Dezember 2012

Review Brothers In Arms – Invictus

“Hardcore Still Lives” – so steht es auf meinem guten, alten Madball-Shirt geschrieben. Dass dieser Spruch mehr zeitlose Aussage denn plumper Promospruch ist, zeigten nicht zuletzt die Releases von eben Madball (Empire – 2010)oder Agnostic Front (My Life, My Way – 2011), konnten diese doch durchweg begeistern und den Kids zeigen, wie dreckig die Straßen von NYC (immer noch) sind.

Doch auch außerhalb des Big Apple sind die Straßen dunkel, die Zeiten hart und der Hardcore definitiv am Leben. Diese These zu verifizieren haben sich nun die Hamburger Jungs von BROTHERS IN ARMS aufgemacht, bewaffnet mit ihrem Debüt „Invictus“. Erst 2011 gegründet, legt die Truppe nun bereits ihr erstes Album vor, das – so viel sei schon verraten – ein Old-School-Brett vor dem Herren ist.
In ihrer kurzen Existenz konnten die Hamburger die Bühne bereits mit Größen wie Walls Of Jericho, Death Before Dishonor, Death By Stereo oder Evergreen Terrace teilen, was sicher nicht von ungefähr kommt.
Doch nun zum Wesentlichen – der Musik. Kaum hat die Scheibe angefangen sich zu drehen, knallt es auch gleich kräftig. Flottes Riff, treibendes Drumming, kurzer vokaler Einwurf (verbunden mit einem leichten ersten Break) und schon geht’s wieder in die Vollen. Die Rhythmusfraktion zeigt schon in der ersten Minute des Debüts, wohin die Reise geht –New York City ca. Ende der 80er/ Anfang der 90er.
„Pissed Off“ nennt sich der zweite Track und so klingt er auch. Der Gesang spiegelt die Lyrics eins zu eins wider, hier wird echt Wut und eine urtümliche Aggression transportiert, die man dem Sänger sofort abkauft. Thematisch geht es um die Welt und wie beschissen sie doch ist – ein ganz klassisches Thema also. Klassisch geht es auch auf „One Shot“ weiter. Eher im Midtempo gehalten wird hier mit breiten Strichen das Feindbild eines jeden Hardcore-Anhängers gezeichnet: “One shot in your head. You are a liar. You are a faker. With every second of my life I despise you.” Dass sich daran mit “BIA” die (Quasi-) Bandhymne anschließt, ist nur folgerichtig. Der Aufruf zum globalen Zusammenschluss der BROTHERS IN ARMS passt einfach ins Bild der systemkritischen Unterdrückten. “BIA is who we are. Always fighting against the law. Infiltrating the masses to fight the system. […] We are coming for you! We are Brothers In Arms!” Wen es da nicht zum Aufstand gegen das Schweinesystem reizt, dem liegt einfach nix am Hardcore!
Die technische Seite meistert der Fünfer aus der Hansestadt mit Klasse, die Riffs sind scharf, die Drums tight und alles sauber gespielt. Gleichzeitig sind die Songs so wild und unbeherrscht, dass man ihre Authentizität zu keiner Zeit anzweifelt. Auch im Bereich Sound geben BROTHERS IN ARMS sich keine Blöße. Produziert in den Hamburger Hammer Studios, klingt die Scheibe genauso, wie sie muss – klar genug, um alles differenzieren zu können, dreckig genug um Freude zu machen, und insgesamt einfach richtig fett.

Die Liebe für die Genrevorreiter wie Madball oder Agnostic Front ist (sehr) offensichtlich, stört jedoch nicht weiter, da die Umsetzung einfach nur geil ist. Hardcore in seiner ursprünglichen Form – angepisst, sozialkritisch und mit Aufruf zur Bandenbildung. In diesem Sinne: „Hardcore Still Lives“ – und wie!

Wertung: 8 / 10

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