Review Blackfield – V

  • Label: KScope
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Rock

Aviv Geffen und Steven Wilson (u.a. Porcupine Tree, No-Man, Storm Corrosion, Bass Communion) sowie ihr gemeinsames Projekt BLACKFIELD muss man mittlerweile den wenigsten Musikfans noch vorstellen. Der Vorgänger „IV“ erhielt wegen seiner knappen Länge von ca. 30 Minuten und dem fehlenden gewissen Etwas der bis dahin erschienenen Alben gemischte Kritiken. Das fünfte Studioalbum „V“ erreicht in 13 Titeln nicht nur rund 44 Minuten Laufzeit, sondern stellt auch ein loses Konzeptwerk dar, das Geschichten vom Ozean und dem Lebenszyklus erzählt.

Neben Schlagzeuger Tomer Z und Keyboarder Eran Mittelman konnten die zwei Musiker den legendären Alan Parsons als Produzent gewinnen, der bereits als 18-Jähriger an der legendären Beatles-LP „Abbey Road“ mitwirkte und für insgesamt drei Songs verantwortlich ist. Ein weiteres Highlight ist die Zusammenarbeit mit dem London Session Orchestra, welches die Streicher-Arrangements übernommen hat und so dem Intro „A Drop In The Ocean“ bereits einen sehr erhabenen Anstrich verpasst, der gekonnt in die vertonte Story eintauchen lässt. „Family Man“ scheint nicht nur ein höchst persönlicher Song zu sein, sondern zeigt zugleich auch, was die Leute in den vergangenen Jahren an BLACKFIELD begeisterte: einfühlsame Melodien und sanftmütiger Gesang mit einem Hauch Art Rock. Steven Wilson scheint auch stimmlich in Höchstform zu sein, was sich in „How Was Your Ride?“ niederschlägt, das auch locker  von Porcupine Tree stammen könnte. Vor allem das Zusammenspiel aus Piano und Streichern gibt dem Song eine wehmütige Note, die das Herz aber doch auf seine eigene Art umschmeichelt. Diese Herangehensweise haben Geffen und Wilson auch im weiteren Verlauf anscheinend perfektioniert, erreichen sie den Hörer mit ihren Melodien nicht nur durch Können, sondern vor allem durch die greifbaren Emotionen ihrer Musik.

„Sorrys“ beispielsweise setzt vor allem auf akustische Gitarren, setzt nur dezent auf Pianoeinsätze und entfaltet sich gerade durch diese minimalistische Herangehensweise auf intensive Art und Weise. Auch „October“ schließt nahtlos an die ersten beiden Werke von BLACKFIELD an – Herbst und Melancholie sind als Themen weiterhin wie gemacht für die musikalische Arbeit der Band. Mit „The Jackal“ zeigt man auch etwas härtere Gitarren und in den Strophen etwas raueren Gesang, während „Undercover Heart“ durch den weiblichen Gesang der israelischen Sängerin Alex Moshe Singer-Songwriter-Attitüde mit leichten Gothic-Elementen versprüht. Hier bringen BLACKFIELD die nötige Abwechslung in seichten Elementen ein, die diesem Album die Langeweile gekonnt austreibt. In „Lonely Soul“, das durch die stetige Wiederholung der Texteile „I’m A Lonely Soul“ an Mobys Hit „Why Does My Heart Feel So Bad?“ erinnert, hat die Folly-Tree-Frontfrau ihren zweiten Auftritt, bei dem sie ebenfalls auf voller Linie zu überzeugen weiß. Das Album wird mit Wilsons Komposition „From 44 To 48“ abgeschlossen, das die Platte gekonnt abrundet und zumindest ein autobiographisches Reflektieren nahelegt.

BLACKFIELD haben zu alter Stärke zurückgefunden, kombinieren diese gezielt mit Streichern und haben in fast jedem Song eine kleine Note Individualität eingewoben, was „V“ trotz eines melancholischen Grundtenors nicht zu gleichförmig und außerordentlich spannend macht. Wer die beiden ersten Alben vergöttert, der wird ganz sicher auch mit dem neuen Werk von Geffen und Wilson mehr als nur zufrieden sein. Es ist eine Freude, dass die Musiker von den ausschweifenden Experimenten abgesehen und sich auf ihre eigentlichen Stärken mit einem intensiven Gefühlsspektrum besinnt haben.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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