Konzertbericht: Pagan w/ Kolari

03.12.2018 München, Strom

Crossover ist nichts Neues, und mit ihrer Mischung aus Blasbeats, Indie, Punk und Rock’n’Roll erfinden PAGAN das Rad sicherlich nicht neu. Dennoch macht ihre Mischung tanzbaren Rhythmen und brachialem Gedonner ihres Debütalbums „Black Wash“ eine ganze Menge Spaß. Am besten lassen sich die Qualitäten einer Band allerdings immer noch live beobachten. Im Herbst 2018 bietet sich die Gelegenheit dazu, als die Band aus Melbourne im Rahmen ihrer Europatour auch in München auftritt.

Pünktlich um 21:00 betreten KOLARI aus Hamburg die Bühne – leider vor einem zahlenmäßig noch sehr überschaubaren Publikum. Die ungefähr 40 Anwesenden lassen zu allem Überfluss noch einen riesigen Halbkreis vor der Bühne frei. Die fünf Jungs aus Hamburg hält das allerdings nicht davon ab, Vollgas zu geben: Mit ihrem dreckigen und enorm groovenden Post Hardcore im Stil von Bands wie Every Time I Die passen die fünf Jungs perfekt zum heutigen Hauptact. Während die Instrumente gewaltig und fett aus den Boxen dröhnen, ist der Gesang von Sänger Stefan leider kaum zu hören – seine Ansagen und Aufforderungen, näher zu kommen, werden daher weniger ignoriert als schlicht und ergreifend nicht verstanden. Diverse Ausflüge ins Publikum, literweise Schweiß und Herzblut später werden KOLARI schließlich doch mit lautem Jubel verabschiedet. Das Münchner Publikum zeigt seine Zuneigung eben gerne etwas anders.

Lediglich 15 Minuten später erlischt das Licht in der Halle, das Läuten einer Kirchenglocke ertönt und das Logo von PAGAN, ein umgedrehtes Kreuz mit einer Flamme, leuchtet in Neonrosa auf. Sängerin Nikki lächelt verschmitzt ins Publikum und nimmt einen Schluck Weißwein, den sie zur Hälfte wieder aus ihrem Mund laufen lässt. Nachdem die Band bei großartigem Sound mit „Il Malocchio Si Apre“, dem Opener ihres Albums „Black Wash“, eingestiegen ist, wird spätestens beim darauffolgenden „Death Before Disco“ klar: Auch PAGAN müssen heute gegen einen quasi nicht hörbaren Gesang ankämpfen. Das Publikum kennt die Nummern des Debütalbums „Black Wash“ allerdings scheinbar gut genug, sodass im Strom von der ersten Minute an getanzt wird.

Ein vor einigen Tagen verstauchter Knöchel von Nikki hält sie nicht davon ab, sich wie verrückt über die Bühne zu rollen, sich zu verrenken und auf einem Bein zwischen ihren Mitmusikern hin und her zu hüpfen. Immer wieder nimmt sie einen großen Schluck aus der Weißweinflasche und lässt die Flüssigkeit nahezu ekstatisch und mit verklärtem Blick zu Teilen wieder aus ihrem Mund laufen. Als der Bassverstärker während eines Songs ausfällt und schließlich nach einer kurzen Pause ersetzt wird, gewinnt der räudige (Instrumenten-)Sound von PAGAN an diesem Abend noch einmal an Intensität. Die Band aus Melbourne prügelt sich heute Abend sympathisch durch ihre tanzbaren Nummern und lässt keinen Song ihres Debütalbums aus. Entsprechend ist allerdings nach knapp 40 Minuten ohne eine weitere Zugabe Schluss – den lauten Zugaberufen zum Trotz.

  1. Il Malocchio Si Apre
  2. Death Before Disco
  3. Holy Water
  4. Year Of The Dog
  5. Blood Moon
  6. Wine & Lace
  7. Imitate Me
  8. Fluorescent Snakes
  9. Silver
  10. Il Malocchio Si Chude

Gegen alle Widrigkeiten liefern Pagan zusammen mit Kolari ein großartiges Konzert ab. Darf man der Unterhaltung mit den sympathischen Musikern am Merch-Stand glauben, wird die Band nächstes Jahr wieder in Deutschland spielen – dann hoffentlich vor mehr Menschen und mit besserem Sound gesegnet. Beides hätten die Musiker aus Melbourne mehr als verdient.

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