Review Dead Lord – Surrender

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Rock

Horisont, Blues Pills, Kadavar, DEAD LORD – für Retro-Rock-Fans hält das ansonsten ziemlich verkorkste Jahr 2020 einige Schmankerl parat. Während Horisont und Blues Pills bereits sehr starke Alben abgeliefert haben, warten Kadavar-Anhänger noch gespannt darauf, was das Berliner Trio in den letzten Wochen zusammengebastelt hat. Zuerst bringen aber DEAD LORD ihr neues, schlicht „Surrender“ betiteltes Album an den Start. Die Scheibe ist der Nachfolger des 2017er-Werkes „In Ignorance We Trust“, welches von Fans und Presse eher gemischt aufgenommen wurde. Zu verkopft und langatmig waren die Songs. Daher das Wichtigste gleich vorweg: Ja, DEAD LORD haben auf „Surrender“ wieder Bock auf Rock und orientieren sich stärker am Sound der ersten beiden Alben.

Das bedeutet eine große Portion Thin-Lizzy-Gitarren, knackige Riffs und Hakim Krims unverwechselbare Stimme. Gerade Krims lässiger, leicht nöliger Gesang ist das wesentliche Unterscheidungsmerkmal, dass DEAD LORD aus der Masse an Retro-Rock-Bands hervorstechen lässt. Ähnlich wie Lupus von Kadavar lässt sich Krims Stimmfarbe schwer mit anderen Sängern vergleichen. In Anbetracht des Songwriting, ist ein solches Alleinstellungsmerkmal Gold wert für DEAD LORD. Denn hier scheiden sich immer noch die Geister: Sind die Schweden einfach nur stark beeinflusst von Thin Lizzy oder kopieren sie schamlos den Sound der irischen Legenden? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Auch „Surrender“ klingt unverwechselbar nach Thin Lizzy, wirkt dabei aber nie wie eine billige Kopie.

Positiv hervorzuheben ist auch, dass DEAD LORD auf „Surrender“ endlich wieder voll aufs Gaspedal treten. Nach dem doch etwas behäbigen „In Ignorance We Trust“ klingen knackige Rocker wie „Gonna Get Me“, „Bridges“ oder „Dystopia“ wie eine Offenbarung. Auch der melodische Vorab-Track „Evil Always Wins“ ist ein absolutes Highlight im Schaffen der Schweden: Hymnische Twin-Gitarren, bei denen sogar Iron Maiden neidisch werden können, dominieren den Song und stellen zur Abwechslung mal Krims Gesang in die zweite Reihe. Emotional wird es bei „Dark End Of The Rainbow“. Wer bei diesem dramatischen Stück nicht sofort in eine emotionale Stimmung versetzt wird, ist kälter als ein Eisblock. Mit „Authority“ werden DEAD LORD sogar politisch und prangern die Gleichförmigkeit unserer Gesellschaft an. Ein Problem, das auch in der offenen und pluralistischen Rock-/Metal-Szene immer häufiger zu beobachten ist.

DEAD LORD liefern mit „Surrender“ genau das ab, was Fans auf dem Vorgänger „In Ignorance We Trust“ vermisst haben: knackigen 70er-Rock mit fetten Riffs, flirrenden Soli und hymnischen Twin-Gitarren. Wie immer liefert Hakim Krim eine außergewöhnliche Leistung am Mikro ab und gibt jedem Song dieses gewisse DEAD-LORD-Feeling. Schade ist aber, dass auch „Surrender“ keinen absoluten Überhit aufweist. Aber lieber ein starkes Album als einen Überhit und sonst nur Füllmaterial.

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Wertung: 8 / 10

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