Review Züül – Out Of Time

  • Label: High Roller
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Heavy Metal

Zugegeben, wir sind etwas spät dran – immerhin veröffentlichten ZÜÜL ihr Debütalbum „Out Of Time“ bereits 2010. Damals handelte es sich um das 100. Release von High Roller Records, sodass man nach etwas ganz Besonderem gesucht hatte, was schließlich in dem US-amerikanischen Quintett auch gefunden wurde. Da die Scheibe aber nur in kleiner Auflage produziert wurde und zudem hoffnungslos vergriffen ist, beschert uns High Roller eine Neuauflage, die zeitgleich zur Veröffentlichung von ZÜÜLs zweitem Album, „To The Frontlines“ erscheint. Letzteres wird übrigens das 250. Album bei High Roller werden – man erkennt ein Muster. Die Neupressung bietet uns bei Metal1 jedenfalls die Gelegenheit, nachzuholen, was wir verpasst haben: ein umwerfend bodenständiges und urtümliches NWoBHM-Album.

Denn was ZÜÜL hier abliefern, hat einfach Klasse. Neun Songs lang gibt es eine Zeitreise in die glorreichen frühen 80er, als die NWoBHM ihren Höhepunkt erreichte. Dabei passt einfach alles perfekt zusammen: die großartige, aber nie prätentiöse Gitarrenarbeit, der angenehm dezent eingemischte Gesang, der eben nicht die gesamte Musik dominiert, eine grundsolide Schlagzeugarbeit und abwechslungsreiches Songwriting. Allzu große Innovationen sollte man aber gerade beim Songwriting nicht erwarten. ZÜÜL treten nicht an, um das Rad neu zu erfinden. In ihrer Musik hört man unverkennbar die Einflüsse der Klassiker heraus, wie den der frühen Alben von Iron Maiden oder Judas Priest. Entsprechend prägen die zwei Gitarren mit ihrem häufig gegenläufigem Spiel die Songs. Und doch: Obwohl die Vorbilder so klar sind, klingt das Ganze klingt am Ende eigenständig, ehrlich und herrlich nach alter Schule.

Für die Qualität spricht auch der homogene Eindruck der Scheibe. Sie hört sich von Anfang bis Ende schlüssig und stimmig an, Ausfälle verzeichnet das Album keine – es wirkt schlicht wie aus einem Guss. Entsprechend schwer fällt es, einzelne Songs hervorzuheben. Viele von ihnen haben großes Ohrwurmpotenzial, wie „Backstreet Crawler“, „Warhammer“ oder der großartige Rausschmeißer „Return To Yagi“. Auch die Produktion passt: Sie ist kantig und erdig, die Abmischung legt keinen Wert auf glasklare Spuren, sondern auf authentisch-schraddeligen Klang. Was bei anderen Bands stören könnte, gehört hier zum Klangbild und sorgt mit für die großartige Atmosphäre der Scheibe.

Man könnte höchstens kritisieren, dass die Neuauflage keinen Bonus bietet, sondern einfach so daherkommt wie die Erstveröffentlichung. Andererseits handelt es sich ja um eine Neupressung, kein Re-Release. Fans der NWoBHM, die bei der ersten Auflage kein Exemplar abbekommen haben, sollten jedenfalls zugreifen. Viel mehr Worte gibt es zu „Out Of Time“ nicht zu verlieren. Höchstens: Viele lobten es beim Erscheinen 2010 als eines der besten NWoBHM-Alben des Jahres. Viel Konkurrenz um diesen Titel ist auch 2012 nicht zu erwarten, sieht man mal von ZÜÜLs kommenden Zweitschlag ab.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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