Review 1476 – Wildwood (Re-Release)

(Art Rock / Neofolk) 1476, so nennt sich die Art-Rock-Gruppe aus Neuengland, die Prophecy Productions sich kürzlich ins Boot geholt hat und nun als den Geheimtipp schlechthin zu vermarkten sucht. Aus diesem Anlass wird unter anderem das bereits 2012 erschienene Album „Wildwood“ nochmals veröffentlicht, das dadurch nun mehr Aufmerksamkeit bekommen soll. Ob die Band diese mit ihrer aus verschiedenen Rock-Stilen, etwas Metal und Neofolk bestehenden Musik verdient hat und ob Prophecy damit abermals ein Gespür für außergewöhnliche Musiker beweist, lässt sich möglicherweise am Beispiel von „Wildwood“ feststellen.

1476 scheinen jedenfalls sehr bemüht zu sein, dieses Album zu etwas Besonderem zu machen. Die zahlreichen Spoken-Word-Samples und die wiederkehrenden textlichen Motive legen nahe, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt, dazu passend wird im Laufe des Albums mehrmals Spannung auf- und wieder abgebaut. Während beispielsweise das weitgehend instrumentale „Banners In Bohemia“ oder der Beginn von „Horse Dysphoria“ mit ihren Akustikgitarren sanften Neofolk-Charme versprühen, steigert sich letzteres abrupt zu einem punkigen Ritt über die Steppe. Tracks wie „Watchers“ oder „Stave Fire“ zeigen 1476 hingegen von ihrer mysteriöseren, gehetzteren Seite und beim abschließenden Zehnminüter „The Golden Alchemy“ wird es sogar regelrecht episch.
Die Abwechslung kommt also in keinem der Tracks zu kurz, sei es nun bezüglich der Saitenfraktion, des Drummings oder der oft spacigen, nie zu aufdringlichen Keyboards. Akustik- und E-Gitarren werden in stimmungsvoller Symbiose eingesetzt. Über all dem stehen die überaus theatralischen, etwas nasalen Vocals, die gesangstechnisch zwar noch von Zeit zu Zeit an ihre Grenzen stoßen, aber dem ungewöhnlichen Art Rock der Neuengländer sehr gut zu Gesicht stehen. Ein wenig fühlt man sich diesbezüglich an 30 Seconds To Mars erinnert.
„Wildwood“ macht darüber hinaus den Eindruck, dass 1476 hier jedes Detail durchgedacht haben, sogar die Produktion. Anders lässt es sich zumindest kaum erklären, dass der Sound mal kratzig, dann wieder gedämpft und oftmals geradezu kristallklar ist. Hiermit wurde offensichtlich etwas bezweckt, dennoch muss gesagt werden, dass die unausgeglichene Produktion einer der wenigen Punkte ist, die das ansonsten leicht zugängliche Album etwas sperriger gestalten. Abgesehen davon ist „Wildwood“ jedoch eine Platte, die schnell zu gefallen weiß und dennoch nach mehreren Durchgängen noch wächst.

Zusammenfassend kann man sagen, dass 1476 zwar nicht ganz so extraordinär sind, wie sie ihr neues Labelzuhause vielleicht präsentiert, aber die Band hat definitiv eine eigene musikalische Identität und weiß ihre vielen Einflüsse gekonnt in interessante, abwechslungsreiche Songs einzuarbeiten. „Wildwood“ sei jedem ans Herz gelegt, der aufgrund der eingesetzten Stilmittel neugierig geworden ist. Prophecy hat jedenfalls bestimmt gut daran getan, die Art-Rocker unter Vertrag zu nehmen, Fans des Labels sollten auch im Fall von 1476 wieder einmal sehr zufrieden sein.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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