Interview mit D. von Woods Of Desolation

Drei Jahre nach „Torn Beyond Reason“ meldet sich der Australier, der unter dem Namenskürzel D. das Ein-Mann-Projekt WOODS OF DESOLATION betreibt, mit einem neuen Album zurück: „As The Stars“ heißt das Werk und überzeugt ein weiteres Mal mit stimmungsvollem Depressive Black Metal. Im Interview sprachen wir mit D. über die Nachteile eines Soloprojektes, die Eigenheiten des neuen Albums und den Einfluss seiner Heimat Australien auf die Musik.

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Dieser Tage erscheint mit „As The Stars“ das dritte Album von WOODS OF DESOLATION. Was steckt hinter diesem Titel?
Das neue Album handelt von ganz anderen Themen als meine bisherigen Alben. Ich wollte einen eher vieldeutigen Titel, der auf etwas außerhalb dieser Person oder dieser Welt schließen lässt, und es den anderen überlassen, ihre eigene Interpretation der Bedeutung von „As The Stars“ zu finden.

Die Texte der Songs wurden dieses Mal nicht veröffentlicht. Ist es nicht etwas frustrierend, Texte zu schreiben, die keiner lesen wird?
Überhaupt nicht! Ich schreibe Texte nicht mit dem Ziel, dass Leute sie lesen – ich mache das wirklich nur für mich. Man könnte ebensogut sagen, dass die Texte sowieso nicht richtig verstanden würden, wenn ich sie veröffentlichen würde … weil sie sehr metaphorisch sind. Schlussendlich bin ich deshalb zu der Ansicht gekommen, dass es besser ist, sie nicht zu veröffentlichen und die Hörer einfach über die Songs nachdenken zu lassen – das führt zu einer gewissen Art von individuellem Verständnis für das Album. Es ist das eine, einfach dazusitzen, mit den Texten in der Hand, und sich das Album anzuhören – aber etwas ganz anderes, sich ein Album aktiv anzuhören und darüber zu reflektieren, was man fühlt oder denkt..

woods of desolationDu hast dieses Mal wieder mit einem anderen Recording-Lineup gear- beitet. Siehst du das eher als Pech an, oder suchst du dir absichtlich für jedes Album neue Musiker?
Ich habe nie absichtlich versucht, bei jedem Album ein anderes Lineup zum Aufnehmen zu haben – das passiert einfach. Andererseits habe ich das auch nie als Pech angesehen. Ich mag das Prinzip, weil es den Veröffentlichungen immer einen eigenen Charakter verleiht.
Old habe ich jetzt aber angeboten, wieder für mich zu singen, wenn es irgendwann wieder ans Aufnehmen geht.

Vor allem ein Sänger hat ja immer einen großen Einfluss auf den Charakter der Songs. Was es schwer, einen Ersatz für Tim zu finden, und warum hat er dieses Mal nicht gesungen?
Nein, das war nicht schwierig. Ich hatte damals schon mit Tim ausgemacht, dass er nur an einem Album mitwirken würde, insofern war schon lange klar, dass auf dem nächsten Album jemand anderes singen würde. Ich fand, dass es an der Zeit ist, von dieser Art des Screamings wegzukommen und ich hatte damals auch schon jemanden im Kopf, den ich gern als Sänger engagieren wollte: Ich habe mit Old (Drohtnung) jetzt seit fast zehn Jahren zu tun und wir haben auch früher schon zusammen gearbeitet – insofern war das für mich eine ganz logische Entscheidung, als es an „As The Stars“ ging. Old singt genau so, wie ich mir das für dieses Album vorgestellt hatte, deshalb hat das alles sehr gut gepasst.

Als Schlagzeuger hast du dieses Mal Vlad von Drudkh engagiert. Warum ausgerechnet er, und wie lief das bei den Recordings ab? Ist er nach Australien gekommen, oder hat er die Aufnahmen auf eigene Faust eingespielt?
Nun, warum nicht er? Vlad war zuverlässiger, professioneller und engagierter als die meisten Schlagzeuger, die ich bislang in Australien getroffen habe. Meiner Meinung nach ist Drudkh eine der besseren Black-Metal-Bands aus der post-2000-Ära, insofern war es für mich eine Ehre, ihn auf “As The Stars“ dabei zu haben. Die Schlagzeugspuren hat er in der Ukraine aufgenommen, ich hatte die Drums vorher lediglich als grobe Instruktion zu meinen Gitarrenspuren programmiert und ihm dann freie Hand gelassen, was er dem noch hinzufügen will. Ich finde, er hat großartige Arbeit geleistet – wir haben weder Trigger benutzt, noch mussten wir nachträglich irgendwelche Änderungen machen.

Woods Of Desolation 03

Wenn du das Album mit seinem Vorgänger vergleichst – wo siehst du Unterschiede und was hast du dieses Mal aus deiner Sicht besser gemacht?
Als es an die Aufnahmen ging, wusste ich bereits, dass ich eine organischere Produktion haben wollte. Also haben wir die Gitarren-Verstärker abmikrophoniert, haben komplett natürliche Schlagzeug-Sounds verwendet, nur so wenig Effekte wie möglich verwendet und Keyboard-Orchestrierungen und dergleichen gleich ganz gestrichen – das, was du jetzt hörst, ist einfach das, was wir aufgenommen haben.
Bezüglich des Materials habe ich versucht, die Songs vielseitiger zu gestalten: Jedes Stück hat seinen eigenen Charakter und sein eigenes Feeling, wobei alles immer sehr stark auf meine Gitarrenmelodien aufbaut. Auch der Mix und die Produktion waren stark auf diesen Schwerpunkt auf den Gitarren ausgerichtet. Insgesamt würde ich sagen, war ich dieses Mal einfach besser vorbereitet. Ob es deshalb das bessere Album geworden ist, müssen natürlich die Hörer für sich entscheiden, aber diese Aufnahme wollte ich genau so und ohne Rücksicht auf die Meinung Außenstehender machen.

Wenn man über Black Metal redet, denken die meisten Leute an Skandinavien. Glaubst du, es macht hinsichtlich der Musik, die man schreibt, einen Unterschied, woher man kommt? Würdest du also sagen, dass dich die Natur und die Lebensweise in deinem Land insofern beeinflusst hat, dass das Auswirkungen auf deine Musik hatte?
Ich glaube nicht, um ehrlich zu sein. Ich denke, ich würde so ziemlich die gleiche Musik schreiben, egal, in welchem Land ich gelebt hätte. Wenn ich ein anderes Leben gelebt hätte, ok, dann kann man das natürlich nicht sagen … aber wer weiß. Dann würde ich vielleicht auch nicht einmal Gitarre spielen …

Was inspiriert dich denn beim Komponieren?
Das Leben und meine Gedanken, ganz allgemein.

Woods Of Desolation 02WOODS OF DESOLATION ist ja ein Soloprojekt. Die Vorteile dieser Arbeitsweise sind offensichtlich – aber siehst du auch Nachteile darin, wie fehlendes Feedback oder fehlender Input von anderen Musikern?
Manchmal wäre es sicher hilfreich, wenn noch jemand anderes am Songwriting beteiligt wäre, weil alleine Songs zu schreiben natürlich bisweilen auch eine sehr frustrierende, mühsame Angelegenheit sein kann. Aber ich glaube einfach nicht, dass das funktionieren würde: WOODS OF DESOLATION war immer eine sehr persönliche Angelegenheit und nach zehn Jahren, die ich jetzt schon an diesem Projekt arbeite, kann ich mir nur schwer vorstellen, jemand anderen Songs für mich schreiben zu lassen. Das würde sich einfach nicht richtig anfühlen. Texte sind da ein anderes Thema, da Old da auch früher schon ausgeholfen hat und beispielsweise auch jetzt den Text zu “Withering Field“ beigetragen hat.

Könntest du dir vorstellen, dein Material auch einmal Live zu performen, und wenn ja: Gibt es konkrete Pläne?
Ich habe darüber tatsächlich schon nachgedacht und bisweilen denke ich, dass das wirklich eine gute Idee wäre, mal ein paar Shows zu spielen. Aber andererseits ist mir mein Privatleben sehr wichtig und das passt einfach nicht mit Touren und dergleichen zusammen. Ich denke, die Zeit wird zeigen, ob sich da irgendwann einmal etwas ergibt oder nicht.

Zum Abschluss unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming:
Walfang: Sonderbare Frage. Ich nehme an, das ist dir irgendwie wichtig?
Deutschland: Geburtsort eines der größten Philosophen überhaupt: Friedrich Nietzsche.
Black Metal: Ein Genre, das man mit meiner Musik in Verbindung bringen kann, aber trotzdem nichts, das ich sehr oft höre.
Wollongong: Die Gegend, in der mein alter Wohnort liegt. Ich bin nicht mehr oft dort, aber jedes Mal, wenn ich dorthin komme, habe ich das Gefühl, dass es schlimmer geworden ist.
Videospiele: Hat mich noch nie interessiert. Um ehrlich zu sein, habe ich das immer als Zeitverschwendung angesehen. Da interessiert mich Lesen mehr.
Dein Lieblingsalbum 2013: Ich habe mir zuletzt nicht so viele Alben angehört, aber vermutlich ist es “Kveikur” von Sigur Rós.

Vielen Dank für das Interview – die letzten Worte gehören dir:
Ich bedanke mich für das Interview! Wer sich für WOODS OF DESOLATION interessiert, findet uns auf Facebook (>> Zur offiziellen Facebook-Seite … ) – dort gibt es auch Merchandise und alles Weitere.

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