Review Decapitated – The Negation

  • Label: Earache
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Death Metal

„The Negation“ ist bereits das dritte reguläre Studioalbum der polnischen Death-Götter von Decapitated. Bereits mit dem Debut „Winds Of Creation“ zeigten die Jungs der ganzen Metalwelt, was sie draufhaben, damals waren die ältesten der Band übrigens gerade mal 18 Jahre jung. Das ist jedoch nicht ganz verwunderlich, genossen doch alle vier eine klassische Musikausbildung. Auf den ersten beiden Alben bot die Band anspruchsvollen, technischen Death Metal, mit vereinzelten Thrashzitaten, bei dem jedoch die Eingängigkeit nie fehlte. Genau das findet man auch auf „The Negation“, einzig die Geschwindigkeit wird hier stellenweise variiert. Mal brettern sie in einem Affentempo einen Song runter, nur um im nächsten dann in schleppendem Mid-tempo zu agieren.

Den Anfang machen Decapitated mit „The Fury“, und der Titel ist Programm. Ein dermaßen hartes, brachiales, schnelles, schlicht geiles Brett hat dieses Jahr meines Wissens noch keine Metalband auf CD gebannt. Alleine für Schlagzeuger ist das Stück ein Death Metal-Lehrstück erster Klasse (Drummer Vitek dürfte zum Zeitpunkt der Aufnahmen 19 Jahre alt gewesen sein). Für Freunde von Morbid Angel dürfte dieser ein Song ein Hochgenuss sein, aber auch allen anderen Zuhörer dürften die Kinnladen runterklappen. Das anschließende „The-Dimensional Defect“ ist langsamer als der Opener, lässt mit seinem eingängigen Stakkato-Riffing, und ab Songmitte angezogenem Tempo aber sicherlich so manches Genick brechen. „Lying And Weak“ ist zweifelsohne das schnellste Stück des Albums und ist eigentlich mehr Thrash als Death und kommt auch etwas punkig rüber. Nichtsdestotrotz ein geiler Banger.

„Sensual Sickness“ ist der einzige mittelmäßige Song der Scheibe da er, im Gegensatz zu den anderen Stücken, eher weniger Wiedererkennungs Wert hat. Einzig das nette Solo ist wirklich gelungen. Insgesamt ist mir der Song zu schleppenend und schlapp. Bei „The Calling“ steht ganz verheißungsvoll (Instrumental) daneben, was mich auf ein nettes, melodisches Instrumental Stück hoffen ließ. Vielleicht sogar recht melodisch, mit Gitarren- und Drumsolo, ja sogar Basssolo. Doch nichts da. „The Calling“ ist nicht mehr als ein gut einminütiges Piepsen, sonst nichts. Nervig ist das zudem auch noch. Meiner Meinung nach ist das Stück ein klare Fanverarsche um das Album über die 30 Minuten Grenze zu hieven und um die Tracklist voller aussehen zu lassen. Der nachfolgende Titelsong macht das aber alles wieder vergessen. Denn hier handelt es sich um mein Highlight des Albums. Auch wenn das Tempo nicht ganz so schnell ist wie beim Opener oder dritten Song, ist es ein absoluter Hit, der einfach nur zum Bangen einlädt, da er mit einem Killerriff ausgestattet ist und zudem ein Hookgigant ist. Allein dieses Lied ist den Kauf der Scheibe wert.

Bei „Long-Desired Dementia“ variieren Decapitated geschickt mit dem Tempo, was auch diesen Song zu einem Höhepunkt des Albums, sowie wiedermal das waghalsige Drumming von Vitek der hier die meisten seiner Genrekollegen locker in die Tasche steckt. Der Rausschmeißer „The Empty Throne“ ist für diesen Job bestens geeignet, denn hierbei handelt es sich wieder um eine Midtempo-Walze die absolut überzeugend von Decapitated vorgetragen wird und das schleppende, ausklingende Ende den Abschied leichter macht. Wer dann jedoch noch immer nicht genug hat soll sich einfach einen zweiten Durchgang genehmigen.

Für Freunde von brachialem, technischen Ami-Death ist „The Negation“ ein Hochgenuß, denn Decapitated spielen nicht nur diese Musik, nein, sie zelebrieren sie bis zum geht nicht mehr. Eine Meisterleistung. Der einzige richtig große Minuspunkt ist die extrem kurze Spielzeit von einer halben Stunde, die das Album nur zu einem kurzzeitigen Erlebnis macht. Zwei weitere schnelle Abrissbrinen hätten der Scheibe sicherlich gut getan, denn erst wenn diese Polen in Fahrt sind nehmen sie das Maximum aus sich und ihren Instrumenten raus und lassen die Konkurrenz endgültig hinter sich. Bis jetzt zweifellos das beste Death Metal-Album des Jahres.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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