Selbst gemessen an den bescheidenen Maßstäben des Metal-Undergrounds haben DAWNWALKER bislang noch keine großen Wellen geschlagen. Dabei haben die Briten durchaus einiges an sich, das heraussticht: Mit seinen Folk- und Progressive-Rock-Untertönen birgt der Post-Metal des Quartetts beträchtlichen kreativen Spielraum und zwei der Bandmitglieder haben mit Sacred Son bereits Black-Metal-Alben veröffentlicht, die mit ihren Sommerurlaub-Coverbildern noch mehr ungenierte Hipster-Vibes versprühen als Deafheavens „Sunbather“ (2013). Ihr mittlerweile viertes, in Eigenregie veröffentlichtes Album „Ages“ lässt jedoch erahnen, weshalb DAWNWALKER bisher noch nicht viel Aufsehen erregt haben.
Von außen macht „Ages“ eigentlich gar keinen so schlechten Eindruck. So geht etwa von dem blassblauen Artwork eine beinahe faszinierende Wirkung aus, die aus bis zu 13 Minuten langen Stücken und kurzen Interludes zusammengesetzte Tracklist wirkt vielversprechend und die in den Songtexten heraufbeschworene Endzeitstimmung ist der Musik deutlich anzuhören. Mal sphärische, mal dröhnende Gitarren-Sounds, die vor allem in den Zwischenspielen in Richtung Ambient schielen („Hymn“), griffige Riffs, melancholische Clean-Gitarren und kräftige Drums, die sich vereinzelt zu brachialen Blasting aufbäumen, werden von DAWNWALKER dynamisch und abwechslungsreich miteinander verknüpft.
In „Colony / A Gathering“ tritt in einer wunderbar schwerelosen Passage sogar die ansonsten eher unauffällig eingesetzte Flöte in den Vordergrund. Gesanglich wechselt die Band zwischen heiseren Screams und wehmütigen Clean-Vocals, die in Kombination mit der Instrumentierung entfernt an Fallochs „This Island, Our Funeral“ (2014) erinnern. Dem fantastischen zweiten Album ihrer schottischen Kollegen können DAWNWALKER jedoch leider weder in kompositorischer noch soundtechnischer Sicht das Wasser reichen.
Auf dem Papier mag „Ages“ alles haben, was ein gelungenes Post-Metal-Album auszeichnet – in ihrer Umsetzung sind die darin enthaltenen Songs jedoch bestenfalls solide. Mit mitreißenden und im Gedächtnis bleibenden Melodien und Wendungen können die Briten ebenso wenig dienen wie mit prägnanten Gesangslinien. Stattdessen schwappt die knapp einstündige Platte recht träge vor sich hin – manchmal vielleicht mit etwas mehr Wucht, aber doch nie wirklich eindringlich. Auch der trübe Sound ist DAWNWALKER nicht gerade eine große Hilfe dabei, das Beste aus ihrem Material herauszuholen.
Alles in allem ist „Ages“ eines dieser bedauerlichen Alben, die man nur zu gerne mögen würde, die einen letztlich aber doch völlig unbeeindruckt zurücklassen. Wären die Songs an sich bloß so interessant wie das apokalyptische Textkonzept und die Ästhetik der Platte, DAWNWALKER würden gewiss zumindest im Underground als der nächste große Geheimtipp von sich reden machen. Da man die spannenden Parts wie die Flöte in „Colony / A Gathering“ jedoch locker an einer Hand abzählen kann, haben DAWNWALKER hiermit schlussendlich nur eine weitere mittelmäßige Veröffentlichung vorgelegt, die in den Wogen der Flut an aktuellen Neuerscheinungen untergehen wird. Ein Album für die Ewigkeit ist „Ages“ eindeutig nicht.
Wertung: 5 / 10