Constellatia - Magisterial Romance Cover

Review Constellatia – Magisterial Romance

Selten spielte eine Band so traumhaften Post-Black-Metal wie CONSTELLATIA auf „The Language Of Limbs“ (2019). Das Debüt der südafrikanischen Gruppe, die von Mitgliedern von Wildernessking und Crow Black Sky gegründet wurde, krankte zwar an einem etwas ungelenken Aufbau und einer eher seichten Produktion, verzauberte jedoch mit seinem schwelgenden Grundton. Auch auf dem Nachfolgealbum „Magisterial Romance“, dessen Coverbild nicht grundlos ebenso gut eine Indie-Rock- oder Art-Pop-Platte zieren könnte, entlockt das Quartett der sonst so groben Stilrichtung eine Klangvielfalt von ungeahnter Schönheit.

Wie „The Language Of Limbs“ besteht auch das Zweitwerk der Band aus vier ausgedehnten Stücken, die sich über weite Strecken im getragenen Midtempo-Bereich bewegen. Stilistisch halten CONSTELLATIA an ihrer Erfolgsformel, die ihnen (zu Recht) einen Vertrag mit dem Branchenriesen Season Of Mist eingebracht hat, fest. Aus sanften, mit Unmengen an Hall versehenen Clean-Gitarren strömen in den Ruhephasen der Lieder sphärische Ambient-Texturen, wohingegen die kraftvolleren Parts mit ihren kühlen Gitarrenriffs und schwungvollen Double-Bass-Drums an einen tosenden Sturzbach denken lassen.

Selbst wenn CONSTELLATIA das volle Maß an Intensität ihrer Musik ausschöpfen, kommt darin doch nie die im Black Metal sonst so präsente Bosheit zum Vorschein. Auch die gegrölten Screams vermitteln nie den Eindruck, von Hass erfüllt zu sein, sondern scheinen vielmehr ein Ausdruck starker, mitunter sogar positiver Empfindungen zu sein. Viel Gefühl steckt auch in den schönen Einschüben, mit denen CONSTELLATIA die Songs vielseitiger gestalten, ohne dabei die einnehmende Atmosphäre der Platte zunichte zu machen. Vor allem Alison Rachels schwärmerischer Gesang, der schon das Debüt bereichert hat, und das flinke und doch unaufgeregte Solo in „Adorn“ brennen sich auf angenehme Weise ins Gedächtnis.

Obwohl die Songs einige Wendungen nehmen, sind sie doch um einiges konsistenter arrangiert als jene des Vorgängeralbums, was sich vor allem im wunderbar stimmigen Abschlusstrack „Paean Emerging“ zeigt. Produktionstechnisch ist „Magisterial Romance“ mit seinem schön vollen Klang ebenfalls einen Schritt weiter als die erste Veröffentlichung der Band.

Deafheaven mögen helle Farben und zärtliche Gefühlsausdrücke im Black-Metal-Umfeld schon 2013 mit „Sunbather“ salonfähig gemacht haben. Dennoch ist „Magisterial Romance“ in seiner berührenden Pracht eine Besonderheit. Von dem beschaulichen Coverbild über das schlüssige Songwriting und die solide Performance bis hin zum gut ausgeformten, nicht zu scharfen Sound ist das zweite Album der Südafrikaner ein rundum gelungenes Gesamtkunstwerk. CONSTELLATIA haben damit nicht unbedingt das außergewöhnlichste, aber gewiss eines der am schönsten anzuhörenden Post-Black-Metal-Werke der frühen 2020er Jahre geschaffen.

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Wertung: 8 / 10

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