Interview mit Bob Scott von Züül

ZÜÜL spielen Musik, die genauso gut in den 80ern hätte aufgenommen werden können – guten, ehrlichen Metal im Stil der NWoBHM. Anlässlich der Veröffentlichung ihres zweiten Langspielers nahmen wir Kontakt mit Bassist Bob Scott auf und befragten ihn über das neue Album, die Beziehung der Band zu ihrem Label High Roller Records und seine Vorliebe für Vinyl.


M1: Hallo und Grüße in die USA aus Deutschland! Ist alles gut bei euch im ZÜÜL-Camp?
Bob Scott: Alles ist großartig im Haus von ZÜÜL! Die Reaktionen auf „To The Frontlines“ waren einfach großartig, es scheint, dass immer mehr Fans anfangen, das Album zu loben, das wir gemacht haben. Es ist eine wunderbare Bestätigung für uns, dass die Leute unsere Songs mögen und die Band unterstützen. Wir sind gerade dabei, zum ersten Mal nach Texas zu fahren und sind ganz heiß darauf, dort alles zu geben. Hoffentlich wird es dieses Jahr noch eine US-Tour geben, die wir mit der schwedischen Band Screamer machen wollen, die genau wie wir bei High Roller unter Vertrag stehen. Diese Tour würde unser Jahr perfekt machen! Das, und noch ein paar neue Songs zu schreiben.

Die neue ZÜÜL-Scheibe „To The Frontlines“ ist nun mehr als einen Monat draußen. Seid ihr mit dem Album zufrieden?
Aber natürlich sind wir damit sehr zufrieden. Die Songs, das Aufnehmen, das Layout, das Cover – es passte am Ende einfach alles. Es ist ärgerlich, dass es so lange gedauert hat, aber so ist das nun mal und jetzt ist es ja fertig. Die Öffentlichkeit hat das Album bekommen und das Urteil war: Es ist einfach bad ass! High Roller macht immer großartige Arbeit mit Vinyl und die Tatsache, dass sie das neue Album und auch unser erstes als CD lizenziert haben, ist natürlich super für uns.

Wie sieht es mit dem Pressefeedback und den Reaktionen der Fans aus? Stimmen sie mit eurer Meinung über das Album überein?
Die Fans waren mehr als begeistert von dem Album, was großartig ist. Von den Reviews, die ich zu „To The Frontlines“ gelesen habe, haben die meisten das Album als Schritt in die richtige Richtung gefeiert. Die meisten scheinen es als ein Album zu sehen, das zeigt, dass wir uns entwickelt haben. Das sehen wir auch so. „Out Of Time“ hatte ja auch schon hervorragende Reviews mit nur ganz wenigen negativen Kommentaren. Die einzige Kritik, die wir oft hören, ist, dass wir den zeitspezifischen Sound über das Album hinweg nicht geändert haben. Das haben wir zu „To The Frontlines“ versucht zu ändern, und die meisten Kritiker haben das gemerkt.
Auf dem neuen Album sind wir langsamer, schneller und progressiver als auf dem ersten Album. Die meisten freuen sich über die Veränderungen zwischen den beiden Alben. Es gab auch ein paar mittelmäßige Reviews, aber das ist okay. Wir erwarten ja gar nicht, dass es jedem gefällt. Tatsächlich ist das beste Review, das ich gelesen habe, sogar eines, das eigentlich nur sagt, dass es ein vertretbares Album mit diversen Bereichen ist, an denen wir uns noch verbessern könnten. Dieser Journalist ist sehr tief in die Beschreibung eingestiegen und ich konnte sehen, dass er sich unser Album ganz genau angehört hatte und geguckt hatte, was gut ist und was man noch verbessern könnte. Das war ein toll geschriebener Artikel und das respektierte ich.

Wir mussten ja ganz schön auf das neue Album warten. Kannst du uns erzählen, was da passiert ist?
Das werde ich: ZÜÜL arbeitet nach dem ZÜÜL-Zeitplan. Und unsere Zeitpläne drehen sich darum, dass wir fünf diverse tägliche Verpflichtungen haben. Wir sind alle hart arbeitende Menschen, manche mit Familie, manche mit mehreren Bandprojekten – das alles kann einen fangerechten Output verzögern. In den letzten sechs Jahren haben wir fünf ZÜÜL so wertgeschätzt, dass wir alle bisherigen Verpflichtungen ausbalanciert haben, um das zu machen, was wir am liebsten machen: kick-ass Heavy Metal. Es gibt aber Zeiten im Jahr, wo wir ZÜÜL völlig hinter uns lassen, damit es sich nicht zu einer Last entwickelt. Deswegen gibt es nur wenige Alben und es dauert lange, aber wir liefern ja immer Singles ab, damit ihr alle hungrig bleibt!

Das neue Album enthält mit „SkullSplitter“ einen Song, der zuerst als B-Side auf euer 7“ „Howl Of The Wolf“ veröffentlicht wurde. Kannst du uns sagen, warum ihr euch entschieden habt, ihn auch noch auf der neuen LP zu veröffentlichen?
„SkullSplitter“ haben wir noch einmal überarbeitet, seit wir ihn 2010 für die 7“ aufgenommen hatten. Damals war das ein ganz frischer Song, den wir recht schnell zusammengeworfen hatten, um drei Songs an einem Tag aufnehmen zu können. Nachdem wir ihn einige Zeit gespielt hatten und ein bisschen mit weiteren Gitarrenparts experimentiert hatten, ist er aber ein ganz neues Monster geworden. Wir haben und werden allerdings „Howl Of The Wolf“ und „Brother To Brother“ als Songs exklusiv auf der Vinyl belassen. Es wird also kein vollständiges Umpacken und Neuverkaufen geben, wie manche andere Bands das machen.


Werdet ihr das Album eigentlich mit einer Tour promoten? Gibt es vielleicht eine Chance, euch in Europa oder sogar in Deutschland zu sehen?
Wir haben Tourpläne für die USA in der Arbeit. Ich glaube, es wird in der Zukunft eine Europatour geben. Ob das aber dieses Jahr oder erst nächstes ist, ist noch die Frage. Es könnte von Vorteil sein, erst noch ein neues Album zu machen, damit die Fanbasis größer wird und die Tour auch wirklich erfolgreich sein kann.

Mit Ausnahme eurer Demos habt ihr alle eure Musik über High Roller Records veröffentlicht. Wir seid ihr eigentlich mit denen zusammengekommen?
Dafür gebührt Chris von Planet Metal Dank. Er hatte mit den Jungs von High Roller darüber gesprochen, ob die selbstbetitelte LP von High Spirits [die Band von Chris Black, Anm. d. Red.] über sie veröffentlicht werden könnte und High Roller zeigte gleich Interesse an ZÜÜL. Chris hat das dann mir gesagt und ich habe Kontakt mit ihnen aufgenommen. Eine Woche später hatten wir einen Deal.
Wir haben eine großartige Beziehung zu unserem Label. Es ist toll, dass die so viele Bands haben und doch nie Druck auf uns ausüben. Wir hatten übrigens eine 7“-Split mit Bible Of The Devil auf unserem eigenen Plattenlabel, Onslaught Of Steel Records. Die Veröffentlichung war der Katalysator für uns, um ein eigenes Label zu starten und seitdem haben wir darüber eine Menge gute Sachen veröffentlicht.

Ihr habt ja einen guten Eindruck auf die High-Roller-Leute gemacht, wenn man bedenkt, dass eure erste LP „Out Of Time“ die 100. Veröffentlichung von High Roller war und „To The Frontlines“ die Nummer 250. Zufall oder Plan?
Nun, um ehrlich zu sein, sollte „To The Frontlines“ Nummer 200 werden … aber wir waren faul. Falls wir also irgendeinen Eindruck auf die Jungs von High Roller gemacht haben, dann den, dass wir eine Truppe schlaffer Amerikaner sind! Nein, im Ernst, wir sind sehr erfreut darüber, dass Steffen, Fritz und alle anderen bei High Roller so ein Interesse an ZÜÜL haben. Verdienen wir das? Wahrscheinlich nicht. Es hat sich einfach eine großartige Beziehung zwischen uns herausgebildet und hoffentlich werden wir noch einige Jahre länger Geschäftsbeziehungen miteinander haben können. Moment. Sagte ich Geschäftsbeziehungen? Ich meinte Vergnügen!

Bedeutet das eigentlich, dass wir mit dem dritten Album warten müssen, bis High Roller die Nummer 500 veröffentlicht?
Ja. Absolut. Solange die immer weiter alte Juwelen finden, die sie veröffentlichen können, werden wir da nie mithalten könne.

ZÜÜL spielt recht klassische NWoBHM. Was würdest du sagen, ist die Bedeutung dieses Musikgenres heute im Jahr 2013?
Wir hören alles von dem alten New-Wave-Kram und ganz sicher ist eine Menge davon einfach großartig. Zeitlos. Perfekt. ABER: Da gibt es auch eine ganze Menge langweiligen Mist, der vermutlich immer dann entstand, wenn die Jungs versucht haben, mehr radiofreundliche Pop-Metal-Songs zu schreiben. Wir versuchen eigentlich gar nicht, ein Aufguss dieser Szene zu sein. Ich glaube, dass die Metalheads vor allem deshalb zu dem alten Zeug gezogen werden, weil sich die Metalszene in den letzten 20 Jahren in eine ganz bestimmte Richtung entwickelt hat. Jeder sollte mal wieder vom Egotrip runterkommen, seine ganzen siebensaitigen Gitarren verkaufen, die Ziegenbärte abschneiden und endlich wieder ein bisschen Spaß haben.

Welches sind deine liebsten NWoBHM-Bands und welches sind deine bevorzugten zeitgenössischen Bands?
NWoBHM: Nun, wenig überraschend Iron Maiden und Diamond Head, die großartige Alben gemacht haben. Tolle Singles kamen aber auch von Virtue, Bashful Alley, Jaguar und Blitzkrieg.
Jetzige Bands: Speedwolf, Troubled Horse, Iron Lamb, Enforcer, Sign of the Jackal, Dawnbringer.


Alle eure Releases gibt es auch auf klassischem Vinyl. Was bedeutet das für dich? Was macht eine Vinyl besser als eine „normale“ CD?
Tolle Vinyls zu haben, sorgt dafür, dass unser Merch-Bereich besser aussieht als der der Vorband. Es bedeutet, dass du diesen einen Trottel zufriedenstellen kannst, der nach der Show kommt und meint dir sagen zu müssen: „Ich kaufe aber nur Vinyl, Mann“. Es bedeutet, dass ein Bonusposter statt 14 nur vier Eselsohren hat. Es bedeutet, dass ich das neue Album nicht mal eben in Ruhe im Auto hören kann, wenn ich auf der Flucht vor meinen gottverdammten Kindern bin, die nicht für 40 aufeinander folgende Minuten im Haus ruhig sein können. Und es sieht einfach bad ass aus.

Kaufst du persönlich Musik online als MP3-Files oder magst du das gar nicht?
Nee. Mag ich nicht. Ich habe genug Musik, sodass ich keine spannungslosen billigen Formate ohne Verpackung brauche. Da stehe ich gar nicht drauf.

Okay, dann sind wir auch schon am Ende unseres Interviews. Ich würde gerne ein kleines Spiel mit dir spielen. Es ist eine Art Brainstorming, schreib einfach sehr knapp auf, was dir an Gedanken kommt, wenn du die folgenden Begriffe liest:
Judas Priest tourt nicht mehr: Ist egal. Jared und ich haben sie schon gesehen, als Halford zum ersten Mal zurückkam. Es wird ohne Zeitmaschine nicht mehr besser werden.
Der ehemalige Senator von Illionis wurde als Präsident wiedergewählt: Das ist wohl besser als der alte weiße Mann, vermute ich.
Deutschland: Frauen! Bier!
Gun control: Toller Bandname. Ich stelle mir da ein d-beat-Projekt vor. Vielleicht Gun Dis-Control.
Bubble Tee: Frühstück.

Vielen Dank an dich, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Noch irgendwelche letzten Worte für unsere Leser?
Sind „letzte Worte“ nicht normalerweise eng mit einem kurz bevorstehenden Tod verbunden? In dem Fall: nein.

Publiziert am von Marc Lengowski

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