Review Blues Pills – Holy Moly!

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Rock

Die bisherige Karriere der BLUES PILLS hat alles, was es für einen dramatischen Musikfilm braucht: Eine junge, multikulturelle Band aus Schweden schickt sich mit ihrer ersten EP „Bliss“ an, die Rock-Welt im Sturm zu erobern. Mit ihrem ungestümen Vintage-Rock schafft die Truppe um die stimmgewaltige Frontfrau Elin Larsson tatsächlich genau das, wofür andere Bands normalerweise mehrere Jahre brauchen. Innerhalb kürzester Zeit erleben BLUES PILLS einen rasanten Aufstieg. Presse, Fans, Labels, Veranstalter – alle reißen sich um die junge Band. Die Hallen werden größer, die Touren länger und der Druck steigt und steigt. Doch immer noch schütteln Gitarrenwunderkind Dorian Sorriaux und Frontfrau Elin Larsson Hit nach Hit aus dem Ärmel. Nach dem zweiten Album „Lady In Gold“ dann der Paukenschlag: Dorian Sorriaux verlässt die Band und widmet sich eigenen Projekten. BLUES PILLS ohne das einzigartige Gitarrenspiel des Franzosen? Undenkbar. Dementsprechend ruhig wurde es um die Truppe, einige munkelten gar schon vom Ende der BLUES PILLS. Mit diesem Cliffhanger endete der erste Teil der bisherigen Bandgeschichte. Doch jetzt hat das Warten ein Ende. Hungrig, wild und mit noch nie dagewesener Energie melden sich die Schweden mit „Holy Moly!“ zurück.

Besser hätte der Albumtitel gar nicht lauten können, ertappt man sich beim Hören der Scheibe doch mehrmals dabei, wie man einfach nur ungläubig den Kopf schüttelt. Aber von vorn. An die vakante Gitarristen-Stelle tritt nun Bassist Zack Anderson. Den Bass wiederum bedient seit letztem Jahr Kristoffer Schander. Andersons Gitarrenspiel ist deutlich direkter, wuchtiger und kantiger und gibt „Holy Moly!“ eine ganz besondere Note. Denn bereits der Opener „Proud Woman“ macht klar, dass BLUES PILLS keine Lust auf Flower-Power-Rock haben. Stattdessen gibt es knarzigen Hard Rock mit ordentlich Blues und Rhythmus. Mit „Low Road“ und „Dreaming My Life Away“ folgen die bisher härtesten Songs der Band. Treibendes Drumming, knackige Riffs und Elin Larsson in Bestform machen die Nummern zu absoluten Hits.

Damit aber nicht genug, BLUES PILLS drehen jetzt erst richtig auf. „Rhythm In The Blood“ geht direkt in die Beine, „Kiss My Past Goodbye“ ist eine Kampfansage mit fetten Riffs und Licks und „Bye Bye Birdie“ klingt wie die perfekte Mischung aus Blues und Hard Rock. So direkt, so energetisch, so angriffslustig klangen die Schweden nicht einmal auf ihrem Debüt. Fast fragt man sich wie, BLUES PILLS geklungen hätten, wenn Zack Andersson von Anfang an an der Gitarre gewesen wäre. Das Talent des gebürtigen Amerikaners ist am Bass definitiv verschwendet, dieser Mann gehört an die Gitarre.

Natürlich kommen auch die ruhigen Momente auf „Holy Moly!“ nicht zu kurz. Mit ganz viel Soul und etwas R ’n‘ B fließen „California“, „Wish I’d Known“ oder „Song From A Mourning Dove“ bittersüß aus den Boxen. Elin Larsson brilliert mit atemberaubenden Wechseln zwischen zartem Gesang und emotionalen Schreien und untermauert einmal mehr ihre Stellung als Ausnahmesängerin.

Mit „Holy Moly!“ fegen BLUES PILLS alle Zweifel weg, ob sich die gehypte Wundertruppe noch einmal aufraffen kann. Das Quartett ist alles andere als ausgebrannt, vielmehr scheint es so, als würde das Feuer so sehr brennen wie noch nie. „Holy Moly!“ hat Spielfreude, Energie, Kreativität und ist wild wie ein Raubtier. Die Auszeit hat der Band spürbar gutgetan und auch die Besetzungswechsel waren genau die richtige Wahl. Über „Holy Moly!“ lässt sich daher mit Fug und Recht behaupten: Besser klangen die BLUES PILLS noch nie.

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Wertung: 9 / 10

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