Review Blackfield – Welcome To My DNA

  • Label: KScope
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Rock

Hat Steven Wilson endlich mal wieder Zeit für BLACKFIELD gefunden, nachdem er zuletzt mit Porcupine Tree wieder musizierte und auf Tour war sowie die Finger an den Reglern u.a. von Opeth hatte, gibt es anno 2011 das dritte Album des Duos Wilson/Geffen – auch wenn man nicht vergessen sollte, dass hinter der Musik eine komplette Band steht. Erstaunlicherweise heißt es nicht „Blackfield 3“, sondern „Welcome To My DNA“ und wenn man ehrlich ist und das wollen wir sein, ist Wilsons Anteil daran nicht annähernd so groß, wie es manchmal – wohl aus marketingtechnischen Gründen – suggeriert wird. Tatsächlich stammen ca. 90 % aus der Feder des israelischen Superstars Aviv Geffen, der in jungen Jahren bereits zu einem Idol einer gesamten Generation in seiner Heimat wurde.

So spielte er 1995 bei jener verhängnisvollen Friedensbewegung, bei der Friedensnobelpreisträger Jitzchak Rabin nach seiner Rede zur Aussöhnung zwischen Palästinensern und Israelis erschossen wurde. Dass dieser Abend immer wieder in der Musik präsent ist, ist klar, vielleicht klingt „Welcome To My DNA“ deshalb so balladesk – auch wenn ich keinerlei Anhaltspunkte habe, ob dies in den Texten in irgendeiner Art und Weise thematisiert wird. Aber balladesk ist ein gutes Stichwort, war BLACKFIELD bisher schon die eher softe und eingängige Ausgabe von Porcupine Tree und anderen Bands aus dem progressiven Bereich, wird hier bei den meisten Songs noch mal tüchtig Gas rausgenommen. Mir gefällt das, wenn ich harten Stoff hören will, ist mir Metal in der Regel lieber, so dass BLACKFIELD eine gerne genommene Auszeit von fetzenden Gitarren und Double-Bass-Einsätzen darstellen. Tatsächlich ist „Blood“ der erste Song, der so richtig aus den Puschen kommt, vorher bekommt man eine ganze Reihe von Songs geboten, bei denen Geffen und Wilson zunächst mal auf Nummer sicher gehen. Der Opener gefällt durch eine wiedererkennbare Gitarrenmelodie, die durch den Refrain führt, besonders schön anzuhören ist „Rising Of The Tide“, wohingegen „Go To Hell“ mit einem mehr als kurzen und leicht unsymphatischen Text eher etwas aus der Reihe zu fallen scheint. Insgesamt dominieren auf dem Album aber warme Akustikgitarren, mancherorts garniert durch psychedelischen Klänge, dann wird die Atmosphäre wieder durch nett arrangierte Streicher geschaffen, aber eines haben die Lieder eben alle gemein: die kommen extrem relaxt daher, eignen sich bestens zum Easy-Listening und vielleicht sogar für einen romantischen Abend mit der Freudin – falls diese bei all den ruhigen Momenten nicht einschläft.

Wer sich also nicht daran stört, elf Songs im unteren Tempobereich serviert zu bekommen und dabei auf verzerrte Gitarren ebenso wie auf eine druckvolle Kapelle verzichten kann, dafür aber – ja, das ist an dieser Stelle erlaubt und auch angebracht – kommerziell angehauchte Musik für Zwischendurch sucht, wird bei BLACKFIELD fündig. Meiner Meinung nach die beste Platte von BLACKFIELD bis hierhin, auch wenn die ganz herausstechenden Nummern wie „Hello“ und „End Of The World“ diesmal fehlen. Die Gesamtheit machts ganz einfach.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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