Review Angmar – Aux Funérailles Du Monde…

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2003
  • Spielart: Black Metal

Eine einzelne akustische Gitarre spielt zu gedämpftem Meeresrauschen eine melancholische, geradezu zerbrechliche Melodie voll unerhörter Sehnsüchte und tiefstem Verlangen. Dazu gesellt sich erst eine einzelne, klare männliche Stimme, dann ein ganzer chor. Er singt keinen Text, denn es gibt keine Worte, die diese Stimmung hinlänglich beschreiben könnten. Alleine der Klang der Stimmen reicht dazu aus. Und dann plötzlich der Umbruch, das sanfte Branden der See weicht einem donnernden Schlagzeug, einer sägenden Gitarre, einem wuchtigen Bass und fiesem Gekeife direkt aus den Abgründen der menschlichen Seele. Nur eins ist völlig unangetastet geblieben: die Atmosphäre, die Stimmung, die Sehnsucht. Welcome back, ANGMAR, we missed you.

Wobei „back“ wohl das falsche Wort ist, denn „Aux Funérailles Du Monde…“ erschien schon zwei Jahre vor dem ersten Langspieler der drei Franzosen, „Metamorphosis“. Die fünf Tracks und etwa fünfunddreißig Minuten starke Demo der Jungs aus der Normandie war das erste Lebenszeichen von ANGMAR und brachte ihnen ihren Plattendeal mit Northern Silence ein. Zu Recht, wie ich finde.
Das oben beschrieben Szernario spielt sich übrigens bei „Les Songes De L’Hiver“ ab, dem Opener der Demo, bei dem sich Fans der Truppe wohl gleich heimisch fühlen werden. Blastparts, melancholische Songabschnitte, fieses Gekrächze, starke Chöre und fragile Melodien, die sich gern im Hintergrund des Soundbildes herumtreiben. Das ist allerdings leider nicht ganz das Wahre geworden. Zugegeben, auch auf der „Metamorphosis“ fuhren ANGMAR keine wahnsinns Produktion auf, aber sie passte einfach zum Material. Auf „Aux Funérailles Du Monde…“ ist der Klang eine etwas durchwachsene Angelegenheit. Bei „Les Songes De L’Hiver“ sind Gesang und Schlagzeug lediglich hin und wieder etwas leise geraten, sonst geht aber alles recht in Ordnung. Aber schon beim zweiten Track, „L’Echo De Ta Haine“, ist die Instrumentalisierung insgesamt recht breiig geraten. Über die ganze Lauflänge schwankt die Abmischung ziemlich und das zerrt etwas am Nervenkostüm. Heraus sticht allerdings überraschenderweise immer wieder ein sehr klarer Bass, großartig gespielt von Welkin.

Ja, der verbesserungsfähigen Abmischung zum Trotz ziehen ANGMAR sich auch auf ihrer Demo schon exzellent aus der Affäre. Die Chöre, die fragilen Akustikparts, die tollen (und gut hörbaren) Bassläufe, Fogs abwechslungsreiches Drumming und sein klasse Gesang machen’s. Klargesang kommt zwar etwas kurz, aber vor allem beim Outro von „L’Echo De Ta Haine“ leistet Fog großes. Ein wenig in die Nesseln setzen ANGMAR sich lediglich mit dem Track „Argaël… A Wisdom Called Hate“. Der ist zu räudig geraten und dadurch in meinen Augen zu generisch. Die ANGMAR’sche Melancholie fehlt einfach, stattdessen regieren Wut und Hass. Natürlich trotzdem ein guter Track, dafür sorgen allein schon die Fähigkeiten der drei Franzosen, aber eben nicht brilliant, wie der Rest der Demo.
Die endet übrigens, genau wie die Langrille, mit einem deutsch betitelten Instrumental. Hier nennt es sich „Krankheit“ und zeigt, dass Hemreich ein absoluter Meister am Piano ist. Nur damit und einigen Ambient-Samples (eigentlich nur Windböen) erschafft der Mann eine absolut fesselnde, apokalyptische Atmosphäre. Starker Ausklang.

So lieferten ANGMAR schon 2003 eine beeindruckende Darbietung ihres ureigenen Black Metal Stils ab, den sie dann mit „Metamorphosis“ perfektionierten. Jeder Freund der Klangkunst der drei Franzosen sollte wohl versuchen, diese Demo in die Finger zu kriegen, die übrigens Anfang diesen Jahres gemeinsam mit der Alcest-Demo „Tristesse Hivernale“ von Northern Silence als Split, limitiert auf 500 Kopien, wiederveröffentlicht wurde. Zuschlagen lohnt sich. Denn mit „Aux Funérailles Du Monde…“ kann man prima die Wartezeit bis zum nächsten ANGMAR-Album überbrücken. Und wenn das so gut wird, wie die bisherigen Veröffentlichungen der Band, dann spielen die Jungs sich langsam aber sicher in die Riege meiner Lieblingskapellen.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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