Review Butcher Babies – Goliath

Gibt es eigentlich die Nu-Metal-Mädchen-Kombo Kitty noch? Eine spontane Internetsuche beantwortet diese Frage zwar mit ja, so richtig glauben will man es trotzdem nicht – zu lange ist das wirklich achtbare Debüt „Spit“ (1999) her, mit dem die Kanadierinnen damals für einiges Aufsehen sorgten, zu lange hat man nichts mehr von der Band gehört, obwohl das bislang letzte Album („I’ve Failed You“) erst 2011 erschien.

Dass mir dieser Bandname überhaupt wieder in Erinnerung gerufen wurde, haben Kitty den BUTCHER BABIES zu verdanken – einer Newcomer-Group aus Los Angeles, deren Debüt „Goliath“ nach US- und digitalem Release nun auch in Europa auf CD erscheint. Zwar sind die verpflichteten Instrumentalisten allesamt Männer, Parallelen zu Kitty sind dennoch unverkennbar: Hauptsächlich liegt das an den beiden Bandleaderinnen Heidi und Carla, die musikalisch durch ihr energiegeladenes Screaming, live durch ihr aufreizendes Outfit an Morgan Lander und Konsortinnen denken lassen. In letzterem dürfte auch der Grund dafür zu finden sein, dass dem Duo in den USA zuletzt überraschend viel Aufmerksamkeit zu Teil wurde und sie mit Marilyn Manson und dem Rockstar Energy Drink Mayhem Festival auf Tour gehen durften: So geizen die Girls, hauptberuflich beide beim Playboy-Konzern als Moderatorinnen tätig, live nicht mit ihren üppigen Reizen und verzichten zu Gunsten von knappen Höschen und Klebestreifen-Kreuzchen auch gerne mal auf Bühnenbekleidung im urspünglichen Sinne des Wortes.
Musikalisch bewegen sich die BUTCHER BABIES zwar mit deutlich hörbarem Djent-Einschlag eher im Metalcore-Sektor – all zu weit ist das Resultat vom Nu-Metal der Kanadierinnen jedoch auch nicht entfernt: Song für Song gibt es kräftig auf die Mütze, jedoch, um im Bild zu bleiben, ein ums andere Mal mit dem gleichen Knüppel: Hartes Riffing, aggressive Vocals, Breakdown, melodisch gesungener Vers, hartes Riffing, Schluss. Der Nächste. Dabei verkaufen sich die BUTCHER BABIES nicht einmal schlecht – im Laufe des Albums verliert man jedoch schon mal den Überblick, ob man nun bereits drei, fünf oder sieben „Hits“ abbekommen hat – denn will die musikalische Keule schon nicht brechen, so nutzt sie sich mit der Zeit doch merklich ab.

„Goliath“ hat, gänzlich bibelgetreu, seine Stärken. Diese sind hier jedoch anhand eines willkürlich gewählten Songbeispiels schnell erfasst und können dann eins zu eins auf jeden der anderen neun Tracks übertragen werden. Mag das, zugegebenermaßen, auf eine Art auch ein Qualitätsmerkmal sein – immerhin gelingt es den BUTCHER BABIES, bei zehn Versuchen nie komplett daneben zu schlagen – reicht es am Ende dennoch nicht zum Sieg. Dass Mut und Finesse bloßer Aggression manchmal überlegen sind, findet sich schließlich auch schon in 1 Samuel 17:50.

Wertung: 6.5 / 10

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