Review Black Sun Aeon – Routa

Der Finne hat es nicht leicht, das halbe Jahr ist es kaum mal heller als in der hiesigen Dämmerung, dazu jede Menge Kälte und Schnee. Was für den gemeinen Mitteleuropäer nicht immer ganz einladend klingt, beflügelt die Herrschaften im hohen Norden regelmäßig zu musikalischen Höchsteistungen. So jubiliert auch Tuomas Saukkonen, üblicherweise bei „Before The Dawn“, hier zum zweiten Mal mit seinem Soloprojekt BLACK SUN AEON am Start, über den vergangenen Winter, der 2 m Schnee und – 40 ° C brachte. Für die Verwirklichung engagierten sich einige Gastmusiker und -songschreiber, so erstellten sowohl der frühere „Sentenced“-Gitarrist Sami Lopakka als auch „Moonsorrow“-Fronter Ville Sorvali Texte, Janica Lönn von „Lunar Path“ übernahm die weiblichen Vocals.

Wenig überraschenderweise ist die Thematik klar: die kalte Jahreszeit. Dabei wird „Routa“ in zwei Teile unterschieden, die ersten sieben Songs werden unter „Talviaamu“ (= Wintermorgen) zusammengefasst. Laut Tuomas soll die Musik hier majestätische Landschaften, schneebedeckte Wälder und gleißendes Sonnenlicht ausdrücken. Insgesamt die positivere Seite des Winters, wobei wirklich freundlich hört sich die Musik dann doch nicht an. Erhaben auf der anderen Seite jedoch zu jeder Zeit, die Keyboardwände sind meterhoch, die Gitarren sägen, was das Zeug hält und die Rhythmusfraktion sorgt für ein mächtiges Fundament. Dazu gibt es in relativ ausgewogener Menge harsche und klare Vocals, wobei erstere der Meister selbst übernimmt, für zweitere holte er sich mit dem weiteren Gastmusiker Mikko Heikkilä den Sänger der Landsmänner „Sinamore“ ins Boot.

Die zweite CD ist mit „Talviyö“ (= Winternacht) und soll bedrohlicher, dunkler, kälter klingen als „Talviaamu“. Nun, die Grausamkeit des finnischen Winters vermag ich hier nicht ganz so zu erkennen, kalt und dunkel ist die Musik mit Sicherheit, dass war sie aber bei der Beschreibung des Wintermorgens auch schon. Insgesamt ist vielleicht ein wenig an Geschwindigkeit und Härte gedreht worden, wenn man nun aber die Attribute hernimmt und diese auf ähnlicht titulierte Outputs anderer Bands (ich denke das beispielsweise an „At The Heart Of Winter“ von „Immortal“), dann klingt auch „Talviyö“ immer noch recht harmonisch.

Über die gesamte, überaus beachtliche Spielzeit von 80 Minuten bleibt das Niveau extrem hoch und vor allem ausgewogen. Was der eine vielleicht als Mangel von einem echten Hit kritisiert, freut den anderen, denn unter dem Strich ist „Routa“ vor allem ein Album, was man hervorragend am Stück hören kann, ohne sich auch nur einmal zu langweilen. Thematisch bietet es vielleicht nicht das Allerspannenste, was einem jemals unter die Finger gekommen ist, aber durch den heimischen Bezug wirkt es in seiner Gesamtheit einfach sehr ehrlich. Wer allerdings immer schön szybko, szybko mit neuem Material dieser Couleur daherkommt, muss sich in solchen Fragen ohnehin keine Kritik gefallen lassen.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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