Review Arkona – Yav

Nach dem großen Abflauen der Pagan bzw. Folk-Metal-Welle, haben es nur wenige Bands geschafft dauerhaft auf ihrer Erfolgswelle weiterzureiten. Eine dieser Bands, die konstant gute Alben veröffentlicht haben, sind definitiv die Russen von ARKONA. Die Gruppe rund um die charismatische Frontfrau Masha „Scream“ Ahripova veröffentlichte in den letzten Jahren stets gute Alben, die eine gesunde Mischung aus Tiefe und Partytauglichkeit mit sich brachten. Drei Jahre nach ihrem letzten regulären Studioalbum melden sie sich nun mit einem neuen Werk namens „Yav“ zurück.

Bereits der Opener „Zarozhdenie“ hält jedoch eine große Überraschung bereit, denn ARKONA klingen nicht mehr so eingängig wie noch vor drei Jahren, sondern scheinen musikalisch weiter gereift zu sein und beschreiten entsprechend neue Pfade. Der etwas über neun Minuten weilende Opener beispielsweise lässt die bandtypischen Tempoausbrüche fast gänzlich vermissen und verleiht „Yav“ direkt zu Beginn einen mehr beschwörenden Charakter. Überhaupt sind die Ausflüge in klassische Black-Metal-Gefilde auf dem neuen Silberling weniger geworden. Eben dieser ist zwar noch immer eine wichtige Säule im Sound von ARKONA, jedoch ist die wilde Raserei oftmals komplexen Strukturen gewichen und man darf den fünf Musikern unterstellen, sich bewusst auf progressiven Pfaden zu bewegen. Das neue Album wirkt, beim ersten Hören, dadurch tatsächlich sehr sperrig und die einzelnen Stücke stark in sich verschachtelt, aber desto mehr Runden „Yav“ im Player hinter sich bringt, desto schneller öffnen sich einzelne Strukturen aus den typischen Folk-Instrumenten und progressivem Gitarren- sowie Schlagzeugspiel. Die neu dazugewonnene Ruhe des Quintetts zeigt sich spätestens beim wunderschönen und sphärisch verträumt wirkenden „Serbia“ in ganzer Pracht.
Neben den vielen Neuerungen beim Songwriting besticht aber vor allem der noch wandelbarer gewordene Gesang von Masha Ahripova. Die markanten Screams, die ihr nicht umsonst den gleichlautenden Beinamen eingebracht haben, sind immer noch vorhanden, stehen aber nicht mehr im Vordergrund. Viel mehr versteht sie es eine Großzahl an Emotionen zu vermitteln, in dem der cleane Gesang noch facettenreicher geworden ist. Hinzu kommt, dass sie während der aggressiven Passagen nicht mehr nur auf tiefe Growls setzt.
Entsprechend der musikalischen Neuausrichtung präsentiert sich auch die Produktion in einem leicht geänderten Gewand und ist mehr auf Transparenz als auf übermäßigen Druck ausgelegt. So erklingen die Keyboards sehr präsent und geben den komplexen Songstrukturen so etwas wie einen roten Faden.

ARKONA waren zwar schon immer eine Gruppe, die es verstanden hat, dem Pagan Metal ein authentisches Gewand zu geben und dabei nicht in klischeehafte Darbietungen abzudriften, jedoch scheinen die Zeiten von Party-Pagan-Metal auf diesem Werk endgültig vorbei zu sein. Befanden sich auf den vorangegangenen Veröffentlichungen halt noch immer sehr feiertaugliche Nummern, so wird hier scheinbar alles in die Dienste des Gesamteindrucks gestellt und es gibt keine „dreiminütigen Tanznummern“ mehr in der Tracklist.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Christoph Ilius

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