Review Antimatter – Alternative Matter

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Rock

Bei Jubiläumsausgaben denke ich (und vielleicht der eine oder andere mehr) immer an sterbenslangweilige Best-Of-Compilation, die noch dazu häufig recht lieblos unter das Volk gebracht werden. Schlimmer noch, häufig rühmen sich Band und Label dann auch noch damit, doch zwei unveröffentlichte Tracks (gerne dann Demoversionen von Songs, die sowieso schon drauf sind) als fetten Bonus dazugepackt zu haben. Braucht kein Mensch, findet scheinbar aber trotzdem Abnehmer.

ANTIMATTER waren schon immer eine Band, die sich erfreulich vom gemeinen Rest absetzte, die Innovation da anbot, wo andere sich in starren Strukturen verhedderten, die Qualität bis ins letzte Instrument steckt, wo andere sich mit ein oder zwei tauglichen Riffs zufrieden geben, kurz: von ANTIMATTER kann man mit jeder Veröffentlichung etwas erwarten. Und so war es mir nicht ganz so Angst und Bange, als „Alternative Matter“ – eine Zusammenstellung zum zehnten Bandjubiläum – angekündigt wurde. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der auf 1000. Einheiten limitierte Special Edition, die sehr nobel daherkommt: ein über 100-seitiges Fotobuch mit Schnappschüssen aus allen Bandphasen, einer Bandbiographie von Mastermind Mick Moss, drei CDs und einer DVD. Um es gleich vorweg zu sagen, die übliche Möglichkeit, als Neueinsteiger schnell einen guten Überblick über die Band zu bekommen, fällt hier weg. Zwar werden alle Alben der Band bedacht, aber sämtliche Songs sind in bearbeiteten Versionen, die sich teilweise stark von den CD-Originalen unterscheiden, vertreten. So findet man Demoversionen, Akustikversionen, Liveversionen, Cover, Remixe und sogar eine Orchesterversion von „Epitaph“. Erfreulichweise mischt hier auch das frühere Bandmitglied Duncan Patterson (bekannt vor allem von Anathema) mal wieder mit, er zeichnet sich verantwortlich für die Remixe von „Terminal“ und „God Is Coming“ verantwortlich.

Wer beim Wort Remix verständlicherweise zusammenzuckt, sei hier beruhigt; ich bin sonst auch gar kein Freund davon, meistens heißt es ja nichts anderes als eine Vertechnoisierung von ursprünglich handgemachtem Liedgut, aber ANTIMATTER sind so gut und vor allem so gut zu uns, dass sie die elektrischen Elemente der Remixe so spärlich-gelungen umsetzen, dass man es kaum merkt. Kaum merken ist hier übrigens ein gutes Stichwort, man merkt nämlich fast gar nicht, wie die Zeit vergeht. Dennoch (oder vielleicht auch gerade deshalb) fällt es schwer, einzelne Songs herauszusuchen. Als Best-Of-Zusammenstellung einer First-Class-Band muss man ohnehin davon ausgehen, dass nur die Creme de la Creme vorhanden ist. Schon eher könnte man sich darüber mokieren, welche Songs nicht auf „Alternative Matter“ zu finden sind – bemängeln könnte man, dass einige Songs mit zwei Versionen am Start, andere dafür gar nicht -, aber das wäre unnötiges Jammern auf höchstem Niveau. Besser nutzt man die Zeit, in dem man sich zurücklehnt und Songs wie „In Stone“, „Everything You Know Is Wrong“, „Over Your Shoulder“, „Expire“ oder „Holocaust“ (u.v.a.) genießt. Denn so viel ist klar, in „Alternative Matter“ kann man problemlos blind reinzappen, man erwischt immer einen Hit – auch wenn der Gesamtgenuss natürlich vorzuziehen ist.

Die limitierte Edition dürfte schon jetzt nur noch schwer zu bekommen sein, laut Label lief der Verkauf exzellent an, was man sich gut vorstellen kann. Aber auch die „normale“ Version dürfte jeden Cent wert sein für denjenigen, der immer auf der Suche nach der etwas anderen musikalischen Unterhaltung ist. Hoffentlich nutzen ANTIMATTER die Compilation nicht wie andere Bands, um sich für jahrelange Abstinenz zu rechtfertigen. Klar ist, von dieser Band brauchen wir neuen Stoff, ganz dringend.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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