmten Auge ist ja ein sehr bekanntes Symbol: Man kennt es aus Religion, aus der Freimaurerei, vom Siegel der Vereinigten Staaten usw. Was bedeutet es für euch und was wollt ihr damit ausdrücken?
Zunächst einmal ist das Album mehr oder weniger ein Konzeptalbum, auf dem jeder Song einen roten Faden hat, der sich vom ersten bis zum letzten Lied auf der Platte zieht. In den Songtexten kann man viel zwischen den Zeilen lesen, es liegt also am Hörer bzw. Leser, eine Bedeutung hineinzuinterpretieren, und genauso verhält es sich auch mit dem Artwork. Eine Art, es zu interpretieren, ist, dass die Menschen oder die moderne Gesellschaft im Allgemeinen von der Wirtschaft, von Geld kontrolliert werden, und Geld kontrolliert oder entscheidet, wie Menschen leben. Zudem gibt es unter den Menschen eine machthabende Minderheit innerhalb der Gesellschaft, die die Menschen manipuliert, um an noch mehr Macht und Reichtum zu gelangen. Gleichzeitig zerstören wir uns selbst durch Kriege, Verschmutzung usw.
In anderen Worten, es ist sehr politisch und kritisch, aber wie ich schon sagte: Der Hörer kann sich selbst eine Bedeutung auslegen!
Ihr seid immer noch sehr jung, wodurch das hohe spielerische Niveau der Songs umso beeindruckender ist. Wie lange spielt ihr schon Instrumente und wie lange seid ihr jetzt als Band zusammen?
Es kann sein, dass meine Antwort jetzt nicht hundertprozentig akkurat ist, aber zumindest nahe dran: Was mich angeht, ich habe schon Musik gespielt, als ich etwa acht Jahre alt war. Mit der Gitarre habe ich angefangen, als ich zwölf war, spiele also bis dato acht Jahre. Ich glaube, Fredrik und Stian haben so in der zehnten Klasse angefangen, also im Alter von fünfzehn bis sechzehn Jahren, und spielen dementsprechend schon vier bis fünf Jahre. Max hat mit dem Bassspielen angefangen, als er dreizehn war, glaube ich. Jetzt ist er einundzwanzig, rechnen kannste ja selbst!
Stian, Fredrik und ich haben im Juni oder Juli 2009 angefangen zusammen zu spielen und die Band wurde im Oktober 2009 gegründet. Wir haben bald unseren dritten Jahrestag!
Wie hat TANTARA in diesen drei Jahren dein Leben verändert?
Wir sind mit mehreren „großen Jungs“, also professionellen Leuten, in Kontakt gekommen. Außerdem lernen wir immer mehr Leute aus aller Welt kennen, weil unsere Fangemeinde über alle Ecken der Welt verteilt ist.
Ihr spielt Old-School-Thrash, wie man ihn aus den Achtzigern kennt. Aber was haltet ihr von der aktuellen Metalszene?
Da sind jede Menge Dinge am Laufen. Es gibt Modern Metal – Metalcore und ähnliche Subgenres –, einen Haufen technische Bands – meistens im Death-Metal-Bereich –, Revival-Bands, die zurück zur Musik und zum Stil der alten Schule gehen, und sogar Bands, die Techno oder modernen Pop mit Metal vermischen, was wir natürlich nicht allzu toll finden, aber ich schätze mal, es gibt Leute, die das mögen. Metal ist überall, zumindest wenn du tief genug im Untergrund gräbst. Heutzutage scheint Metal in einem sehr gesunden Zustand zu sein. Einiges davon mag nicht allzu originell sein, aber es origineller zu gestalten, ist eine Herausforderung, die es wert ist anzunehmen, oder nicht?
Ihr seid ja auf einem guten Weg! Wie sehen eure Pläne für das restliche und das nächste Jahr aus?
Wir konzentrieren uns jetzt aufs Touren, von Mitte Oktober bis zum frühen November fahren wir eine Norwegen-Tour, und wir hoffen echt, dass wir danach die norwegische Grenze überschreiten und andere Orte in Europa besuchen können! Du weißt schon, um unseren Namen zu verbreiten und uns als Band am Leben zu erhalten! Außerdem arbeiten wir gerade an neuem Material für unser nächstes Album, wir beabsichtigen also, daran weiterzuarbeiten, damit wir so bald wie möglich das Studio entern und unsere nächste Scheibe aufnehmen können!
In Ordnung, wir sind fast durch! An dieser Stelle vielen Dank für deine Antworten, Per! Abschließen würde ich das Interview gerne mit unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming – ich nenne dir einfach ein paar Begriffe und du sagst, was dir zuerst dazu einfällt:
European Union: USA 2.0.
Bay Area: Legendäre Szene.
Mohammed-Karikaturen: Chaos.
Beer: “It’s good for you” – Zitat: Regular Ordinary Swedish Meal Time (YouTube)
US-Präsidentschaftswahlen: Obama.
Metal1.info: HORNS UP!
Nochmals danke für deine Zeit! Wenn du noch was an unsere Leser loswerden willst, das letzte Wort gehört dir:
Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, dieses Interview zu lesen! Wenn ihr uns interessant findet, hört bei uns rein! Wir sind auf Facebook ( TantaraThrash ), bei Spotify (und wahrscheinlich weiteren Streaming-Diensten), wo ihr euch das vollständige Album anhören könnt, und auf YouTube. Wenn ihr unsere Musik mögt, haltet Ausschau nach unserem Album und kauft es euch! Aber das Wichtigste, wenn ihr uns mögt: Erzählt euren Freunden von uns, gebt unseren Namen weiter und haltet uns am Leben, dann werden wir hoffentlich schon bald an einem Ort in deiner Nähe spielen!