Review Blutmond – Thirteen Urban Ways 4 Groovy Bohemian Days

  • Label: Code666
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Black Metal

Wenn ein Album schon „Thirteen Urban Ways 4 Groovy Bohemian Days“ heißt, legt das doch den Verdacht nahe, dass man es zumindest nicht mit gewöhnlichem Black Metal zu tun hat. Und in der Tat, die Schweizer BLUTMOND haben sich weiterentwickelt, kann man das, was die Eidgenossen auf ihrem zweiten Album abliefern, doch kaum noch mit dem true Black Metal der Anfangstage vergleichen, an den einen der Bandname vielleicht zunächst ließe…

Dennoch sollte man sich vor einer all zu voreiligen Vergabe des Avantgarde-Siegels hüten – ist „Thirteen Urban Ways 4 Groovy Bohemian Days“ doch, fast schon wider die durch den Titel geweckten Erwartungen, über weite Strecken durchaus Black Metal im (mehr oder weniger) herkömmlichen Sinne:
Geshreddete Riffs, aggressives Drumming mit viel Doublebass und gekeiffte Vocals lassen die Platte wohl zumindest aus der Sicht eines nicht in die Geheimnisse der Szene Eingeweihten zweifelsohne in diese Genreschublade wandern – daran ändern auch ein paar ruhigere Stücke nichts, ist doch auch das mittlerweile im moderneren Black Metal keine große Besonderheit mehr – und Helnorsk Svartmetall erwartet man ja auch nicht aus Helvetia.
Und auch als in diesem Genre bewanderter Redakteur tue ich mich ehrlichgesagt schwer, „Thirteen Urban Ways 4 Groovy Bohemian Days“ als das zu sehen, als das viele das Werk einordnen wollen: Eine bahnbrechende, die Szene revolutionierende Neuerung.
Das ist, nebenbei bemerkt, in keiner Weise wertend gemeint – hat man es doch mit wirklich gut gemachtem Modern Black Metal zu tun. Doch nur, weil hier ein paar Electronic-Elemente verbaut wurden und irgendwo ein Telephon klingelt, bleibt es halt immernoch Black Metal.
Dennoch muss man, bezogen auf diese eben angesprochenen Elemente durchaus ein paar lobende Worte verlieren: BLUTMOND schaffen es nämlich, diese mit einigen rühmlichen Ausnahmen wie Mayhem, Thorns oder Dødheimsgard im Black Metal nur selten gelungen eingesetzten technoiden Elemente stimmungsvoll und elegant in den Kontext einzubauen, und ihren Kompositionen dadurch nicht nur aufgesetzte Originalität, sondern echte Tiefe zu verleihen. Auch die urbanen Sampels wie das angesprochene Telephon oder Stimmengewirr fügen sich in diese urbane Atmosphäre gut ein: Modern Black Metal ja, Avantgarde deshalb aber noch lange nicht. Aber das macht ja auch nichts.

Bei all diesen Image- beziehungsweise Stilwechseln ehemals truer Bands wie Todtgelichter oder eben BLUTMOND müsste man sich langsam fast Sorgen um den herkömmlichen Black Metal aus dem deutschsprachigen Raum machen… da dieser aber, so ehrlich muss man sein, nie oder nur in Ausnahmefällen mit den „Originalen“ aus Norwegen und Schweden mithalten konnte, ist diese Entwicklung eigentlich durchaus zu begrüßen – entwickelt die Szene so doch deutlich mehr Eigenständigkeit. Denn wo Skandinavien im traditionellen Black Metal immernoch unerreicht ist, hat der deutschsprachige Raum die Nordlichter hinsichtlich modernem Black Metal mit Erfindungen wie dem „Urban Black Metal“, den man in Skaninavien nur durch wenige Bands wie meinetwegen Lifelover vertreten findet, längst eingeholt.
„Thirteen Urban Ways 4 Groovy Bohemian Days“ ist vielleicht nicht so progressiv, wie der Titel vermuten lässt – auf alle Fälle jedoch ein lobenswertes Stück modernen Schwarzmetalls mit vielen guten und vor allem gut verarbeiteten Ideen, die dem Werk Individualität verleihen – und das ist doch, was am Ende zählt.

Wertung: 8.5 / 10

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