Review Blind Ego – Numb

Schon auf dem BLIND EGO-Debütalbum „Mirror“ präsentierte RPWL-Gitarrist und BLIND EGO-Chef Kalle Wallner einige flottere Tracks zwischen den floydigen Nummern. Sein zweites Solowerk, das auf den Titel „Numb“ hört, schließt an diese rockigen Passagen an und ist ein beinahe durchgehend gut groovendes Rockalbum mit modernem Sound geworden. „Ich hab mir das so nicht vorgenommen. Es ist einfach passiert. Ich hatte wohl einfach Lust, ein sehr rhythmisches und rockiges Werk zu schreiben“, erklärt Kalle Wallner.

Im Gegensatz zum Vorgänger findet sich diesmal auch nur ein einziger Sänger auf dem Album: Paul Wrightson (Ex-Arena) übernimmt einmal mehr den Platz hinter dem Mikro. Dafür gibt es nun zwei Bassisten, die die Arbeit unter sich aufteilen: John Jowitt (IQ, Jadis, Arena, Frost) ist zwar wieder mit von der Partie, bekommt aber Unterstützung von Sebastian Harnack, bekannt als Basser bei den Hamburger Artrockern Sylvan. Außerdem ist auf dem letzten Track „Change Reprise“ ein ganz besonderer Gast am Schlagzeug zu hören: Iggor Cavalera von den brasilianischen Metallern Sepultura. Wie es zu dieser recht ungewöhnlichen Zusammenarbeit kam? „Unsere Booking-Agentur hatte ihn für ein Konzert mit Mix Hell (Anm. d. Red.: eine anderen Band von Cavalera) in Freising gebucht. Beim Besuch in unserem Studio fand er das neue Material so gut, dass er sofort bereit war, bei einem Song mitzuwirken“.

Doch „Numb“ überzeugt auch ohne diese hervorragende Marketing-Maßnahme: Haufenweise packende Riffs, kraftvolles Drumming, interessante Arrangements und Songideen und eine hervorragende Produktion sind genügend Argumente für den Kauf. „Guilt“ schafft es beispielsweise, harte Riffs, moderne Drumloops und beinahe psychedelische Gesangsmelodien zu verbinden. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen mit Wallners RPWL-Kollege Yogi Lang, der auf „Numb“ Backgroundvocals beisteuert. Der Titeltrack „Numb“ sowie „Death“ (Anspieltipp!) erinnern zu Beginn ganz leicht an A Perfect Circle und begeistern danach mit treibendem Schlagzeug und spannenden Rhythmen. Mit „Leave“ und „Risk“ finden sich auch zwei gelungene Balladen auf der Scheibe, die Freunde des eher ruhigen und fließenden RPWL-Sounds besonders zusagen sollten, auch wenn die Pink Floyd-Keule dieses Mal nicht herausgeholt wird. Auffällig ist, dass die Stimme von Paul Wrightson viel besser zu den ruhigen Momenten der Platte passt. Dafür ist er deutlich geeigneter, als für die flotten und treibenden Songs – was auch der größte Kritikpunkt am BLIND EGO-Zweitwerk ist. Natürlich ist hier kein Heavy- oder NuMetal zu erwarten, es wird einfach moderner Rock zelebriert. Das Maximum an instrumentaler Härte erreicht die Combo im neunten Song „Torn“, der durch ein gelungenes Wechselspiel aus Riffs und melodischen Licks besticht. Hervorzuheben sind auch die sehr ordentlichen Texte, die sich mit verschiedenen menschlichen Gefühlen beschäftigen. Schön ist auch die durchgehende Idee, jedem Song dementsprechend nur ein Wort als Songtitel zu geben.

Zusammen mit dem stimmungsvollen Cover-Artwork ergibt sich somit ein gelungenes Gesamtwerk, dass sehr gut nebenbei gehört werden kann, aber auch unter dem Kopfhörer genügend Details für anhaltenden Hörspaß bereithält. Ein ordentlicher Nachfolger zu „Mirror“!

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert