Das Cover von "Don't Touch The Light MMXXIII" von Bonfire

Review Bonfire – Don’t Touch The Light MMXXIII

  • Label: AFM
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Hard Rock

Geht es um Hard Rock und Heavy Metal, ist vor allem das nach allgemeinem Dafürhalten eher konservative Bayern unterrepräsentiert. Trotzdem brachte der Freistaat mit BONFIRE immerhin eine Band hervor, die sich über die Jahrzehnte einen festen Platz unter der internationalen Genre-Prominenz erarbeiten konnte. Vor allem ihre ersten drei Alben waren und sind für den Erfolg der Ingolstädter essenziell, denn die Truppe legte von 1986 bis 1989 drei Platten vor, die den Vergleich mit ähnlichen Bands aus Übersee bis heute nicht zu scheuen brauchen. Das wissen auch BONFIRE, weshalb ihre drei Referenzwerke in aktueller Besetzung mit dem Zusatz „MMXXIII“ neu eingespielt haben – diese Praxis ist nicht gerade neu, aber sie bringt doch immer wieder Spannendes hervor. Den Anfang macht – logisch – das Debüt „Don’t Touch The Light“.

Über die Qualität der Songs von „Don’t Touch The Light MMXXIII“ müssen nur wenige Worte verloren werden, denn die ist natürlich noch die Gleiche wie vor knapp 40 Jahren. Neben dem sowieso unverzichtbaren „S.D.I.“ bietet die Platte mit dem Titeltrack, „Hot To Rock“ oder „No More“ kernige und doch melodiöse Hard-Rock-Songs, wie sie für die Mitt-80er typische waren. Verglichen mit anderen Bands aus der Bundesrepublik war der Sound von BONFIRE von Anfang an stark amerikanisch geprägt, weshalb es kaum verwundert, dass Riffs und Songstrukturen ihres Erstlingswerkes stark an Größen wie Dokken erinnern.

Nach der Frischezellenkur durch Neuaufnahme klingen die Nummern nun natürlich zeitgemäß druckvoll. Schön ist, dass BONFIRE darauf geachtet haben, ihren Sound nicht weichzuspülen, weshalb vor allem die Gitarren erdig und druckvoll klingen. Das kommt insbesondere treibenden Nummern wie dem erwähnten „Hot To Rock“ oder „Starin‘ Eyes“ zugute, deren ursprüngliche Wucht gut ins Jahr 2023 übertragen wurde. Der Gesang ist hier und da ein wenig anders arrangiert und z. B. durch größere Backings erweitert worden. Das mag nicht überall notwendig gewesen sein, der Anspruch, das klassische Material nicht einfach „nur“ neu aufzunehmen, ist aber zu respektieren. Weil im Studio heute anders gearbeitet wird als 1986, hat „Don’t Touch The Light MMXXIII“ jedoch nicht den gleichen Biss wie das Original. Trotz der löblich erdigen Produktion fehlt dem Material der organische Charme der Vorlagen – das ist aber schlicht ein Zeichen der Zeit.

Nun ist „Don’t Touch The Light MMXXIII“ nicht nur die Neuaufnahme eines Klassikers, sondern auch das Einstands-Werk von Sänger Dyan Mair. Klang Ur-Sänger Claus Lessmann zu seinen besten Zeiten ähnlich wie der junge Klaus Meine (Scorpions), geht der neue Mann am Mikrofon in eine ganz andere Richtung. Während sein Vorgänger Alexx Stahl den Stil der BONFIRE-Frühphase sehr gut zu emulieren wusste, versucht Mr. Mair es gar nicht erst, sondern interpretiert die Vorlagen gänzlich neu. Mit seinem deutlich höheren – und teils auch aggressiveren – Gesang drückt er den Songs von Anfang an einen eigenen, metallischen Stempel auf. Das ist zunächst zwar gewöhnungsbedürftig, aber gar nicht verkehrt, denn das Talent des Mannes ist unüberhörbar.

Das Fazit zu Neuaufnahmen legendärer Alben ist eigentlich immer das gleiche: Kann man gut hören, aber das Original bleibt unerreicht. Allerdings war es vermutlich auch gar nicht das Ziel von BONFIRE, „Don’t Touch The Light“ zu übertreffen oder „endlich richtig hinzukriegen“. Das Debüt der bayrischen Hard-Rock-Legenden ist ein Produkt seiner Zeit und „Don’t Touch The Light MMXXIII“ seine zeitgenössische Interpretation. Die eröffnet in erster Linie einen anderen Blickwinkel auf das Material und zeigt – wer hätte es gedacht – wie die Songs klingen, wenn sie heute aufgenommen werden. Wer die Platte noch gar nicht kennt, sollte zunächst das Original nachholen, alle anderen bekommen mit „Don’t Touch The Light MMXXIII“ sicherlich keine bessere Version der Scheibe, aber auf jeden Fall eine gelungene.

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