Review Caleya – These Waves Will Carry Us Home

Und wieder mal präsentieren uns Midsummer Records eine norddeutsche Perle in Form der Hamburger Band CALEYA. Die fünf Jungs um Sänger Tobi blicken bereits auf eine EP namens „Maelstrom“ aus dem Jahr 2008 und unzählige Shows quer durch die Republik zurück. In der Oldenburger Tonmeisterei (u.a. „Long Distance Calling“) zimmerten sie schließlich ihr erstes Album “These Waves Will Carry Us Home”, welches auch auf Vinyl zu haben ist. Ein Blick auf Klang und Länge der Tracknamen macht sofort deutlich wo sich die Herren musikalisch beheimatet fühlen: Im (Post-)Hardcore/Screamo.

Schon der Titeltrack zieht dabei alle Genre-Register. Wuchtig, leicht dissonant und schleppend werfen die Hanseaten dem Hörer Riff um Riff entgegen und Sänger Tobi macht mit seinen leicht hysterisch gefärbten Shouts alles richtig bis der Klargesang einsetzt. Sicherlich eine reine Geschmackssache, aber diese weinerlichen Sprechparts oder der Versuch von melodischem Gesang machen mehr kaputt als dass sie die Musik bereichern. Dabei ist diese schon ganz schön reich – reich an Variation und Raffinesse. Während sich die großen Genre Vertreter wie Cult Of Luna oder Neurosis darauf beschränken brachiale Parts mit ruhigen und atmosphärischen Passagen (diese allerdings dann auch passend besungen bzw. besprochen) abzuwechseln, zieht sich bei CALEYA ein chaotisches Element durch die Musik und verleiht ihr so die nötige Eigenständigkeit. Von Vergleichen mit eben genannter Band würde ich trotz stellenweiser Nähe deshalb auch eher Abstand nehmen. CALEYA fehlt die erhabene Kraft die Cult Of Luna ausstrahlen und auch die übermächtige Wut die immer wieder in den Stücken von Neurosis durchbricht geht dem Quintett ab. Dafür klingen CALEYA bei aller Härte stellenweise fast verspielt und bringen einen jugendlichen Charme in die Musik der die dargebotene Heftigkeit etwas konterkariert, den Zugang erschwert, das Hörerlebnis aber sehr bereichert.

Die fünf Hamburger scheuen sich nicht den Blick über die Genre Grenzen schweifen zu lassen. Neben meditativen Post-Rock Teilen, die sich sachte aufbauen, werden vor allem immer wieder langsame und tonnenschwere Doom-Riffs in die Musik eingestreut die den Kopf unweigerlich in ein schweres Mitnicken zwingen. Und auch nach dem zigsten Durchlauf erschließen sich durch die vielschichtige Komposition neue Facetten der Musik – nicht unbedingt typisch für dieses Genre.

Bereits nächstes Jahr soll der zweite Streich „Trümmermensch“ erscheinen. Nils Wittock von „The Hirsch Effekt“ wird dabei die Produktion übernehmen. Zumindest was die musikalische Qualität und auch was den Verrücktheitsgrad der Musik angeht, darf man sich also auf eine Großtat freuen. Bleibt zu hoffen, dass Sänger Tobi von den cleanen Spleenen etwas Abstand nimmt und sich gelegentlich auch in etwas tiefere Gefilde wagt. Spätestens dann sollte sich jeder von CALEYAs Wellen nach Hause tragen lassen. Bis dahin ist das Debut ein tiefgründiges und vielseitiges Album geworden, dass mindestens Lust auf mehr und über weite Strecken ziemlich viel Spaß macht: Eine unterstützenswerte Band mit einem überraschenden Debut bei einem sympathischen Label.
Antesten!

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert