Review Tantara – Based On Evil

Hurra, endlich mal ein paar junge Norweger, die sich dem guten Old-School-Thrash verschrieben haben, anstatt sich als nietenbehangene Pandabären zu verkleiden und im Wald peinliche Videos zu drehen. TANTARA (hat leider nichts mit Hindu-Sex zu tun) gibt es seit 2009, eine EP namens „Human Mutation“ wurde schon herausgebracht, bevor das Lineup 2011 vervollständigt wurde, und mittlerweile hat das Quartett seinen ersten Langspieler „Based On Evil“ eingezimmert.

Natürlich hätten die Jungs die Scheibe auch „Based On Bay Area“ nennen können, aber das hört man nach einer Minute auch ohne Wink mit dem Zaunpfahl deutlich heraus. Der Titeltrack, zugleich auch Opener, stampft zunächst im gemäßigten Tempo wie ein losrollender Panzer, geht dann aber sehr schnell mit traditionellem Thrash-Riffing und Ufta-ufta-Beat los, bevor Sänger Fredrik Bjerkø einsteigt. Der Kollege hat ein recht schrilles Organ, das am ehesten an John Connelly, Fronter der NY-Thrash-Veteranen Nuclear Assault, erinnert – da werden sich definitiv die Geister scheiden, denn während sich die Vocals in meinen Ohren ganz gut ins Gesamtbild einfügen, ist es doch vorstellbar, dass sie dem ein oder anderen Hörer amtlich an den Nerven zerren könnten.

Der erste Eindruck trügt nicht, TANTARA spielen altbewährten Thrash im Stile von Exodus, Heathen und Metallica. Die trockene Retro-Produktion lässt auch recht schnell an Werke wie „Ride The Lightning“, „Master Of Puppets“ oder „…And Justice For All“ denken, und siehe da, wer saß bei „Based On Evil“ hinterm Mischpult? Niemand anderes als Flemming Rasmussen, der bei ebenjenen Genre-Klassikern seine Finger mit im Spiel hatte. Insofern kann man wohl behaupten, dass der Meister der Scheibe seinen Signature-Sound aufgedrückt hat – und sie dadurch genauso klingt, wie sie klingen sollte.

Doch nicht nur beim Sound der Scheibe lassen sich Ähnlichkeiten zu den Four Horsemen finden. Durchschnittliche Songlängen von siebeneinhalb Minuten, komplexe, progressive Auswüchse und akustische Ausflüge über den Thrash-Tellerrand kennt man ebenso von Hetfield & Co. aus den späteren achtziger Jahren (beachtenswert auch die an „One“ erinnernde Doublebass-Attacke in „Negligible Souls“). Man sollte TANTARA jedoch aufgrund dieser Parallelen nicht gleich als Kopie abstempeln, denn der Vierer beweist, dass man auch ein Vierteljahrhundert später noch genug Originalität in diesen Stil einbringen kann, um ein unterhaltsames und interessantes Album abzuliefern.

So wechseln TANTARA in den acht Songs geschickt Geschwindigkeit und Härtegrad, zeigen sich mal wüst, flott und ausgesprochen kompromisslos – eben typisch Bay Area – um dann eine Minute später schon wieder in einem balladesken Instrumental-Part gefühlvolle Soli zu zelebrieren. Dazwischen servieren die vier Jungspunde auch hymnische Leads mit eher gediegener Rhythmusbegleitung oder groovendes Midtempo. Die ausgiebigen Riffgewitter in jedem Song machen „Based On Evil“ dabei nicht nur zu einer gelungenen Scheibe, sondern sind bei den Songlängen auch absolut notwendig, um den Hörer nicht zu langweilen.

„Based On Evil“ braucht wegen seiner ausgeklügelten Songstrukturen definitiv ein paar Durchläufe, um zu zünden, entpuppt sich dann aber als authentisches Thrash-Album klassischer Ausrichtung, das vor allem mit dem Alter der Musiker im Hinterkopf durch sein ausgereiftes Songwriting zu überzeugen weiß. Nicht minder beeindruckend sind natürlich auch die musikalischen Fertigkeiten der Beteiligten, die sich auf durchweg hohem Niveau bewegen. Wer nun seine Thrash-Songs lieber kurz und knackig mag, wird sich an TANTARA möglicherweise die Zähne ausbeißen, Fans von Metallica auf ihrem kreativen Zenit, den progressiven Heathen oder auch den vielseitigen Testament dürfte „Based On Evil“ jedoch nicht enttäuschen.

Wertung: 8 / 10

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