Konzertbericht: Waldkauz

15.03.2019 München, Spectaculum Mundi

Der WALDKAUZ ist nicht nur der Vogel des Jahres 2017, sondern auch der Name eines der deutschlandweit vielversprechendsten Projekte im Pagan-Folk. Das haben die Musiker bereits unter anderem beim Festival-Mediaval und beim MPS bewiesen. Im Rahmen des Musica Antiqua Viva 2019 spielten die Hildesheimer nun ihr erstes Konzert in München. Gleichzeitig stellten die Käuze bei dieser Show fernab ihrer Heimat ihr neues Band-Lineup vor. Das Live-Debüt wird schnell zu einem vielversprechenden Start in eine neue hoffnungsvolle Zukunft.

(c) Florian Reim

Mit Schlagzeuger Peter ist lediglich noch ein Gründungsmitglied in der aktuellen Formation erhalten geblieben, sein Schwager Lennart und Harfenistin Gina haben die Band bis Ende 2018 verlassen. Gerade der Verlust von Gina wiegt schwer im Bandkosmos, da mit ihr und ihrer Harfe ein prägnantes Merkmal von WALDKAUZ weggefallen ist und bis heute fehlt. Dazu greift das zweite weibliche Bandmitglied Nina neben der Flöte und Maultrommel nun auch zum Dudelsack. An ihrer Seite singt und spielt derzeit Fabienne von Brisinga, während Andi als Bassgitarrist eingestiegen ist und den mystischen Klangwelten von WALDKAUZ seine eigenen Farben mitgibt. Von der suboptimalen Ausgangslage der letzten Monate bemerken die Besucher im Spectaculum Mundi nichts, bei diesen handelt es sich überwiegend um Kulturinteressierte aus der Region und weniger um Paganjünger: Über 90 Minuten spielen die Niedersachsen ein rundes, in sich geschlossenes Konzert, das instrumental den Fokus auf die nicht durchkommerziellisierte Vermarktung des Pagan-Folks legt. Einzige Ausnahmen sind „Raigan Dannsa“ und das von der Band nur als „Hobbit“ titulierte Stück, die beide sehr an das Universum von J.R.R. Tolkien und dessen kleinen Bewohner mit den behaarten Füßen erinnern. Bei „Mond & Sonne“ schwingen wiederum walpurgnisnächtliche Faun-Vibes mit, passenderweise befindet sich an diesem Abend unter anderem Niel Mitra unter den Besuchern. Mit „Am Wegesrand“, „Waldlandreich“ sowie der Bandhymne „Heiden unserer Zeit“ und „Tanzgeist“ im Zugabenblock demonstrieren WALDKAUZ wiederum die notwendige Eigenständigkeit, um eben nicht ständig mit den bekannten Größen des Genres verglichen werden zu müssen.

(c) Florian Reim

Bemerkenswert ist die Einheit, die die Band mit ihrer Musik zu bilden scheint, besonders im instrumentellen Zusammenspiel. Dieses wird durch Flöten, Drehleier, Schlagzeug und Bass mit verschiedenen Akzenten bestimmt. Bei WALDKAUZ wurde nicht künstlich ein Korsett über verschiedene Musiker gestülpt, sondern diese haben sich selbst und ihre Musik gefunden. Allein dadurch erreicht der Auftritt eine gewisse Intensität, wie er bei gecasteten Popsternchen so nicht zu finden ist. Leider tanzt der Sound vereinzelt aus der Reihe, so dass der Klang der Bouzouki von Niklas ab und an die Wärme des Instruments vermissen lässt und die Drehleier von Fabienne dafür zu präsent im Vordergrund agiert. Diese Kleinigkeiten trüben den Genuss allerdings nur unmerklich. Zu den kleinen Highlights zählen dafür gewisse Anleihen von The Cure im Sound von WALDKAUZ sowie alle von Niklas gesungenen englischsprachigen Passagen. In diesen Momenten schlummert vielleicht Potential für die Zukunft, wenn die Pagan-Folker in sich wieder zur Ruhe gekommen sind und weiter an ihrem „Mythos“-Nachfolger basteln können. Mit Nina, Niklas und Peter besteht der verbliebene Kern seit 2014 und es bleibt zu hoffen, dass dies so bleibt.

(c) Florian Reim

Sollten WALDKAUZ die passenden Weggefährten finden, ist die Zukunft verheißungsvoll. Noch bewegen sich die Musiker in ihrer Nische in der Nische. Dort fühlen sie sich wohl und genau dort sollten sie weiter wachsen und gedeihen. Das Talent, die Kreativität und vor allem die Authentizität warten nur darauf, verfeinert und einem größeren Publikum präsentiert zu werden. Die große Frage, die sich am Ende stellt, ist, ob eben jenes Publikum im Dunstkreis von Faun und Omnia, bei den gehypten Projekten wie Heilung oder ganz woanders zu finden ist.

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