Konzertbericht: Gotthard /w Bonfire

17.07.2013 Tollwood, München

GOTTHARD – eine Band, die für Rockfans keinerlei einführender Worte bedarf. Und bei konventionellen Radiohörern ebenfalls nicht, verfügt die Band über zahlreiche Songs, die wohl jeder kennt. So dürfte die Setliste der Schweizer bei einigen Besuchern des Tollwood-Zelts für zahlreiche Aha-Momente im Sinne von „Ach, von denen ist das…“ gesorgt haben. Durch ihre Songauswahl und eine durchdachte Show bedienen die Veteranen nicht nur ihr ureigenstes Klientel, sondern auch eben jene, die nur einen abwechslungsreichen Abend voller guter Rockmusik genießen wollen. Wahlweise stromgitarrengetrieben, akustisch oder auch mit Dudelsackverstärkung.

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Die Ingolstädter BONFIRE bekamen eine Woche vor diesem Termin die Chance, den Abend für Gotthard zu eröffnen. Da ließen sich Sänger Claus Lessmann und seine Mannen nicht zweimal bitten und sagten spontan kurzfristig zu. Eine weise Entscheidung, wie sich recht schnell herauskristallisieren sollte: Wirkte der Defiliermarsch als Beginn noch etwas gewollt, überzeugen BONFIRE anschließend mit einer rockigen Show, bei der allerdings wie in „You Make Me Feel“ die ruhigen Momente ebenfalls nicht zu kurz kommen. Bereits früh stellt Lessmann fest, dass sein Publikum an diesem Abend „sauguat drauf“ ist. Und er sollte Recht behalten: Nicht nur gemäß ihres Songs sind BONFIRE „Hot To Rock“. Das sieht man allen Protagonisten an, die sich an ihren Instrumenten routiniert und dennoch begeisternd durch ihre Show spielen und posen. Am Ende nimmt sich Lessmann zwischen zwei Stücken etwas mehr Zeit, um über das Thema Stolz zu sprechen. Ein heikles Thema in diesem Land, wie der Frontmann anmerkt. BONFIRE lassen es sich trotzdem nicht nehmen, ihr „Pride“ an diesem Abend allen Helfern bei der Flutkatastrophe zu widmen. Nach diesem kurzen Moment der Melancholie schraubt Quintett noch einmal am Tempo und präsentiert mit „S.D.I.“ einen fulminanten Hardrock-Rausschmeißer, der eine Show krönt, die sich stetig steigert und damit den Zweck einen Supportgigs vollends erfüllt.

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Setlist BONFIRE:
Tony’s Roulette
Never Mind
Hot To Rock/Don’t Touch
Fantasy
U Make Me Feel
Proud
Sweet Obsession
S.D.I.

 

 

 

 

 

Sängerwechsel spalten die Fangemeide für gemeinhin. Nach dem tragischen Tod von Steve Lee im Jahr 2010 hatten GOTTHARD allerdings nur die Möglichkeit eines Neuanfangs mit einem anderen Gesicht: Und mit dem Australier Nic Maeder haben die Eidgenossen einen würdigen Ersatz für ihren ehemaligen Fronter gefunden. In München macht der Mann mit Kopftuch seine Sache am Mikro hervorragend. Er beginnt mit furioser Unterstützung der ersten Reihen stark bei „Right On“ und „Starlight“, die zusammen mit „Remember It’s Me“ seinen bereits vorhandenen Einfluss auf dem letzten Album „Firebirth“ deutlich machen. Und live besteht der Neu-Sänger seine Feuertaufe ebenfalls. Gesanglich virtuos und stets auf Publikumsinteraktion bedacht, holt Maeder das gut gefüllte, wenngleich abgehängte Zelt schnell auf seine Seite. Perfekt ergänzt wird er dabei von seinen Gitarristen Leo Leoni und Freddy Scherer, die sich genau wie ihre Kollegen bei Bonfire regelmäßig das Bühnenlicht in der Mitte mit ihrem Sänger teilen oder es bei ihren virtuosen Einzelparts komplett für sich beanspruchen. Auch Schlagzeuger Hena Habegger erheilt seine obligatorischen fünf Minuten im Rampenlicht, doch fällt sein Solopart weniger spektulär als der seiner Bandkollegen aus. Dies tut der durchweg guten bis sehr guten Stimmung jedoch keinen Abbruch.

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Denn das Gesamtkonzept der Hardrocker funktioniert einerseits durch den Wiedererkennungswert von Songs wie „Hush“, andererseits dadurch dass sich GOTTHARD mutig zeigen und beispielsweise mit einem dreiteiligen Akustik-Block experimentieren, der ,mit „Falling“, „Tell Me“ und „Heaven“ im Vergleich zur übrigen Setliste spürbar ruhiger ausfällt. Passend dazu nimmt Maeder auf einem Stuhl Platz und rückt seine Stimme in den Vordergrund, untermalt von Streicherklängen und weißen Leinentüchern von der Decke. Das Orchester ist allerdings nur Beiwerk, da besonders das Cello kaum zu hören ist.
Gegen Ende lassen es die sechs Musiker zusammen noch einmal richtig krachen und nach einem starken „Mountain Mama“ überraschen sie die anwesende Menge im Tollwood-Zelt erneut, als unerwaret eine mehrköpfige Dudelsackkapelle die Bühne betritt und wie schon im Video zu „Yippie Aye Yay“ einer fulminanten Rockshow zum Abschluss den letzten Feinschliff verpasst. Im Zugabenblock werden schließlich alle Songs frenetisch gefeiert, „Top Of The World“ mutiert zu einem riesigen Chor und die Streicherfraktion feiert ein kurzes Comeback, ehe sich GOTTHARD um 22 Uhr verabschieden müssen – obwohl sowohl die Musiker als auch das Publikum noch ein paar weitere Stücke vertragen hätten.

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Setlist GOTTHARD:
Right On
Gone Too Far
Starlight
Remember It’s Me
Sister Moon
Hush
One Life, One Soul
The Story’s Over
Fist in Your Face
Drum Solo
Falling (akustisch)
Tell Me (akustisch)
Heaven (akustisch)
Tomorrow Just Began
Gimme Real
Mountain Mama
Dream On
Yippie Aye Yay

Master Of Illusion
Lift U Up
Anytime Anywhere

Top Of The World

Galerie: Gotthard

Publiziert am von und Uschi Joas

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