Konzertbericht: Annisokay

02.10.2015 Rock Café, Hamburg

IMG_6849Den Auftakt im gedrängt vollen Rock Café machen NOVELISTS. Mit ansteckend guter Laune spielen die jungen Franzosen einen hardcorelastigen Metalcore, der ,bei dem für ein Core-Konzert ungewöhnlich gemischten Publikum, gut ankommt. Hier stört sich niemand daran, dass die Klänge anfangs etwas abwechslungsarm sind und die Stimme von Sänger Matt Gelsomino nicht gegen die Instrumente ankommt. Zu Recht, denn nach einer kleinen Einspielphase sind diese Ungereimtheiten Vergangenheit und es werden sogar Facetten von Deathcore und Post-Hardcore hörbar. NOVELISTS erzeugen Begeisterung und enorm viele Tanzbewegungen bei der Menge, die schon nach kürzester Zeit mit dem Pogen beginnt. Konsequent klatscht die große Teenager-Schaar im vorderen Bereich vollkommen taktbefreit durch die ruhigen, cleanen Gesangsparts. Sogar in dem Abschnitt, in dem alle in die Knie gehen, um danach zu springen, sind fast alle dabei. NOVELISTS heizen sehr gelungen ein und damit die Mitsing-Parts nächstes Mal nicht ganz so stumm bleiben, sei hiermit auf das im November erscheinende Album „Souvenirs“ hingewiesen.

IMG_6978Als zweite Vorband des Abends betreten FEARLESS VAMPIRE KILLERS die Bühne und augenblicklich wird deutlich, auf wen die vielen jungen Mädels mit den bunten Haaren gewartet haben. Mit einem eigenwilligen Punk-Rock-Gothic-Emo-Pop, den sie selbst „Death Pop“ nennen, machen sie den Eindruck, Titelmusik für japanische Anime-Serien zu produzieren. Das mag abfälliger klingen, als es gemeint ist, denn die britischen Jungs spielen eingängig und durchaus unterhaltsam: z. B. den Bonnie-Taylor-Cover-Hit „Holding Out for a Hero“. Der volle Raum folgt ihnen und ist begeistert – vornehmlich die weiblichen Gäste. So wird die Aufforderung „I want a yeah!“ im zweiten Durchgang trotz direkter Bitte – „I wanna hear some male voices!“ – doch eher von weitgehend betretener Stille beantwortet. Nicht zuletzt, weil sie gegen Ende ihrer Bühnenzeit noch einmal instrumental und stimmlich eine Portion Härte nachliefern, präsentieren FEARLESS VAMPIRE KILLERS ein durchaus unterhaltsames Konzert. Death Pop für zuhause gibt es auf ihrem 2014 erschienen zweiten Album „Unbreakable Hearts“.

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Die Helden des Abends sind ANNISOKAY. Sie betreten die Bühne und die Stimmung explodiert: Instant-Moshpit vor der Bühne und Headbangen auch im Rest des Raumes. Somit ist auch Frontmann Dave Grunewalds Frage „Hamburg, seid ihr am leben?“ eindeutig rhetorisch. Dieses Konzert der Tour anlässlich des neuen Albums „Enigmatic Smile“ ist ausverkauft. Trotz leichter technischer Probleme, die ANNISOKAY zum Neustart eines Songs zwingen, reißen die Pits nicht ab: ob Circle, ob Mosch, ob selbst initiiert oder von der Bühne aus befohlen. Die Musiker aus Halle spielen einen astreinen Metalcore, der durch die besonders kratzigen Shouts von Dave und den Cleangesang von Gutarrist Christoph Wieczorek eine angenehme Ausgeglichenheit und Vielseitigkeit erreicht. Songs wie „Snowblind“ und „Naked City“ werden maßlos bejubelt und trotz der niedrigen Decke von zahlreichen Crowdsurfern geehrt – auch wenn diese sich meist auf der Stelle oder im kleinen Kreis bewegen müssen, da das Rock Café dafür einfach nicht genug Platz bietet.

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ANNISOKAY haben eine solche Wirkung auf die gut aufgewärmte Menge, dass Dave sogar Circlepits fordern kann, ohne dass die Band spielt. Seine Wünsche sind Befehl bei den glücklichen Fans. Das obligatorische Hinknien funktioniert so umwerfend vollständig wie nie zuvor. Der eingängige Sound mit präzisen Wechseln zwischen Härte und cleanem Gesang, zwischen Singalongs und Breakdowns paart sich mit der unglaublich sympathischen Ausstrahlung von Shouter Dave: Wie der gekreuzigte Jesus steht er mit ausgebreiteten Armen am Bug der Bühne und ist für diesen Abend König des Rock Cafés. Unter ihm tobt zum letzten Song vor den Zugaben eine energetische Wall of Death. ANNISOKAY liefern, was sich die Fans wünschen. Die Fans feiern ANNISOKAY, wie sie es verdient haben.

Dass eine so kleine Location ein so groß wirkenden Konzertabend veranstalten kann, ist beeindruckend. NOVELISTS können mit hardcoreigem Metalcore den Funken schnell entfachen, FEARLESS VAMPIRE KILLERS sorgen für einen unterhaltenden Pop-Abschnitt und ANNISOKAY bieten Metalcore par excellence, der zum weiterhören und wiederkehren einlädt. Danke für den gelungenen Abend.

Publiziert am von Jan Termath

Fotos von: Jan Termath

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