Konzertbericht: Our Hollow, Our Home w/ Desasterkids, Skywalker, InVisions

19.03.2019 München, Feierwerk (Hansa 39)

Im Oktober letzten Jahres veröffentlichten die britischen Senkrechtstarter von OUR HOLLOW, OUR HOME ihr zweites Album „In Moment // In Memory“. Um dieses ausreichend zu zelebrieren sind sie aktuell mit DESASTERKIDS, SKYWALKER und INVISIONS auf Europatour. Das beinahe ausverkaufte Hansa 39 des Feierwerks in München ist dabei die beste Location, um dem energiegeladenen Metalcore der fünf Jungs gerecht zu werden. Ohne Barrikade vor der Bühne und dem engen Raum bieten sich dem bunt gemischten Publikum aus Hardcorelern und Metallern die perfekten Rahmenbedingungen für schweißtreibende Moshpits und Crowdsurfs.

Den Anfang machen die ebenfalls aus England stammenden INVISIONS. Als die Truppe aus York die Bühne betritt haben sich leider noch nicht allzu viele Gäste im Hansa 39 zusammengefunden, was sie jedoch nicht daran hindert, mit ihrer Mischung aus Nu Metal und Djent den kleinen Raum ordentlich einzuheizen. Der Hauptgrund, warum das dennoch so gut funktioniert, sind zu Beginn Sänger Ben Villes markerschütternde Growls, die die anwesenden Fans buchstäblich an die Wand drücken. Nach leichten Soundschwierigkeiten zu Beginn kommen zur Mitte des Sets auch die Gitarren zur Geltung und zeigen die technische Finesse auf, die die Band durchaus zu bieten hat. Anzusiedeln zwischen Breakdown Of Sanity und The Ghost Inside hat das Ganze ordentlich Dampf in den Kesseln und schafft es, die erste Hand voll Gäste zum Pogen zu animieren. Der klare Gesang kommt zwar großteils vom Band oder, wenn live vorgetragen, eher schräg rüber, dennoch muss man der jungen Band für ihren Auftritt Respekt zollen. Auf ihrer ersten Tour außerhalb des Vereinigten Königreichs regen INVISIONS definitiv dazu an, auch auf Platte mal reinzuhören und das können sie allemal als Erfolg werten.

Die darauffolgenden SKYWALKER kommen eine Viertelstunde später mit ihrer melodischen Interpretation des Post-Hardcores auf die Bühne. In der Zwischenzeit hat sich das Feierwerk auch gut gefüllt und die Engländer können im Gegensatz zu ihren Landsmännern INVISIONS bereits auf eine kleine Fanbase zurückgreifen. Zwar nisten sich auch hier anfangs leichte soundtechnische Probleme ein, die jedoch ab dem dritten Song behoben sind. Die größere Bühnenerfahrung merkt man SKYWALKER sofort an: Die Saitenfraktion gibt akustisch wie auch physisch ordentlich Gas, Drummer Damian merkt man an, wie viel Spaß er hinter den Kesseln hat und Sänger Jay ist der geborene Entertainer. Mit seinen humorvollen wie auch emotionalen Ansagen sowie seiner unglaublich sympathischen Gestik und Mimik schafft er es im Nu, dass ihm das Publikum aus der Hand frisst. Dank dieser wundervollen Bühnenpräsenz schaut man gerne über die stellenweise leider etwas generische, aber keinesfalls schlechte Musik hinweg. Und auch wenn hier musikalisch keine Offenbarung geboten wird, finden sich in Songs wie „Sugar“ oder „Caffeine“ doch die ein oder anderen schicken Melodien wieder. Letztendlich macht es auch einfach riesigen Spaß zu sehen, wie viel Bock die vier Männer darauf haben, auf der Bühne zu stehen und zu spielen. Nach 25 Minuten beenden SKYWALKER ihren Auftritt und lassen ein vollkommen zufriedenes Publikum zurück, das sich langsam für den näher kommenden Headliner warm macht.

Vorher sind aber noch die Berliner DESASTERKIDS an der Reihe, die nur bei den deutschen Tourdates als Special Guest mit von der Partie sind. Mit ihrem modernen Metal fügen sie sich gut in das Line-Up ein und sorgen mit ihren Mitsingrefrains dafür, dass sich Fans der Band schon mal für OUR HOLLOW, OUR HOME einsingen können. Zwar ist die Musik in höchstem Maß auf Eingängigkeit getrimmt, dank der rauen Stimme von Gitarrist Iain Duncan bringt das Set der DESASTERKIDS aber die nötigen Eier mit, um zwischen den tollen Auftritten von SKYWALKER und dem folgenden Headliner bestehen zu können. Es bildet sich der erste größere Pit (insofern man im Hansa 39 von groß sprechen kann), die Musik kommt druckvoll durch die Boxen und die vier Männer ziehen ihr Ding souverän durch. Schade und verwunderlich ist, dass es mit „Oxygen“ das Lied der Band schlechthin nicht in die Setlist geschafft hat und der Main-Support nach nur 30 Minuten die Bühne wieder verlässt. Insgesamt brennen die Berliner musikalisch zwar kein Feuerwerk ab, zum Einheizen und Feiern reicht das aber vollkommen.

Nun ist es endlich soweit: Die langersehnten Newcomer von OUR HOLLOW, OUR HOME betreten das Parkett und während sich die Menge noch vor der Bühne versammelt bricht nach dem Intro „//Denial“ ein Reigen aus ausgefeilten Riffs, fetten Breakdowns und Singalongs über einen her. Mit einer tollen Mischung aus Songs des neuen Albums „In Moment // In Memory“ und des Debüts „Hartsick“ bieten die Briten den Fans eine kurzweilige Reise durch die noch kleine Diskographie der Band. Sei es das eingänige „Loneshark“ oder die Dampfwalzen „Wraiths“ und „Worms Wood“, jeder Song zündet ab der ersten Sekunde. Verschnaufpausen gibt es keine und so steht der Schweiß in der kleinen Location bereits nach kürzester Zeit bis zur Decke. Das Quintett macht seine Sache aber auch so routiniert, als wären sie schon seit vielen Jahren in der Szene aktiv: Shouter Connor Hallisey zeigt sich als Aktivposten und hat die Menge fest im Griff, während die Clean Vocals von Tobias Young druckvoll und klar durch die Boxen knallen. Auch dank der präzisen Arbeit an den Saiten und am Schlagzeug wird hier musikalisch höchstes Niveau geboten. Obwohl gegen Ende der Show Halliseys Growls etwas an Kraft verlieren, kompensiert die tobende Menge vor der Bühne dies mit tatkräftiger Unterstützung. So wird der vorläufige Abschluss mit „Speak Of Sorrow“ nochmals zu einem absoluten Highlight. Bevor OUR HOLLOW, OUR HOME für die Zugabe auf die Bühne kommen, fordern einige Fans das erfolgreiche Ed-Sheeran-Cover „Shape Of You“ zum Abschluss. Dass die Band keinen Bock mehr darauf hat, auf ihre Interpretation des Pop-Hits reduziert zu werden, zeigt ihre Aussage, dass sie das Set lieber mit ihren eigenen Songs füllen – und das absolut zu Recht. So kehren sie für „Feast For The Crows“ auf die Bühne zurück und lassen nach kurzweiligen 75 Minuten ein vollkommen ausgelaugtes, aber glückliches Publikum zurück.

  1. //Denial
  2. In Moment
  3. Father & Ghost
  4. Loneshark
  5. Throne To The Wolves
  6. Hartsick
  7. //Anger
  8. Wraiths
  9. Worms Wood
  10. Karmadillo
  11. //Depression
  12. Pride: Of Might And Mane
  13. Speak Of Sorrow
    ___
  14. Feast For The Crows

Mit vier überzeugenden Bands dürfte an diesem Dienstagabend kein Besucher das Feierwerk unglücklich verlassen haben. Gerade SKYWALKER und OUR HOLLOW, OUR HOME konnten mit ihren Auftritten die Meute im Hansa 39 für sich gewinnen. Dass der heutige Headliner in der Zwischenzeit mehr als nur ein Geheimtipp in Metalcore-Kreisen ist, zeigt das bunt durchgemischte Publikum wie auch das absolut professionelle und sympathische Auftreten der Band. Trotz der tollen Intimität der Tour und der Location (jede Band verbrachte fast den gesamten Abend am Merchstand) sei es OUR HOLLOW, OUR HOME von ganzem Herzen gegönnt, den nächsten Schritt zu gehen und größere Hallen zu füllen. Musikalisch hätten sie es im Gegensatz zu einigen anderen Bands ohne Wenn und Aber verdient.

Publiziert am von Silas Dietrich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert